Vergangene Lehrveranstaltungen im WS 2013/14

Hier finden Sie das Lehrangebot für das Wintersemester 2013/14.

Vorlesungen

Seelsorgelehre und Religionspsychologie

Prof. Dr. Birgit Weyel

2st., Di 8-10 Uhr, SR 10

Die Vorlesung bietet einen Überblick über die Geschichte und die klassischen Positionen der evangelischen Seelsorgelehre. Einen Schwerpunkt bilden gegenwärtige Fragestellungen, wie z.B. Biografiearbeit, die Renaissance der Beichte, Seelsorge durch Medien, Bewältigung von Krisen und Umgang mit Krankheit. Da die psychologische Perspektive auf religiöse Phänomene von der Seelsorgelehre zwar zu unterscheiden ist, aber eine wichtige Rolle für diese spielt, wird auch umfassend in die Religionspsychologie eingeführt.

Seminare

Die Predigt als religiöse Rede. Homiletisches Hauptseminar

Prof. Dr. Birgit Weyel; Dr. Kristin Merle (in zwei Gruppen)

2st., Do 14-16 Uhr

Was bedeutet es, die Predigt als eine öffentliche religiöse Rede im Gottesdienst zu verstehen? Wie kann die rhetorische Dimension der Predigt bei der Gestaltung fruchtbar gemacht werden? Diese Frage wird sich wie ein roter Faden durch das Seminar ziehen. Neben der Wahrnehmung von homiletischen Theorien und liturgischen Konzepten, sollen eigene Predigten vorgestellt und besprochen werden. Konstitutiv für das Seminar sind drei gemeinsam gestaltete Sonntagsgottesdienste in Tübinger Gemeinden: 15. Dezember (Pfrondorf), 26. Januar (Albert-Schweitzer) und 02. Februar (Stephanus).

Diakonie gestern und heute - Konzepte und Konkretionen

Prof. Dr. Birgit Weyel (zusammen mit Prof. Kampmann)

2st., Do 16-18 Uhr (mit zwei Exkursionen)

Die Diakonie versteht sich einerseits als "Lebens- und Wesensäußerung" der Kirche, andererseits ist sie Teil der öffentlichen Wohlfahrtspflege in einem Sozialstaat, der mehr und mehr religiös und weltanschaulich pluralisiert verfasst ist. Das Seminar geht den Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlichen Entwicklungen und dem theologischen Selbstverständnis der Diakonie nach. Ein Schwerpunkt liegt auf den gegenwartsbezogenen Fragen nach dem christlichen Profil der Diakonie, dem Verhältnis von Nächstenliebe und Management, Gemeindediakonie und Freier Wohlfahrtspflege. Wie können Kirche und Diakonie (wieder) stärker zusammenarbeiten, und welche Impulse kann die Kirchentheorie von der Diakonie (z.B. Freiwilligenengagement) gewinnen? Diese Fragen können nicht ohne Kenntnis der Geschichte der strukturellen Ver- und Entflechtungen von Kirche und Diakonie seit dem 19. Jh. beantwortet werden. Zentrale Quellentexte zur Geschichte der Inneren Mission/Diakonie sollen zugrunde gelegt werden und im Blick auf ihre Nachhaltigkeit befragt werden.

Am 6. Dezember besuchen wir gemeindediakonische Angebote in Balingen. Ein Rundgang erschließt uns die Vielfalt diakonischer Angebote. Am 9. Dezember führt uns der Weg nach Reutlingen zur Bruderhausdiakonie. Dort werden wir nicht nur in die Geschichte dieser berühmten Anstalt eingeführt, sondern diskutieren vor Ort Fragen des theologischen Leitbilds und der Gestaltung von Diakonie in einer multireligiösen Gesellschaft.

