Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2023: Leute


Juniorprofessorin Dr. Carola Lorea

Juniorprofessur für Religious Studies / Rethinking Global Religion (Philosophische Fakultät) 

Seit Februar hat Carola Lorea die Juniorprofessur für Religious Studies / Rethinking Global Religion an der philosophischen Fakultät angetreten. 

Sie machte 2010 ihren Master in Orientalischen Sprachen und Kultur an der La Sapienza University in Rom und wurde dort auch promoviert, in einem gemeinsamen Begutachtungsverfahren mit der Jadavpur University in Kalkutta. Sie erhielt Forschungsstipendien des IIAS in Leiden (Niederlande), der Gonda-Stiftung und des Südasien-Instituts (Universität Heidelberg), um ihre Studien über mündliche Traditionen über Grenzen hinweg fortzusetzen. 2018 ging sie als Visiting Professor an die Jawaharlal Nehru University in Neu-Delhi. Von 2018 bis 2022 war sie als ARI-Research Fellow an der National University of Singapur. Seit Beginn ihres Studiums hat Carola Lorea durch Feldforschung insgesamt zehn Jahre in Bengalen gelebt. 

Carola Lorea geht davon aus, dass Töne, Gesänge oder Erzählungen die menschliche Erinnerung und Identität stärker prägen als religiöse Dogmen. Sie erforscht Sängerinnen und Sänger, Performer, Priesterinnen und Priester aus unteren Kasten oder „Unberührbarer“ in Indien, Bangladesch und der Adamanensee. Eine der Traditionen, die sie studiert, ist als "Baul" bekannt. Ihre religiösen Wurzeln liegen im mystischen Islam und tantrischen Buddhismus. Häufig muss Carola Lorea ihren den sehr mobilen Bauls hinterher reisen, nimmt ihre Erzählungen und Lieder auf, digitalisiert und analysiert sie. Auch Kultgegenstände, Malereien oder Instrumente wie die einsaitige Gitarre der Bauls gehören zu ihrem Forschungsfeld. Ihre Aufnahmen der Bauls im Golf von Bengalen sind über einen open access-Datenbank in der British Library abrufbar. 

Viele der von Carola Lorea erforschten religiösen Praktiken folgen einer tantrischen Tradition und damit der Vorstellung, dass unser Körper ein Mikrokosmos ist, über dessen Erleben wir Zugang zum Makrokosmos, dem Universum, erlangen. In Kürze erscheint ihr Buch „Ethnography of Tantra“ im Verlag der State University of New York – die erste Analyse der tantrischen Tradition aus ethnografischer Perspektive. 

Tilman Wörtz


Professor Dr. Sebastian Wolf

Professur für Molekulare Biologie der Pflanzen (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät) 

Sebastian Wolf war bereits seit 2021 als Heisenberg Fellow am Zentrum für Molekularbiologie der Pflanzen (ZMPB) der Universität Tübingen und wurde nun zum Wintersemester auf eine Professur berufen.

Von 1999 bis 2006 hat er Biologie an der Universität Heidelberg studiert und wurde dort 2009 bei Professor Rausch vom Centre for Organismal Studies promoviert. Nach einer Station in Versailles beim Institut national de la recherche agronomique (INRA) kehrte er 2013 nach Heidelberg mit einem Emmy Noether-Stipendium zurück. Von 2019 bis 2021 leitete er eine eigene Forschungsgruppe am Centre for Organismal Studies (COS) der Universität Heidelberg und wurde 2021 Heisenberg Fellow der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zur Vorbereitung auf eine Berufung.

Sebastian Wolf erforscht, wie Signale in der Zellwand von Pflanzen erzeugt werden, dann mit den Regelmechanismen im Inneren der Zelle interagieren und Wachstum und Stressverarbeitung steuern. Die Pflanze, mit der Sebastian Wolf und seine Forschungsgruppe am meisten arbeitet, ist Arabidopsis thaliana. Er forscht aber auch an der Pflanzengattung Miscanthus, die allgemein als sehr vielversprechend für die Herstellung von Biomasse gilt, da sie mit relativ wenig Input viel Biomasse erzeugt. 

Tilman Wörtz


Professor Dr. Christian V. Witt

Professur für Reformationsgeschichte und Mittelalter (Evangelisch-Theologische Fakultät)

Christian Witt hat zum Wintersemester 2022/2023 seine Professur für Reformationsgeschichte und Mittelalter an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen angetreten. 

