Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2016 – 22.03.2016
Editorial
Liebe Leserinnen,
liebe Leser,
die Zahl der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit teils sehr kurzfristigen Zeitverträgen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Die Kritik an diesem Zustand ist parallel dazu immer lauter geworden. Um gegenzusteuern novellierte der Gesetzgeber zum Jahreswechsel 2015/16 das Wissenschaftszeitvertragsgesetz. Das neue Gesetz schreibt vor, die in den Arbeitsverträgen für den wissenschaftlichen Nachwuchs vereinbarte Befristung sei „jeweils so zu bemessen, dass sie der angestrebten Qualifizierung angemessen“ sei. Im Hinblick auf Nachwuchsstellen, die aus Drittmitteln finanziert werden, heißt es, ihre „Befristungsdauer soll der Dauer der Mittelbewilligung entsprechen“.
Das neue Gesetz stellt aus meiner Sicht einen guten Kompromiss zwischen den Interessen der Wissenschaft und denen des wissenschaftlichen Nachwuchses dar. Man darf als positiv hervorheben, dass die Novelle nicht die bewährte Praxis an den Hochschulen konterkariert: Promotions- und Postdoc-Phasen sind Zeiten, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich bewähren müssen. Sie sind zugleich Phasen der Bestenauslese, an deren Ende nur die fähigsten Köpfe dauerhaft in der Universität bleiben sollen. Auch in Zukunft wird nicht jeder Nachwuchsforscher eine Dauerstelle erhalten. Zugleich macht das neue Gesetz aber auch deutlich, dass die oft kritisierte Praxis von Kurzzeit- und Kettenverträgen keine Zukunft hat.
Die Universität Tübingen nimmt die Vorgaben des neuen Gesetzes ernst. Daher erarbeiten wir derzeit eine Selbstverpflichtung zur Befristung von Arbeitsverträgen. Wir werden darin dem Grundsatz folgen, dass die Arbeitsverträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die für ein Drittmittelprojekt eingestellt werden, sich in der Laufzeit an der Projektdauer orientieren; und dass beispielsweise Doktoranden, die eine Qualifikationsstelle erhalten, nicht mit einem Arbeitsvertrag von sechs Monaten Laufzeit starten. Verträge mit einer Laufzeit von unter zwei Jahren werden wir nur noch in begründeten Ausnahmefällen zulassen. Wesentliches Element dieser Selbstverpflichtung wird es also sein, sachlich nicht zu rechtfertigende und sich aneinander reihende Kurzzeitverträge zu verhindern und Beschäftigungsverhältnisse zu schaffen, die allen Beteiligten mehr Planungssicherheit bringen. Ich möchte, dass sich begabte junge Menschen trotz aller Risiken auch weiterhin für eine Karriere in der Wissenschaft entscheiden. Unsere Selbstverpflichtung ist ein wichtiger Baustein, um ihnen diesen Weg zu ebnen.
Professor Dr. Bernd Engler
Rektor
..............................................................................................................................................................