"Gemeinde auf Zeit." Neue Formen religiöser Sozialität (Blockveranstaltung mit Vorbesprechung)

Prof. Dr. Birgit Weyel (zusammen mit Kristian Fechtner, Mainz; Peter Bubmann, Erlangen)

21.-23.11.2013

„Ist Religion einmal, so muss sie notwendig gesellig sein.“ (Friedrich Schleiermacher, 1799). In evangelischer Perspektive ist die „Gemeinde“ die grundlegende soziale Gestalt von Kirche. Darunter versteht man in der Regel die Ortsgemeinde. In der Gegenwart bilden sich aber auch andere Sozialformen aus, die gemeindlichen Charakter haben. Diese reichen vom Kirchentag über besondere Gottesdienstgemeinden und Pilgergruppen bis hin zu kirchlichen Chorprojekten. Inwiefern lassen sich diese als „Gemeinde auf Zeit“ verstehen? Welche Bedeutung haben sie für eine zeitgenössische Gestalt von Kirche? In welchem Verhältnis stehen sie zur Parochie?

Das Blockseminar wird im Rahmen eines EKD-Forschungsprojektes gemeinsam mit Prof. Kristian Fechtner (Mainz) und Prof. Peter Bubmann (Erlangen) zusammen mit Promovend/innen gestaltet. Studierende aus Mainz und Erlangen kommen zu uns nach Tübingen. Das Seminar erarbeitet in interdisziplinärer Perspektive neuere Theorien des Sozialen (z. B. Theorie sozialer Netzwerke; Event-Forschung, Tribalismus) und bedenkt sie im Blick auf die Gestaltung gegenwärtigen kirchlicher Praxis.

Proseminar

Homiletisches Proseminar

Manuel Stetter (zusammen mit Dr. Jörg Schneider; bei entsprechender Teilnehmerzahl werden zwei Seminargruppen gebildet)

2st., Mo 14-16 Uhr

Predigen heißt: öffentliche Kommunikation des Evangeliums. Als eine solche religiöse Kommunikation ist sie unter verschiedenen Aspekten zu betrachten, in materialer wie formaler Hinsicht. Das Proseminar wird dazu dienen, einerseits klassische Konzepte der Predigtlehre kennen zu lernen und in spezifische Themen einzuführen. Andererseits wird auch die Methodik betrachtet und ganz praktisch gefragt werden: Wie kann eine Predigt sowohl theologischen wie kommunikativen Anforderungen entsprechend gestaltet werden? Im Laufe des Semesters werden wir uns zudem gemeinsam an kleineren Formen der Erprobung versuchen und eigene Andachten gestalten.

Je nach Anzahl der Teilnehmenden ist daran gedacht, zwei eigenständige Lerngruppen zu bilden.

Übungen

Themen der Seelsorge (Übung zur Vorbereitung auf das Praktikum)

Dr. Kristin Merle

2st., Do 16-18 Uhr

Seelsorge besitzt unterschiedlichste Themen und Gestalten: Sie begegnet zunächst als grundlegende Kompetenz pastoraler Praxis, beim Kasualgespräch, auf der Kanzel oder am Sterbebett. Sie geschieht in Form von vereinbarten Gesprächen oder en passant, verbal oder nonverbal. Seelsorge hat so viele Themen wie das Leben selbst. In dieser Übung werden wir exemplarische Themen reflektieren: Krankheit und Leiden, Sinn und Glaube, Krisen und Begleitung an lebensgeschichtlichen Übergängen, Schuld, Sterben und Tod. Die Bearbeitung der Themen wird flankiert von historischen Perspektivierungen, einer kleinen Phänomenologie der Spezialisierung und Institutionalisierung von Seelsorge (z.B. Krankenhaus- und Gefängnisseelsorge) sowie der durchgängigen Reflexion auf die Frage: Was ist Seelsorge?

Die Übung dient zur Vorbereitung auf das Praktikum, steht aber allen interessierten Studierenden offen.