Er studierte von 2001 bis 2006 an der Bergischen Universität und der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal evangelische Theologie, Geschichtswissenschaft und Erziehungswissenschaft. 2010 wurde er an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal im Fach Kirchengeschichte zum Dr. theol. promoviert. Nach Stationen als Wissenschaftlicher Mitarbeiter in Wuppertal, Bonn und Köln absolvierte er sein Lehramtsreferendariat, das er mit dem Zweiten Staatsexamen für das Gymnasiallehramt abschloss. Von 2012 bis 2017 war er erneut als Wissenschaftlicher Mitarbeiter in Wuppertal am Lehrstuhl für Kirchengeschichte und Systematische Theologie tätig. Er habilitierte sich 2015 an der dortigen Kirchlichen Hochschule und erhielt die Lehrerlaubnis für das Fach Kirchengeschichte. Seinen Weg setzte Witt 2017 am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte in Mainz fort und wurde 2018 Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Im Wintersemester 2021/2022 übernahm er die Vertretung des Lehrstuhls Kirchengeschichte I: Reformationsgeschichte und Mittelalter an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen. Auf diesen Lehrstuhl wurde er auch berufen und nun zum Universitätsprofessor ernannt.

In seiner Forschung beschäftigt sich Christian Witt derzeit mit der Frage, welchen Einfluss kirchliche Ordnungstheorien im Mittelalter auf die Entstehung der politischen Vorstellung von Nation und Nationalstaat hatten. Daneben setzt er sich seit vielen Jahren mit Deutungen von Ehe und Sexualität in der evangelischen Theologie seit der Reformation auseinander. Zudem denkt er im Anschluss an soziologische und historische Theoriedebatten darüber nach, ob nicht Geschichtstheologien und -philosophien eine weit größere Bedeutung für die (kirchen-)historische Arbeit haben, als gemeinhin eingestanden wird. Die dahinter liegende Frage nach der teleologischen Bindung der Geschichtsschreibung kennzeichnet zurzeit sein Interesse auch an geschichtstheoretischen Problemstellungen.

Tilman Wörtz


Professor Dr. Bernd Lethaus

Professur für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (Medizinische Fakultät)

Professor Bernd Lethaus hat im September seine W3-Professur für Mund- Kiefer- und Gesichtschirurgie an der Medizinischen Fakultät angetreten. Darüber leitet er die Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Universitätsklinikum Tübingen.

Lethaus (Jahrgang 1972) hat von 1993 bis 1999 Humanmedizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg studiert. Im Anschluss folgte ein Studium der Zahnmedizin ebenfalls an der Universität Erlangen-Nürnberg, das er 2003 abschloss. Seine erste Promotion zum Dr. med. absolvierte er im Jahr 2001 an der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsklinik Erlangen. 2006 folgte die Promotion zum Dr. med. dent. ebenfalls an der Universitätsklinik Erlangen. Sechs Jahre später folgte die Habilitation im Fach Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an der RWTH Aachen. 2016 kam ein Masterabschluss in Health Business Administration an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg hinzu. 2018 folgte die Ruferteilung auf den Lehrstuhl für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie an der Universität Leipzig, bevor er an die Universität Tübingen wechselte.

Seine berufliche Karriere begann 1999 am Universitätsklinikum Erlangen in der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Nach Stationen als Arzt im Praktikum und als wissenschaftlicher Assistent folgte von 2003 bis 2005 eine Assistenzarztzeit in der Klinik für Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen am Klinikum Stuttgart. 2005 schloss er die Ausbildung zum Facharzt für Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie sowie zum Fachzahnarzt für Oralchirurgie ab. Zwischen 2006 und 2008 arbeitete er als Oberarzt in Stuttgart bevor er 2009 zum stellvertretenden Klinikdirektor und Leitenden Oberarzt in der Abteilung für Zahn-, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Maastricht University Medical Centre (Niederlanden) berufen wurde. 2012 wechselte er als Stellvertretender Klinikdirektor und Leitender Oberarzt an die Klinik für Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie der Universitätsklinik Aachen. Zuletzt war er Direktor der Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie am Universitätsklinikum Leipzig.

Sein Forschungs- und Klinikschwerpunkt liegt im Bereich der Onkologie und zwar insbesondere in der Etablierung neuer Rekonstruktionsmethoden unter Einbeziehung stammzellbasierter Tissue-Engineering-Verfahren. Hierzu konnte Lethaus im Bereich der Hart-, aber auch Weichgewebeherstellung erste Ergebnisse publizieren. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Implementierung von Gefäßsystemen. Des Weiteren hat er und sein Team eine Arbeitsgruppe etabliert, die sich mit der Bedeutung von Tumorstammzellen im Bereich der Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinome unter Berücksichtigung des Einflusses von Exosomen beschäftigt.