Schwerpunkt Flüchtlinge
Neue Stabsstelle Flüchtlingskoordination
Das Rektorat der Universität Tübingen hat Mitte Oktober eine Stabsstelle für Flüchtlingskoordination eingerichtet. Diese koordiniert die Angebote der Universität für geflüchtete Menschen und arbeitet eng mit externen Trägern von Angeboten für Flüchtlinge im Kreis Tübingen zusammen. Derzeit ist ein Konzept für ein zweisemestriges Vorstudium für studierwillige Flüchtlinge in Vorbereitung. Das Vorstudium soll zum Wintersemester 2016/17 starten und 25 bis maximal 50 Plätze umfassen. [mehr]
Gute Integrationschancen für studierende Flüchtlinge
Schätzungsweise rund die Hälfte der Flüchtlinge, die derzeit in der Region leben, haben ein hohes Bildungsniveau. Viele von ihnen möchten gerne in Deutschland ein Studium beginnen oder weiterführen. An der Universität Tübingen arbeitet man daran, dies möglich zu machen. [mehr]
Gleichberechtigte Patientenkommunikation
Die Zahl der Patientinnen und Patienten, die weder Deutsch noch Englisch verstehen oder sprechen, nimmt am Universitätsklinikum Tübingen UKT stetig zu, darunter sind viele Geflüchtete. Die Verständigung zwischen Ärzten, Pflegepersonal und Patienten ist in diesen Fällen häufig kompliziert. Mit dem Projekt „Gleichberechtigte Patientenkommunikation“ will das UKT deshalb Studierende der Medizin, die eine Fremdsprache – etwa Arabisch – beherrschen, zu Dolmetscherinnen und Dolmetschern ausbilden. Denn, so Projektleiterin Sabine Eulerich, „nur weil jemand der Sprache nicht mächtig ist, darf er nicht in seinem Recht auf medizinische Versorgung benachteiligt werden“. [mehr]
Forschen im Schatten des Krieges
Der Krieg in Syrien macht wissenschaftliche Forschung vor Ort unmöglich. Wissenschaftler des Instituts für die Kulturen des Alten Orients (IANES) holen deshalb syrische Kollegen nach Deutschland. Hier können sie in sicherer Umgebung weiterarbeiten und ihre Erkenntnisse später beim Wiederaufbau für Syrien einsetzen. [mehr]
Eine neue Chance
An der Universität Tübingen gibt es insgesamt fünf Frauen und Männer, die am Stipendienprogramm des Landes für syrische Studierende teilnehmen. Luise Loges hat zwei von ihnen für „Uni Tübingen aktuell“ interviewt. [mehr]
Foto-Ausstellung über Flüchtlingslager im Libanon
Das Museum der Universität Tübingen MUT zeigt vom 23. März bis 1. Mai 2016 die Wanderausstellung „Ganz nah aber weit genug – Flüchtlinge im Libanon“ im Kabinettraum des Schlosses Hohentübingen. Die Ausstellung von Fotografien wurde von der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) erarbeitet, darunter sind auch Arbeiten der Tübinger Journalistin und Alumna der Universität Jessica Gehring. [mehr]
Therapeutenausbildung im Nordirak zur Behandlung traumatisierter Flüchtlinge
Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg unterstützt die Ausbildung von Therapeutinnen und Therapeuten in der baden-württembergischen Partnerprovinz Dohuk im Nordirak. Wissenschaftliche Partner sind die Duale Hochschule Baden-Württemberg und die Universität Tübingen. An der Entwicklung des Ausbildungskonzepts ist auch Professor Dr. Martin Hautzinger vom Arbeitsbereich Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Tübingen beteiligt. [mehr]
Forschung
„Tübingen Research Campus“ – gemeinsam für den Forschungsstandort
Mehr Austausch, mehr Kooperation, mehr Service: Gemeinsam wollen die Universität Tübingen, das Universitätsklinikum Tübingen und die außeruniversitären Forschungseinrichtungen den Standort Tübingen international voranbringen und haben dazu im Februar den „Tübingen Research Campus“ gegründet. Ziel ist es, die Zusammenarbeit über die institutionellen Grenzen hinweg zu fördern, das Profil des Forschungsstandorts Tübingen weiter zu schärfen und ihn für Wissenschaftler aus aller Welt noch attraktiver zu machen. [mehr]
