Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2023: Studium und Lehre

Einstufungstests und Sprachübungen digital entwerfen und auswerten

Gemeinschaftsprojekt DLTPT sorgt für Qualitätssicherung in der Sprachausbildung

Können S___  diesen Lückent____ sinnvoll ergä____? Fast könnte dieser Satz in einem C-Test stehen. C-Tests, eine Art Lückentext, sind ein etabliertes Format in der Fremdsprachenausbildung, um das Sprachniveau von Lernenden vor Kursbeginn einschätzen zu können. Mit der Plattform DLTPT, kurz für Digitalised Language Teaching & Proficiency Testing, hat ein Tübinger Team diese Einstufungstests nun vereinfacht: Durch automatisiertes Erstellen, Korrigieren und Auswerten sparen Lehrende Zeit; Studierende können die Tests von überall her online am PC absolvieren. Auch weitere Sprachübungen für unterschiedliche Niveaus und Lernaspekte lassen sich mit DLTPT entwerfen. Derzeit sind mit Arabisch, Chinesisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch, Spanisch und Ukrainisch bereits neun Sprachen im System.

„Tests und Übungen wurden bislang oft mühsam manuell erstellt,“ erklärt Dr. Claudia Duttlinger vom Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung und dem LEAD-Forschungsnetzwerk der Universität Tübingen, die das DLTPT-Projekt koordiniert. Mit dem digitalen Tool können Lehrende nun einzelne Parameter festlegen, um Übungen generieren zu lassen. So lässt sich etwa bei C-Tests bestimmen, ob die Lücken am Wortanfang oder -ende stehen, und bei Übungen, welche Wortarten wie oft getilgt werden. Das Spektrum umfasst auch Single-out-Übungen – Welcher Begriff passt nicht in eine Reihe? –, Übersetzungen sowie Hörverstehens- und Schreibaufgaben. Die automatisierte Erstellung erleichtert es, Übungen für die individuelle Förderung anzupassen. Auch die Korrektur läuft automatisch, nur bei komplexen Übungen, etwa im freien Schreiben, müssen Lehrkräfte noch selbst in der Plattform verbessern. Die Automatisierung trägt auch zur Qualitätssicherung bei, „denn Lehrende bekommen Messwerte mit Aussage“, sagt Duttlinger. So kann eine Fehleranalyse z.B. aufzeigen, welche Grammatikfehler gemacht wurden, oder Wissenslücken einer Kursgruppe identifizieren, etwa wenn Fachvokabular nicht bekannt ist. Studierende sollen zukünftig neben der Anzeige eines Fehlers auch Hinweise auf die Art des Fehlers bekommen. Trotz aller Vorteile der Online-Plattform gilt: „Sprachunterricht darf nicht ausschließlich digital sein. DLTPT kann den Präsenzunterricht aber sinnvoll ergänzen,“ so Duttlinger.

Die Bedarfe in der Sprachausbildung kennt Duttlinger gut. Zunächst noch als Leiterin des Fremdsprachenzentrums entwickelte sie in Kooperation mit Professor Detmar Meurers aus der Tübinger Computerlinguistik den „C-Test-Editor“, der C-Tests in vier Sprachen erstellte. 2020 wechselte Duttlinger zu LEAD, wo der Editor zu DLTPT weiterentwickelt wurde. Die Plattform ist inzwischen eine Uni-übergreifende Kooperation: Durch Claudia Duttlingers Mitarbeit bei UNIcert®, Qualitätssiegel und Akkreditierungsagentur für die Fremdsprachenausbildung an Hochschulen, hatte sie gute Kontakte zu Sprach-Expertinnen und Experten anderer Universitäten. Mit diesen rief sie einzelne Sprach-Arbeitsgruppen ins Leben, die in regelmäßigen Treffen Fragen rund um DLTPT-Inhalte diskutieren. Ein großes Plus der Zusammenarbeit liegt darin, dass es zunehmend validierte Tests gibt, Texte also, deren Nutzen sich im Einsatz in der Sprachlehre nachweislich gezeigt hat. Nun gilt es, diesen Bestand zu erweitern: Für welches Niveau ist ein Text geeignet, ist er eher allgemein- oder fachsprachlich? Darf er rechtlich verwendet werden? Mit jeder neuen Sprache, die ins System kommt, stellen sich weitere Fragen, etwa zum Umgang mit Akzenten im Französischen oder den diakritischen Zeichen der arabischen Sprache. „Hier bietet die Vernetzung einen großen Mehrwert,“ sagt Duttlinger. Etwa 20 Unis sind bislang an der Plattform und ihrer Weiterentwicklung beteiligt.

DLTPT ist für Hochschulen kostenfrei nutzbar, bald sollen Schulen und mittelfristig auch Bildungseinrichtungen wie Volkshochschulen die Möglichkeit zur Nutzung bekommen. Ab 2024 ist eine Jahresgebühr zur Deckung der laufenden Kosten angedacht. Weitere Funktionalitäten oder Sprachen könnten je nach Nutzerbedarf dazukommen – die Plattform bleibt ein Gemeinschaftsprojekt.

Tina Schäfer

Weitere Informationen

Webseite zum Projekt Digitalised Language Teaching & Proficiency Testing