Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters

Untere Havel und Donaumoos: ‚Gescheiterte‘ oder ‚gelungene‘ Kultivierung von Auen und Mooren?

Eine vergleichende Analyse

Dieses Projekt ist Teil des DFG-Schwerpunktprogramms „Auf dem Weg zur fluvialen Anthroposphäre“ (SPP 2361).

In den 1790er-Jahren herrschte im Altbayerischen Donaumoos Hochbetrieb: Das Moor wurde auf Wunsch von Kurfürst Karl Theodor kultiviert. Gräben wurden gezogen, Kanäle gebaut und die zuvor kargen und häufig überschwemmten Flächen durch Entwässerung für den Menschen nutzbar gemacht. Darauf folgte die Gründung von „Moorkolonien“ und deren Besiedlung durch Menschen aus der Umgebung, aber auch von weiter weg, meist aus der Pfalz. Diesem Unternehmen waren genaue Planungen durch die „Donaumooskulturkommission“ vorausgegangen: Vermessungen, Kartierungen, Beschreibungen der Landschaft, Vorgehensplanung, Kostenaufstellungen etc. Diese Unterlagen haben sich bis heute zum Großteil erhalten und liegen zumeist im Staatsarchiv Augsburg.

Ähnliche Kultivierungsbestrebungen hatte es in Brandenburg-Preußen bereits sehr früh im 18. Jahrhundert gegeben: Ab 1713 schon war das Havelländische Luch kultiviert worden. Im weiteren Verlauf des Jahrhunderts folgten im Bereich der Unteren Havel unter anderem das Rhinluch und das Dossebruch. Auch hier haben sich viele Akten archivalisch erhalten.

In beiden Regionen leben heutzutage noch immer Menschen, die entwässerten Böden werden landwirtschaftlich genutzt – allerdings gibt es daran auch Kritik. Planungen zu Renaturierung der Böden stehen häufig den Forderungen der Anwohner, weiter zu entwässern, entgegen.

Im Projekt „Untere Havel und Donaumoos: ‚Gescheiterte‘ oder ‚gelungene‘ Kultivierung von Auen und Mooren? – Eine vergleichende Analyse“ werden beide Gebiete untersucht – historisch-archäologisch, aber auch durch andere beteiligte Disziplinen wie die Biologie, Geologie oder Physische Geographie. Es handelt sich also um ein multidisziplinäres Projekt, das in das von der DFG geförderte Schwerpunktprogramm 2361 „Auf dem Weg zur fluvialen Anthroposphäre“ (Förderzeitraum 2023-2025) eingebettet ist.

Unser Projekt verfolgt zwei große Ziele. 1) Wir untersuchen die unterschiedliche Vorgehensweise bei der Nutzbarmachung und auch das verschiedene Verhalten der Moor- und Auenböden in beiden Regionen. Auch die durch die Kultivierungsmaßnahmen verursachten Umweltprobleme stehen im Blick des Projektes: durch Urbarmachung von Moorboden werden CO2 und auch N2O freigesetzt. Dies hat durch den dabei in Gang gesetzten Treibhauseffekt einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Natur. 2) Wie wurden die Moore Donaumoos und Havelländisches Luch vor den landesfürstlichen Melorationsmaßnahmen, also in Mittelalter und früher Neuzeit, genutzt?