Jean Monnet Centre of Excellence für Universität Tübingen
An der Universität Tübingen hat das Jean Monnet Centre of Excellence “Positioning Regions and Regionalism in a Democratic Europe” (PRRIDE) seine Arbeit aufgenommen. Das interdisziplinär ausgerichtete Forschungszentrum setzt die Arbeit des Jean Monnet Lehrstuhls von Professorin Dr. Gabriele Abels am Institut für Politikwissenschaft fort. Der Fokus von PRRIDE liegt auf der Rolle, die Regionen und Regionalisierungsprozesse im Rahmen der Europäischen Integration spielen. Die Jean Monnet Centres of Excellence werden von der Europäischen Kommission im Rahmen des ErasmusPlus-Programms gefördert. [mehr]
Gebremst und abgelenkt: Die Windparks und der Wind auf dem Meer
Im Forschungsprojekt WIPAFF (Windpark Fernfeld) untersucht ein Wissenschaftlerteam, wie sich Offshore-Anlagen gegenseitig beeinflussen. Teil des Teams ist auch Professor Dr. Jens Bange vom Zentrum für Angewandte Geowissenschaften der Universität Tübingen mit seiner Arbeitsgruppe Umweltphysik. [mehr]
Jagdstrategien der frühen Menschen
Der spanische Archäozoologe Dr. Antonio Rodríguez-Hidalgo ist der 18. Träger des Tübinger Förderpreises für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie. In seiner ausgezeichneten Doktorarbeit hat er rekonstruiert, wie Menschen vor 400.000 Jahren ganze Bisonherden erlegen konnten. [mehr]
Zentrum für Gender- und Diversitätsforschung: Schnittstelle zwischen Forschung und Wissensvermittlung
Vor rund drei Jahren wurde das Zentrum für Gender- und Diversitätsforschung (ZGD) als zentrale Einrichtung der Universität Tübingen gegründet. Aufgabe des ZGD ist es, fakultätsübergreifend den Austausch zwischen Geistes-, Sozial-, Kultur- und Naturwissenschaften zu fördern. [mehr]
Strukturen, die sich verwandeln
Shih-Yuan Liu ist Professor für Chemie am Boston College in den USA und aktuell als Träger des Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreises der Humboldt-Stiftung zu Gast an der Universität Tübingen. Seit 2008 kennt er seinen Gastgeber am Institut für Organische Chemie, Professor Dr. Holger Bettinger. Die Forschung der zwei Chemiker überschneidet sich auf dem Gebiet der reaktiven Zwischenstufen des Benzol-Moleküls. [mehr]
Forschungsmeldungen
Eröffnung des DZNE-Gebäudes für Hirnforschung – Bund fördert Zentrum für Islamische Theologie für weitere fünf Jahre – Drei Tübinger Wissenschaftlerinnen bei Wrangell-Programm erfolgreich – 15,7 Millionen Euro für Werner Siemens Imaging Center – Grundsteinlegung für das neue Geo- und Umweltforschungszentrum der Universität Tübingen – Neues Forschungsnetzwerk geht Verschwörungstheorien auf den Grund [mehr]
Studium und Lehre
Neues aus der Studentenabteilung
Seit Oktober 2015 ist Thomas Bonenberger neuer Leiter der Studentenabteilung der Universität Tübingen. Im Interview mit „Uni Tübingen aktuell“ spricht er über die Einführung des neuen Campus-Portals ALMA und weitere zentrale Projekte seiner Abteilung. [mehr]
Tübingen Digital Teaching Lab (TüDiLab) wird im Sommer eröffnet
Im Sommer 2016 wird das Tübingen Digital Teaching Lab (TüDiLab) an der Universität Tübingen eröffnet. Mit dem TüDiLab sollen angehende Lehrkräfte aller Fächer für den medienbasierten Unterricht fit gemacht werden. Lehramtsstudierende erhalten die Möglichkeit, digitale Unterrichtskonzepte mit für Schulen typischen digitalen Medien im Rahmen von Seminaren zu erproben und weiterzuentwickeln. [mehr]
Leibniz Kolleg wird wieder Teil der Universität
