Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2013: Uni intern

Platz für Gebet, Meditation und Innehalten

Neuer „Raum der Stille“ in der Universitätsbibliothek

Seit Anfang November gibt es an der Universität Tübingen einen „Raum der Stille“, den Mitglieder der Universität zum individuellen Gebet, zur Meditation oder einfach nur zum Rückzug für einen Moment der Stille nutzen können. „Der Raum der Stille steht allen Mitgliedern der Universität Tübingen offen. Er ist gedacht für Angehörige aller Glaubensrichtungen, aber auch für ein Innehalten ohne jeglichen religiösen Hintergrund“, erklärte Rektor Professor Dr. Dr. h. c. Bernd Engler bei der Einweihung des Raums, der im Übergang zwischen Bonatzbau und Hauptgebäude der Unibibliothek untergebracht ist. „Die bewusst neutrale Gestaltung soll dafür sorgen, dass jeder und jede diesen Raum zu einem eigenen Raum der Stille machen kann“, sagte Engler. Nach der Genehmigung durch den Senat wurde der Raum von einer Arbeitsgruppe der Universität Tübingen konzipiert, in der Repräsentanten der jüdischen Gemeinde, der Muslime und östlicher Religionen ebenso mitwirkten wie Vertreter der evangelischen und der katholischen Kirche. In Zusammenarbeit mit Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Tübingen, wurde ein studentischer Ideenwettbewerb durchgeführt. Im Anschluss daran übernahm die Tübinger Innenarchitektin Renate Rapp die konkrete Gestaltung und Umsetzung.

„Es handelt sich um einen Raum, der bewusst mit wenigen Materialien operiert“, erläuterte Bernd Selbmann, der Leiter von Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Tübingen. Der Raum ist mit natürlichen Materialen gestaltet: Boden und Wände sind aus Weißtanne und mit grauem und weißem Filz verkleidet. Da der Raum ursprünglich sehr hoch war, wurde die Decke tiefer gehängt. Die Einrichtung beschränkt sich auf wenige Möbelstücke, um den Nutzern möglichst viel Freiheit bei der Gestaltung ihrer Ruhephase zu lassen. Drei Holzquader mit Filzverkleidung können als Sitzgelegenheiten genutzt werden, ein zugleich als Raumtrenner dienendes Regal bildet die Garderobe. Wer liegen oder auf dem Boden sitzen will, bringt sich selbst eine entsprechende Unterlage mit. Durch die Isolierung mit Holz und Filz sind nur wenige Geräusche vom lebhaften Betrieb in der Universitätsbibliothek vor der Tür zu hören. „Das war eine tolle Herausforderung für mich, weil ich einen solchen Auftrag noch nie übernommen hatte“, berichtete Renate Rapp bei der Einweihung des Raumes. „Die breiten Stufen, die zum Eingang des Raums führen, sollen dafür sorgen, dass sich der Besucher bewusst für das Betreten des Raumes entscheidet“, erklärte Rapp.

„Es hat bisher ein Ort gefehlt, an dem Menschen unterschiedlicher Weltanschauungen und Religionen Ruhe finden können. Ein Raum, in dem man einfach nur „sein“ kann, ohne bestimmte Ansprüche erfüllen zu müssen“, meint Pradnya Bivalkar, die im Fachbereich Literatur und Medien promoviert und der Planungsgruppe für den Raum der Stille beratend zur Seite stand.

Johannes Baral