Dass er zum Rektor gewählt werden sollte, sei ihm nicht klar gewesen, als er damals nach Tübingen fuhr, erklärte Adolf Theis bei der Feier der Universität Tübingen anlässlich seines 80. Geburtstages Mitte April in der Alten Aula. Er sei 1972 lediglich gekommen, um sich dem Senat der Universität Tübingen vorzustellen: „Als Verwaltungsbeamter bin ich nach Tübingen gekommen, als Präsident bin ich wieder gegangen“, sagte er.
„Die große Anzahl der Gäste zeigt die Bedeutung, die sie für die Universität Tübingen hatten und immer noch haben“, sagte Rektor Professor Dr. Bernd Engler in seiner Begrüßung. „Zahlreiche Weggefährten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Freunde bringen damit Ihre Verbundenheit zum Ausdruck. Sie haben die Universität nachhaltig verändert und zur Blüte geführt.“ Theis ist es zu verdanken, dass die Denkmalfächer und das Museum der Universität im Schloss Hohentübingen beheimatet sind, er machte die Informatik zu einem Hauptfach und trieb die Internationalisierung voran. „Adolf Theis ist verantwortlich für eine unserer ältesten Universitätspartnerschaften – mit der Universität in Kyoto“, erklärte Engler. Zusätzlich würdigte Engler das Engagement von Theis, die Universität Tübingen für Gesellschaft und Wirtschaft geöffnet zu haben. Seine eigene Verbundenheit zu seiner ehemaligen Wirkungsstätte zeigte der Altpräsident mit der Übergabe eines Schecks über 23.000 Euro zu Gunsten der Adolf-Theis-Stiftung. Die Stiftung dient der Förderung der internationalen Beziehungen der Universität Tübingen.
Professorin Dr. Ingrid Gamer-Wallert, seinerzeit Vizepräsidentin von Adolf Theis, erinnerte in Ihrer Laudatio an dessen über 23 Jahre dauernde Präsidentschaft: Zum ersten Mal hatte die Universität Tübingen über 20.000 Studierende zu versorgen, was besonders räumlich zu Schwierigkeiten führte: „Die Situation der Studierenden war schlecht bis dramatisch“, erklärte sie. Studentenproteste waren das Ergebnis: „Es gehörte Mut dazu, dieses Amt zu übernehmen“, sagte Gamer-Wallert. „Dazu unermessliche Arbeitsbereitschaft und Robustheit, auch im Umgang mit persönlichen Kränkungen und Beleidigungen.“ Sie erinnerte an das „phänomenale Gedächtnis“ von Adolf Theis: „Wenn ich´s nicht weiß, frag ich Theis“. Ein weiterer Merkspruch lautete: „Ohne Fleiß kein Theis“ – Adolf Theis vergab Termine von 7.30 bis spät in die Nacht, auch an den Wochenenden, und beraumte einmal sogar noch nach 22 Uhr eine Pressekonferenz ein. „Er bot allen den Dialog an – auch den Studierenden. Niemand sollte vergeblich bei ihm um einen Gesprächstermin bitten“, sagt Gamer-Wallert. Sie wies auf das Engagement von Adolf Theis für die Geisteswissenschaften ebenso wie für die Naturwissenschaften hin. Unter anderem führte er das Studium Generale wieder ein, unter seiner Leitung wurden das Studio Literatur und Theater und das Uniradio gegründet. „Vor allem der Medizin galt von Anfang an sein besonderes Interesse“, erklärte Ingrid Gamer-Wallert.
Dies ist bis heute so: Nach seinem Ausscheiden aus der Universität Tübingen gründete Adolf Theis zusammen mit seiner Frau Masako Katagami-Theis die Firma Procurand, einen Träger von privaten Senioreneinrichtungen. „Wenn ich mir überlege, was ich aus Tübingen mitgenommen habe, gibt es eines, das diese Universität beschreibt: ein ungeheures Maß an Liberalität“, erklärt der Altpräsident. „Sie vermittelt das Gespräch zwischen den Disziplinen. Was der Student von hier mitnimmt, prägt ihn.“ Auch ihm selbst ging das so: „Wenn ich ehrlich bin, dann war meine schönste Zeit meine Studienzeit“, sagte Adolf Theis zum Abschluss der Feierstunde.
Simona Steeger