Das renommierte und bundesweit bekannte Tübinger Leibniz Kolleg wird Teil der Universität. Die Universität wird den Kollegbetrieb mit Wirkung zum 1. Oktober 2016 übernehmen. Ziel ist es, das Kolleg inhaltlich weiterzuentwickeln und in seiner Existenz langfristig abzusichern. Das Leibniz Kolleg ist eine Einrichtung zur Studienvorbereitung vielseitig interessierter junger Menschen. [mehr]
Uni intern
Ausbildungsberuf Buchbinder: Fingerspitzengefühl, Geduld und Respekt gegenüber dem Material
In der neuen Serie „Ausbildungsplatz Universität Tübingen“ stellt „Uni Tübingen“ aktuell diesmal den Beruf des Buchbinders vor. [mehr]
Neue Wickeltische an der Universität
An der Universität Tübingen sind jetzt 50 Klappwickeltischen installiert worden, in den meisten Fällen befinden sie sich in den Damen- und Herrentoiletten. Die jeweiligen Toiletten wurden mit Aufklebern versehen, um sie für die Eltern zu kennzeichnen. [mehr]
Leute
Neu berufen an die Universität Tübingen
Professorin Dr. Claudia Bohrmann-Linde (Tübingen School of Education) – Professor Dr. Michael Droege (Juristische Fakultät) – Professor Dr. Rembert Eufe (Philosophische Fakultät) – Professor Dr. Gerald Kretzschmar (Evangelisch-Theologische Fakultät) – Juniorprofessor Dr. Christian Manger (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät) – Professorin Dr. Hannah Markwig (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät) – Professorin Dr. Marion Müller (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät) – Professor Dr. Christoph Randler (Tübingen School of Education) – Professor Dr. Johannes Rau (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät) – Professor Dr. Michael Schüßler (Katholisch-Theologische Fakultät) [mehr]
Pakistanische Universität widmet Tübinger Wissenschaftler ein Forschungszentrum
Die pakistanische Universität Karatschi hat dem Tübinger Biochemiker Professor Dr. Wolfgang Voelter ein Forschungsgebäude gewidmet: Der „Prof. Wolfgang Voelter Laboratories Complex“ wurde Mitte Februar bei einem Festakt mit 600 Gästen durch die deutsche Botschafterin Ina Lepel offiziell eröffnet. [mehr]
Nestor der kirchenhistorischen Forschung in Tübingen und Experte für die Theologie des ausgehenden 15. Jahrhunderts
Zum Tode von Professor Dr. Wilfrid Werbeck ein Nachruf von Volker Leppin [mehr]
Personalnachrichten (Rufe, Ehrungen, Jubiläen)
[mehr]
Forum
Umfangreiches Bauprogramm für Talcampus vereinbart
Das baden-württembergische Finanzministerium und die Universität haben sich Ende 2015 auf ein umfangreiches Bau- und Sanierungsprogramm für den Campus Tal geeinigt. Unter anderem verabredeten beide Seiten, die Mensa Wilhelmstraße zu sanieren und in ihrer Funktion als Mensa zu erhalten. [mehr]
Diversity-Audit „Vielfalt gestalten“
Seit Anfang 2015 nimmt die Universität Tübingen am Diversity-Audit „Vielfalt gestalten“ teil, das durch den Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft angeboten wird. Dies soll dazu beitragen, dass sich die Universität besser auf die zunehmende Vielfalt der Lebenswege und -umstände ihrer Studierenden einstellen kann. [mehr]
Wallander goes opera
Unter dem Motto „Wallander goes opera“ bringt die Universität Tübingen im Sommer 2016 den Kriminalkommissar Kurt Wallander das erste Mal als Opernfigur auf die Bühne. Die Figur des Kurt Wallander basiert ursprünglich auf den Romanen des im vergangenen Jahr verstorbenen schwedischen Autors Henning Mankell. An dessen letztes Buch knüpft die aktuell entstehende Oper „W – The Truth Beyond“ an und erzählt die Geschichte mit neuem Stoff weiter: Die Idee zur Umsetzung stammt von Philipp Amelung, dem Universitätsmusikdirektor und Leiter des Collegium Musicums der Universität Tübingen. [mehr]