"Gott zur Sprache bringen." Theorie und Praxis argumentativer, erzählerischer und metaphorischer Rede

Manuel Stetter

2st., Mo 16-18 Uhr

In ihren unterschiedlichen Berufsfeldern stehen Theologinnen und Theologen vor kommunikativen Aufgaben. Ob im Unterrichtsgespräch an der Schule, im Schreiben eines Gemeindebriefs oder -blogs, in den verschiedenen Kasualansprachen oder in Seelsorgezusammenhängen - stets sind Theologen und Theologinnen auch als Sprachexperten gefragt, die Glauben einen ansprechenden Ausdruck verleihen, religiöse Sachverhalte verständlich erörtern und das unanschauliche "Woher unseres Daseins" (Schleiermacher) anschaulich machen können.

Die Übung möchte zu einem Nachdenken über diese sprachlichen Herausforderungen anregen und praktische Kompetenzen zu ihrer Bewältigung vermitteln. Fokussiert werden dabei drei grundlegende Sprachformen: argumentatives Reden, erzählerisches Reden und metaphorisches Reden. Jeweils sollen sowohl theoretische Grundlagen erarbeitet als auch konkrete praktische Umsetzungen geübt werden.

Einige Sitzungen werden durch Claudia Gruhn vom Seminar für Allgemeine Rhetorik mitgestaltet, die auch Kurse im Rahmen des Intensivmodus "Rhetorik und Kommunikation" an der Universität Tübingen anbietet.

Oberseminar

Religion und Gefühl

Kolloquium

Prof. Dr. Birgit Weyel

1st., 14tätig, Do 20-22 Uhr

Auch interessierte Studierende sind herzlich willkommen.

Das Kolloquium geht der Frage nach der Rolle der Gefühle für die Religion nach. Während Religion immer sehr stark mit (Glaubens-)Inhalten verbunden wurde, fragen wir nach dem Verhältnis von Religion und Gefühl in drei Hinsichten:

  1. Was sind eigentlich 'religiöse Gefühle'?
  2. Zur Empirie religiöser Gefühle. Selbstauskünfte über religiöse Gefühle sollen wahrgenommen und beschrieben werden. Welche kommunikativen Praktiken verbinden sich mit den Selbstauskünften? Welche Emotionsstile werden durch spezifische religiöse und konfessionelle Zugehörigkeiten vorgezeichnet?
  3. Das Verhältnis von Emotionen und Kognitionen. In welchem Verhältnis stehen religiöse Inhalte und die, diese begleitenden Gefühle zueinander? Sind die Inhalte den Gefühlen nachgeordnet oder erzeugen die Inhalte spezifische Gefühle?

Diesem Fragenkomplex gehen wir in interdisziplinärer Perspektive nach. Eine Beteiligung von Philosophie und Empirischer Kulturwissenschaft ist vorgesehen.

Kirche in der Stadt - Kirche im ländlichen Raum

Kolloquium (Blocksozietät)

Prof. Dr. Birgit Weyel

29.11-01.12.2013

Anmeldung persönlich oder via Email

Während sich die Praktische Theologie lange Zeit auf das Thema Kirche in der Stadt und das Verhältnis von Urbanität und Religiosität konzentriert hat, rückt in den letzten Jahren zunehmend das Dorf in den Blick. Gibt es eigentlich noch 'das Dorf'? Wie sieht das kirchliche Leben in ländlichen Räumen aus? Durch welche Besonderheiten ist es geprägt?

Ein Vergleich von Stadt und Land als Orte kirchlichen Lebens soll zeigen, welche Vorurteile, Stereotype es gibt und welche tatsächlichen Unterschiede Religion und Kirche aufweisen.

Der Samstag ist für die gemeinsame Arbeit am Thema reserviert. Freitag und Sonntag diskutieren wir thematisch vielfältige Vorträge, in denen Doktoranden/innen Gelegenheit haben, ihre Arbeiten vorzustellen.