Feinstaubbelastung, Lärm, Treibhausgase – die Gründe, die gegen das Autofahren sprechen, sind vielfältig. Die Universität Tübingen begrüßt daher einen Umstieg auf umweltfreundlichere Transportmittel. Um herauszufinden, wie dies gelingen kann, hat der Tübinger Geograph Udo Wagner im Auftrag der Universitätsleitung die Mobilitäts- und Parkraumsituation an der Universität untersucht. Die Studie „Mobilität an der Universität Tübingen“ wurde vom EMAS-Mobilitätsteam „UNImobil“ begleitet. Welche Wünsche die Beschäftigten und Studierenden haben, stellten die Projektbeteiligten Ende November der Öffentlichkeit vor.
Einige Erkenntnisse lieferte eine Umfrage im Rahmen der Mobilitätsstudie, an der 1077 Beschäftigte (elf Prozent aller Beschäftigten) und 1383 Studierende (5,2 Prozent aller Studierenden) teilnahmen. Demnach fahren 32 Prozent der Beschäftigten, die sich an der Umfrage beteiligt haben, mit dem Auto zur Universität – zusammengenommen genauso viele wie diejenigen, die mit dem Fahrrad (22,4 Prozent) und zu Fuß (11,8 Prozent) kommen. Ungefähr ein Drittel der befragten Beschäftigten nutzt den öffentlichen Personennahverkehr (18,1 Prozent Bus, bzw. zehn Prozent Zug). Als wichtigste Gründe für ihre Verkehrsmittelwahl nennen die Beschäftigten Fahrtdauer (79,3 Prozent) und Flexibilität (64,6 Prozent). Mehr als die Hälfte der Beschäftigten (54,6 Prozent) legt auf dem Arbeitsweg eine Strecke von weniger als zehn Kilometern zurück. Raum für Verbesserungen sehen sie bei der Taktung, Kapazität und Anschlusssicherheit der öffentlichen Verkehrsmittel. Gleichzeitig wünschen sich viele der befragten Beschäftigten aber auch überdachte und sichere Fahrradstellplätze am Arbeitsplatz sowie bessere Radwege, vor allem innerhalb Tübingens. Das Jobticket empfinden viele Beschäftigte zwar als ein gutes Angebot, das sie gerne aber nur monatsweise beziehen würden – gerade in den Wintermonaten als Ersatz für andere Fortbewegungsmittel. Auffallend ist der Einfluss des ÖPNV-Angebots auf das Verhalten der Pendler: Verfügt der Wohnort über einen Bahnanschluss, so fahren 29 Prozent der Beschäftigten mit dem Zug nach Tübingen und 43 Prozent mit dem Auto. Ohne Bahnanschluss kommen 64 Prozent mit dem Pkw.
Die Studierenden, die an der Umfrage teilgenommen haben, wohnen zu fast zwei Dritteln (64,3 Prozent) in der Stadt Tübingen und bewegen sich im Vergleich zu den Beschäftigten deutlich umweltfreundlicher fort: Mehr als die Hälfte der befragten Studierenden (52,3 Prozent) benutzt öffentliche Verkehrsmittel auf dem Weg zur Universität, ein gutes Drittel fährt Fahrrad (21,9 Prozent) oder geht zu Fuß (13,8 Prozent) und nur 11,8 Prozent nutzen Autos oder andere motorisierte Fahrzeuge. Bei den Aspekten der Verkehrsmittelwahl ist für sie auch die Fahrtdauer ausschlaggebend (86,8 Prozent), Kosten (73,2 Prozent) und Erreichbarkeit (65,4 Prozent) spielen zusätzlich eine große Rolle. Größtenteils sehen die befragten Studierenden an ähnlichen Stellen Verbesserungsbedarf wie die Beschäftigten, steuern aber mit dem Wunsch nach späteren ÖPNV-Verbindungen zwischen Universität und Wohnort (42 Prozent) und besseren Anschlussverbindungen (40 Prozent) neue Aspekte bei.
Einig waren sich die befragten Studierenden und Beschäftigten am Standort Sand, dass dieser besser mit öffentlichen Verkehrsmitteln an die Morgenstelle angebunden sein sollte. „Erfolgversprechend scheint vor allem ein ÖPNV-Angebot zu sein, das umsteigefreie Verbindungen ermöglicht. Im Hinblick auf den Umweltschutz würde eine verbesserte Infrastruktur für Radfahrer dieses Angebot in idealer Weise ergänzen“, sagt Hedwig Ogrzewalla, Umweltkoordinatorin der Universität Tübingen.
Doch auch für Autofahrer besteht laut Studie Handlungsbedarf. „Es gibt nach wie vor zu wenig Parkplätze, und mit dem Wegfall des Südparkplatzes auf der Morgenstelle hat sich die Situation noch verschärft“, sagt Dr. Andreas Rothfuß, Kanzler der Universität Tübingen.
Mareike Manzke
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Hedwig Ogrzewalla
Universität Tübingen
Umweltkoordinatorin
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