Für seine zukünftige Tätigkeit an der Medizinischen Fakultät und dem Universitätsklinikum Tübingen erachtet Herr Lethaus die Einbindung von KI und Augmented Reality als wegweisend für seine Profession. Da die Mund-, Kiefer,- und Gesichtschirurgie schon immer ein sehr technikaffines Fach war, geht er davon aus, dass hier neue Impulse gesetzt werden müssen, die das Fach auf ein neues Niveau heben.

Steven Pohl


Professor Dr. Hendrik Rosewich

Professur für Neuropädiatrie (Medizinische Fakultät)

Professor Dr. Hendrik Rosewich hat zum September seine W3-Professur für Neuropädiatrie an der Medizinischen Fakultät angetreten. Darüber hinaus übernimmt er die Leitung der Kinderheilkunde III - Neuropädiatrie, Entwicklungsneurologie Allgemeinpädiatrie, Endokrinologie, Diabetologie und Sozialpädiatrie am Universitätsklinikum Tübingen.

Rosewich (Jahrgang 1976) hat von 1996 bis 2003 Humanmedizin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf studiert. Es folgte ein Forschungsaufenthalt an der Johns Hopkins University in Baltimore (USA). Im Anschluss wechselte er an die Georg-August-Universität in Göttingen, wo er ein Jahr später seine Dissertation an der Medizinischen Fakultät abschloss. 2014 habilitierte er zum Thema „Klinische und genetische Charakterisierung ATP1A3-assoziierter Erkrankungen“ an der Medizinischen Fakultät. 2021 erhielt Rosewich eine außerplanmäßige Professur in Göttingen. 

Sein beruflicher Werdegang begann am Zentrum Kinderheilkunde und Jugendmedizin an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), wo er seine Facharztausbildung für Kinder- und Jugendmedizin 2009 abschloss. Zwischen 2009 und 2014 absolvierte er seine Schwerpunktausbildung Neuropädiatrie in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Abteilung für Neuropädiatrie, der Universitätsmedizin Göttingen. Um insbesondere neurometabolische Krankheitsbilder mit hepatologischem und gastrointestinalem Phänotyp und deren zugrunde liegenden Pathomechanismen noch besser zu verstehen, absolvierte Prof. Rosewich eine zusätzliche Ausbildung zum Kinder-Gastroenterologen an der Universitätsmedizin Göttingen sowie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Prof. Rosewich etablierte an der UMG eine Kindergastroenterologie und leitete die Kinder-Endoskopie. 2015 wurde Rosewich Oberarzt in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Göttingen, wo er 2021 die Funktion als leitender Oberarzt übernahm. Bereits seit 2020 ist er zudem stellvertretender klinischer Leiter des einzigen Deutschen Zentrums für Multiple Sklerose im Kindes- und Jugendalter.  

Sein Forschungs- und Klinikschwerpunkt liegt im Bereich der neurometabolischen und neurogenetischen Erkrankungen sowie seltener Bewegungsstörungen. So konnten Rosewich und sein Forschungsteam im Bereich monogenetischer Erkrankungen eine Expertise aufbauen. Hier insbesondere bei jenen Erkrankungen, die durch Mutationen in Genen verursacht werden, die nahezu ausschließlich neuronenspezifisch exprimiert werden. Unter der Anwendung modernster Kulturmethoden für aus humanen induzierbaren pluripotenten Stammzellen (hiPSCs) reprogrammierte Neuronen sowie 3D-Zellkulturen (Bioengineered Neuronal Organoids, BENOs) möchte er eine Plattform sowohl für die Entschlüsselung der zugrundeliegende Pathomechanismen als auch für Drug-Screening-Programme aufbauen. Schlussendlich geht es ihm darum, ein besseres Verständnis mutationsspezifischer Veränderungen zu schaffen, um dadurch spezifische Therapien entwickeln zu können. Prof. Rosewichs Ziel ist es, gemeinsam mit seinen neuen Kolleginnen und Kollegen am UKT und den herausragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im exzellenten Forschungsumfeld, und hier insbesondere im Tübinger NeuroCampus (TNC), Patientinnen und Patienten mit häufigen und seltenen neurologischen Erkrankung Hoffnung auf eine Therapie zu geben. 

Vor seinem Wechsel ist es unter seinem Mitwirken gelungen, dass Göttingen als einer der sieben Standorte des neuen Deutschen Zentrums für Kinder- und Jugendgesundheit (DZKJ) von einem internationalen Gutachtergremium ausgewählt wurde. Seine im DZKJ geplanten Projekte mit neurowissenschaftlichem Schwerpunkt sollen zukünftig neue Forschungskooperationen von DZKJ und UKT ermöglichen.

Steven Pohl