Institute of Prehistory, Early History and Medieval Archaeology

In fernen Höhen - Hochgebirgsarchäologie in Osttirol

Im Sommer 2013 fand vom 02.-12. September unter der Leitung von Univ. Prof. Dr. Harald Stadler vom Institut für Archäologien der Universität Innsbruck eine Hochgebirgsgrabung statt, an denen auch 2 Tübinger Archäologie Studenten teilgenommen haben.

Das Untersuchungsgebiet lag 2300 m über NN am sogen. Potschepol in der Gemeinde Ainet (Österreich, Osttirol) unterhalb des Alkuser Sees. Umgeben von einer malerischen Landschaft wurden schon in vorangegangenen Grabungskampagnen einige Schnitte geöffnet. Dieses Jahr wurden drei vielversprechende weiter untersucht:

Eine verstürzte Hirtenhütte mit Feuerstelle, die erste bisher bekannte in Osttirol auf dieser Höhe: Es handelt sich um eine noch rechteckig erkennbare, ursprünglich trockengemauerte zerfallene Struktur, an die ein bzw. mehrere Viehpferche anschließen. Anhand der Mauersteine die noch in-situ im Versturz vorlagen ließ sich die Hütte teilweise rekonstruieren. Im Innenraum der Hütte wurden schon Jahre zuvor grob entnommene Holzkohleproben einer Feuerstelle ins 2.Jh vor und 1. Jh. n. Chr. datiert. Diese Feuerstelle wurde mit einem Suchschnitt im Innenraum und durch die Mauer der Hütte näher untersucht und freigelegt. Für die nächste Kampagne ist eine Ausweitung des Schnittes auf die gesamte Hütte angedacht.

 

Eine Struktur, die sich immer deutlicher als identifiziert hat: Anfangs war noch fraglich wie hier ein mögliches Gebäude ausgesehen und welche Funktion es gehabt haben könnte. Während der Ausgrabung traten immer wieder Holzkohlekonzentrationen zu Tage und in einem Suchschnitt ließ sich später eine einen halben Meter dicke Holzkohleschicht nachweisen. In dieser befanden sich mehrere Fragmente calcinierter Knochenfragmente, die auf eine Opferplatzstruktur hinweisen. Die weitere Untersuchung dieser stellt für nächstes Jahr eine spannende Aufgabe dar.

Die Arbeit im Hochgebirge stellt den Archäologen vor andere Probleme und Fragestellungen, als dies auf Grabungen im Tal der Fall ist. Es muss eine starke Veränderung der Landschaft durch Gletscherbildung und –schmelze angenommen und berücksichtigt werden. Zudem muss bei der Grabungsmethodik die sehr langsame Humusbildung (1cm pro 1000 Jahre) berücksichtigt werden.

Die Grabung gab so einen interessanten Einblick in das spannende Feld der Hochgebirgsarchäologie, welches im Tübinger Raum – nachvollziehbarer Weise – nicht zugänglich ist. Selten ergibt sich die Möglichkeit in solch einer schönen Umgebung zu arbeiten.

M. Burghardt & L. Gaiser

Homepage des Institutes für Archäologien in Innsbruck