Uni-Tübingen

Forschungsprojekte des SFB 833

Bereich A

Systemimmanente Dynamik: Kontextabhängigkeit und Bedeutungsvariabilität

Die Bedeutung sprachlicher Einheiten weist einen hohen Grad an Variabilität und Offenheit auf. Diese Bedeutungsunbestimmtheit wird im Sprachgebrauch über kontextabhängige Deutungen zugunsten einer nur sehr geringen Varianz aufgelöst. Wie diese Bestimmung spezifischer Bedeutungen zustande kommt, ist insbesondere für die Domäne des Satzes noch weitgehend ungeklärt. Welche sprachlichen Mechanismen sind für solche kontextabhängigen Interpretationen verantwortlich? Wie interagieren kombinatorische Prinzipien der Satzbedeutung mit pragmatischen Strategien bei der Berechnung von Bedeutung?

Projekte im Bereich A

Projekt A1 (Maienborn): Kombinatorische Bedeutungsvariation an der Semantik/Pragmatik-Schnittstelle

Projekt A2 (Bauer/Beck): Möglichkeiten und Grenzen der Interpretierbarkeit im Kontext

Projekt A3 (Hinrichs): Korpusbasierte semantische Kompositionsmodelle für Phrasen

Projekt A4 (Meurers): Bedeutungsvergleich im Kontext: Generalisierung von Informationsstruktur und Bezugstext

Projekt A5 (Rapp): Bedeutungskonstitution bei infiniten Verbalstrukturen: Variablenbelegung und Bedeutungsanreicherung bei Infinitkonstruktionen und anderen Einbettungsstrukturen

Projekt A7 (Winkler): Fokus and Extraktion in komplexen Konstruktionen und Inselkonfigurationen


Bereich B

Dynamik kognitiver Prozesse: Prozessabhängigkeit und kognitive Verarbeitung

Über die Eigenschaften der kognitiven Prozesse, die auf sprachlichen Strukturen ablaufen, ist im Bereich der Syntax einiges bekannt; über Prozesse der semantischen Verarbeitung, insbesondere der Bedeutungskomposition, wissen wir weit weniger. Eine zentrale Frage ist, wie die angenommene Inkrementalität der kognitiven Prozesse mit Theorien der kompositionalen Verarbeitung in Einklang gebracht werden kann. Bestehende Deutungen des Fregeschen Kompositionsprinzips orientieren sich am Satz als Ganzem und blenden die zeitliche Dimension der semantischen Verarbeitung meist völlig aus; zu fragen ist daher u.a. nach Größe und Natur der subsententiellen Einheiten, auf die sich verschiedene Aspekte einer inkrementellen Berechnung von Bedeutung beziehen, sowie nach den Prozessen, die die eigentliche Komposition von Bedeutung in der Zeit steuern.

Projekte im Bereich B

Projekt B1 (Hohaus/Stolterfoht/Ulrich): Inkrementalität semantischer Verarbeitung

Projekt B2 (Bott/Franke/Jäger/Janczyk): Zeitverlauf der Verarbeitung von Präsuppositionen

Projekt B4 (Kaup/Leuthold): Simulationsansatz des Sprachverstehens: Komposition von Bedeutung

Projekt B5 (Lidzba/Winkler/Krägeloh-Mann): Syntax und Semantik reorganisierter Sprache und ihre neuronale Architektur (2009-2013)

Projekt B7 (Ulrich/Maienborn): Sprachverarbeitung und Zeitkognition

Projekt B8 (Stolterfoht): Position und Interpretation: Syntaktische, semantische und informationsstrukturelle Beschränkungen für die Verarbeitung von Adjunkten (2011-2021)

Projekt B9 (Friedrich/Weber): Nicht-wörtliche Bedeutung in den Griff bekommen: Dynamisches Verstehen von idiomatischen Ausdrücken bei Sprachlernenden (2014-2021)


Bereich C

Systemverändernde Dynamik: Einzelsprachabhängigkeit und semantische Variation

Überlegungen zur Sprachvariation richten sich traditionell auf die Bereiche von Morphologie und Syntax; interpretationsbezogene Mechanismen gelten demgegenüber gemeinhin als universal. Jedoch weichen die von den Einzelsprachen bereitgestellten Strukturen zum Ausdruck desselben Sachverhalts oft stark voneinander ab, sodass auch bei den von einer Grammatik gesteuerten Interpretationsmechanismen mit Sprachvariation zu rechnen ist. Was sind die Möglichkeiten und Grenzen dieser semantischen Variation? Wo und wie sind die Optionen für derartige Variation in der Einzelsprache lokalisiert? Wie haben sich diese Formen von Sprachverschiedenheit entwickelt und in welcher Weise ist Wandel möglich? Wieweit unterliegt dieser Wandel seinerseits universalen Gesetzen oder Tendenzen?

Projekte im Bereich C

Projekt C1 (Beck): Variation in der Interpretationskomponente der Grammatik

Projekt C2 (Berger): Verbalaspekt im Kontext: Kontextuelle Dynamisierung vs. Grammatik

Projekt C3 (Kabatek): Variation und Dynamik nominaler Determination (2009-2014)

Projekt C4 (Koch/Jäger/Winter-Froemel/Dessì Schmid): Ambiguitätsphänomene in der Diachronie romanischer Sprachen: Verb und Aktanten /  Ambiguitätsphänomene in der Diachronie und im typologischen Vergleich: Existenz und Lokalisierung (2009-2017)

Projekt C6 (Axel-Tober/Featherston): Ausdrucksmittel extra-propositionaler Bedeutungen: Diachronie und Synchronie (2013-2021)

Projekt C7 (Dessì Schmid/Mihatsch): Verbale und nominale Aspektualität zwischen Lexikon und Grammatik (2015-2021)