Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2022 – 18.05.2022

Editorial

Liebe Leserinnen,
liebe Leser,

von der Öffentlichkeit nur wenig beachtet hat die Bundesregierung vor einem Jahr die „Initiative Digitale Bildung“ gestartet. Bestandteile sind unter anderem der Aufbau einer Nationalen Bildungsplattform, der Digitalpakt Schule sowie der Aufbau einer Cloud-Lösung für digitale Lehr- und Lernangebote. Allein für den Digitalpakt Schule, mit dem die IT-Ausstattung von Schulen verbessert werden soll, stellt der Bund rund 6,5 Milliarden Euro zur Verfügung. FDP, Grüne und SPD haben sich in ihrem Koalitionsvertrag im Herbst 2021 darauf geeinigt, die entsprechenden Programme bis 2030 fortzusetzen.

Es dürfte kaum einen Lebensbereich geben, in dem die Potenziale der Digitalisierung so groß sind wie im Bildungsbereich. Zugleich dürfte es kaum einen Lebensbereich geben, in dem die Ängste vor den negativen Auswirkungen der Digitalisierung ähnlich groß sind. Dabei haben die vergangenen beiden Jahre eindrucksvoll gezeigt, was Bildungseinrichtungen mit einer guten IT gerade in Krisenzeiten zu leisten vermögen. Schulen und Hochschulen auf der ganzen Welt konnten während der Pandemie ihr Unterrichtsangebot nur dank einer fortgeschrittenen Digitalisierung aufrechterhalten. Und hunderttausende ukrainische Schüler, die aufgrund von Flucht und Vertreibung derzeit über halb Europa verstreut sind, halten dank digitaler Angebote erfolgreich Kontakt zu ihren Lehrkräften und erhalten Unterricht nach Lehrplan. 

Vor diesem Hintergrund hat sich die Universität Tübingen entschlossen, ihre Anstrengungen auf diesem Feld nochmals zu verstärken und ein Zentrum für Digitale Bildung zu gründen. Unser Ziel wird es sein, mit dem Zentrum digital-gestützte innovative Lehr-Lernmethoden für unterschiedliche Zielgruppen zu entwickeln, zu erforschen und in die Praxis zu transferieren. Die am Zentrum tätigen Forscherinnen und Forscher werden ihren Fokus dabei nicht allein auf Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen richten, sondern gemäß dem Grundsatz des lebenslangen Lernens auf Menschen aller Altersgruppen. 

Das Zentrum kann dabei auf eine Vielzahl vor Ort bereits bestehender Strukturen und Kompetenzen aufbauen. Dazu zählen unter anderem die Tübingen School of Education, das LEAD Graduate School & Research Network, das Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung, das Leibniz-Institut für Wissensmedien oder das Dr. K.H. Eberle Zentrum für Digitale Kompetenzen. Ein großer Vorteil Tübingens beim Aufbau des Zentrums ist nicht zuletzt die Stärke unserer Informatik, einschließlich der Künstlichen Intelligenz und des Maschinellen Lernens. Tübingen hat damit aufgrund seiner starken Bildungsforschung und aufgrund unserer enormen Potenziale im Bereich der Informationstechnologie gute Chancen, eine bundesweit führende Rolle auf dem Zukunftsfeld der Digitalisierung im Bildungsbereich zu spielen. 

Digitale Medien beherrschen die Lebenswirklichkeit der meisten Schülerinnen und Schüler, auch wenn das unter Eltern und Großeltern nicht immer auf Begeisterung stößt. Der kluge Satz des Journalisten Günther Jauch bleibt unumstößlich wahr: „Bildung kann man nicht downloaden.“ Trotz aller Skepsis darf man aber nicht übersehen, dass die Digitalisierung des Bildungsbereichs – vielleicht zum ersten Mal in der Geschichte – die Chance bietet auf einen Zugang zu den besten Bildungsangeboten für alle Menschen, unbeeinflusst vom Einkommen, Wohnort oder sozialem Status. Die Digitalisierung des Bildungsbereichs kann damit einen wesentlichen Beitrag zu Chancengerechtigkeit und sozialem Zusammenhalt in unserem Land leisten.

Viel Vergnügen bei der Lektüre des Newsletters wünscht Ihnen

Ihr
Professor Dr. Bernd Engler, Rektor


Forschung

Eine Nische für die Neuzeit

Archäologie ist mehr als nur frühe Menschheitsgeschichte: Auch die jüngste Vergangenheit kann Gegenstand ihrer Forschung sein. Mit einem Projekt zu NS-Arbeitsstätten auf der Schwäbischen Alb ist Tübingen eine von wenigen deutschen Universitäten, die in der zeitgeschichtlichen Archäologie aktiv sind. [mehr]

Long COVID: Wenn auch nach einer Corona-Infektion Beschwerden bleiben

Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Geschmacksverlust – warum leiden manche Menschen noch Monate nach einer durchgestandenen Corona-Infektion an diesen Beschwerden? Eine Studie am Universitätsklinikum ging dieser Frage auf den Grund. [mehr]

Große Erfolge beim Einwerben von Drittmitteln: ERC Grants und Graduiertenkollegs

Von Aristoteles bis zur Bekämpfung von Pflanzenviren – drei ganz unterschiedliche Projekte in der Philosophie, der Linguistik und der Molekularbiologie erhalten eine Finanzierung  des Europäischen Forschungsrats. Zudem fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft zwei neue Graduiertenkollegs in Tübingen. [mehr]

