In einem deutsch-bulgarischen Gemeinschaftsprojekt wurden wischen 1958 und 2000 archäologische Ausgrabungen in dem spätantik-frühbyzantinischen Limeskastells Iatrus an der unteren Donau (Nordbulgarien) durchgeführt. Ca. 40% des ehemaligen Kastellgeländes wurden untersucht; die Publikation der Grabungsergebnisse, die einen wichtigen Bezugspunkt bei der Erforschung des spätrömischen Limes darstellt, liegt geschlossen vor. Die Bau- und Nutzungsgeschichte des Kastells, das von Konstantin d.Gr. um das Jahr 320 zur Verstärkung des Limes in strategischer Position an der Jantra-Mündung errichtet worden war, wurde in vier Perioden unterteilt. Um die Wende vom 6. zum 7. Jh. wurde das Kastell zerstört.
In den Kastellruinen bestand im 7. Jh. zunächst eine kleine frühslawische Siedlung, die sich später zu einer befestigten Siedlung des 1. Bulgarischen Reiches weiterentwickelte (8.-10. Jh.).
Die Veränderungen in der Struktur des Kastells und des gesamten Umfelds lassen sich am Keramikmaterial als größter Fundgruppe deutlich ablesen. In der Anfangszeit treten feinkeramische Tischwaren aus spezialisierten Werkstätten der Provinz Moesia deutlich hervor, während importierte Amphoren verhältnismäßig selten vorkommen. In der Folgezeit, d.h. ab der 2. Hälfte des 4. Jh., zeigt sich an dem stetig steigenden Amphorenanteil das Bemühen der oströmischen Administration, die Situation an der Grenze zu stabilisieren. Mit den Amphoren wurden Nahrungsmittel (Öl, Wein, Fischsauce) aus dem Schwarzmeergebiet, dem östlichen Mittelmeerraum und aus Nordafrika wohl hauptsächlich über die Donau für das Militär und die durch Kontrakt verpflichteten Föderaten herantransportiert. Das weitgespannte Handels- und Transportnetz ist auch an den Importen exklusiver Feinkeramik aus Kleinasien und aus Nordafrika abzulesen, die zahlenmäßig hinter lokal hergestelltem einfachen Essgeschirr deutlich zurücktritt.