Meteorologische Messdaten für die Planung neuer Windparks

Welche Auswirkungen hat der Bau von Windparks vor der Küste auf die Windströmungen über dem Meer? Um diese Frage zu beantworten, haben Tübinger Umweltphysiker mit einem unbemannten Flugsystem meteorologische Messdaten über der Nordsee gesammelt. Partner im Projekt X-Wakes war das Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung in Bremen. [mehr]

Spektakuläre Deckengemälde im Tempel von Esna entdeckt

Geier mit ausgebreiteten Schwingen und gekrönte Kobras: Deutsche und ägyptische Forscher haben im Tempel von Esna in Oberägypten eine Serie farbenprächtiger Deckenbilder freigelegt. Die insgesamt 46 reliefartigen Bilder stellen altägyptische Göttinnen dar. [mehr]


Studium und Lehre

Aus der Ukraine nach Tübingen

17 ukrainische Austauschstudierende sind seit Ausbruch des Krieges in ihrer Heimat in Tübingen angekommen, darunter auch Daryna Kukhar und Kateryna Mytrofanova. Mit Maximilian von Platen sprachen die beiden über ihre Reise nach Deutschland, kämpfende Kommilitonen und die Unterstützung, die sie in Tübingen erfahren. [mehr]

Globalisierung verstehen

Eine Weltreise mit Avataren: Das neue Lehrprogramm „Global Awareness Education” vermittelt auch spielerisch, was die weltweiten Verflechtungen heute für uns bedeuten und wie wir den entsprechenden Herausforderungen begegnen können. [mehr]

„Hochschulen sollen stärker als Partner für das lebensbegleitende Lernen genutzt werden“

Vermittlerin zwischen Unternehmen und Universität: Regional- und Fachvernetzerin Nicole Folger im Interview über die ressortübergreifende Weiterbildungsoffensive WEITER.mit.BILDUNG@BW des Landes Baden-Württemberg. [mehr]


Uni intern

Für mehr Diversität und eine „Kultur der Antidiskriminierung“ 

Die Universität Tübingen hat in den letzten Jahren Maßnahmen auf den Weg gebracht, um für Diversität im Hochschulalltag zu sensibilisieren und etwaigen Benachteiligungen entgegenzuwirken. Dafür hat der Stifterverband die Universität erneut mit dem Zertifikat „Vielfalt gestalten“ ausgezeichnet. [mehr]


Alumni Tübingen

„‚Frei leben – ohne Gewalt‘ gehisst!“

Die Bundesgeschäftsführerin und Vorständin von TERRE DES FEMMES Christa Stolle berichtet über ihr Studium in Tübingen, ihre Anfänge als Menschenrechts- und Frauenaktivistin sowie über aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen im Kampf für die Gleichstellung von Mädchen und Frauen. [mehr]


Leute

Karla Pollmann wird neue Rektorin der Universität Tübingen

Die Universität Tübingen wird künftig von einer Frau geführt: Professorin Karla Pollmann tritt am 1. Oktober 2022 als neue Rektorin die Nachfolge von Professor Bernd Engler an. Die gebürtige Tübingerin, derzeit Dekanin der Faculty of Arts an der University of Bristol, wird die erste Rektorin in der 545-jährigen Geschichte der Universität. [mehr]

Ursula Schwitalla zur Ehrensenatorin der Universität Tübingen ernannt

Die Universität Tübingen hat die Ehrensenatorinnenwürde an Dr. Ursula Schwitalla BDA a.o. verliehen. Die Kunsthistorikerin wurde für ihr langjähriges Engagement für die Vermittlung und Förderung von Kunst und Architektur an der Universität ausgezeichnet. [mehr]

Vorkämpfer für die Theologie der Befreiung und bedeutender Pastoraltheologe

Zum Tode von Professor Dr. Norbert Greinacher ein Nachruf von Matthias Möhring-Hesse und Michael Schüßler [mehr]

Doyen der deutschen Arterioskleroseforschung

Zum Tode von Professor Dr. Eberhard L. Betz ein Nachruf von Richard Meyermann und Helmut Heinle [mehr]

Bibel und Archäologie verbunden

Zum Tode von Professor Dr. Siegfried Mittmann ein Nachruf von Jens Kamlah [mehr]

Ausgräber der altägyptischen Nekropole von Sakkara

Zum Tode von Dr. Ramadan Badry Hussein ein Nachruf von Karl G. Rijkhoek [mehr]

Personalnachrichten (Rufe, Ehrungen, Jubiläen)

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Forum

Dr. Leopold Lucas-Preis 2022 für Judaistin Maren Niehoff

Die Historikerin, Judaistin, Religions- und Literaturwissenschaftlerin Maren R. Niehoff von der Hebrew University in Jerusalem wurde mit dem diesjährigen Dr. Leopold Lucas-Preis der Evangelisch-Theologischen Fakultät ausgezeichnet. Bei der Feier zur Preisverleihung wurden nachträglich auch die Preise der Jahre 2020 und 2021 überreicht. [mehr]

Meldungen Forum

Science and Innovation Days – Studium Generale – Kinder-Uni – HSP-RadCHALLENGE – Fotowettbewerb zum Thema Littering – Unterstützung für Studierende aus der Ukraine – Jahresbericht erschienen – Doris Dörrie bei der Mediendozentur – Tübinale 2022 [mehr]