Uni-Tübingen

E06: Bedrohung und Diversität im urbanen Kontext. Ethnisch heterogene und ungleiche Stadtteile im Globalen Süden

Projektmitarbeiter*innen:
Dr. Polina Manolova
Postdoc
Manuel Dieterich, M.A.
Doktorand

Fachgebiet: Empirische Sozialforschung

Das TP untersucht, wie sich alltägliche Bedrohungsdiagnosen auf das Verhältnis zwischen den Bevölkerungen in ethnisch und sozial heterogenen Stadtteilen auswirken. Eine wichtige Bedeutung für Fallauswahl und Forschungsdesign kommt dabei der Heuristik der urbanen Diversitätskonfigurationen zu. Dies sind entlang der Dimensionen (a) Stadtteilmorphologie, (b) ethnische Komposition und (c) soziale Ungleichheit typisierbare Relationen zwischen Stadtteilen. Während in der vorangegangenen Phase re-ordering in urbanen Diversitätskonfigurationen in Murcia (Spanien) und Frankfurt (Deutschland) untersucht wurde, sollen nun vergleichbare Stadtteilbeziehungen in Johannesburg (Südafrika) und Santiago (Chile) erforscht werden. Während in Murcia und Frankfurt die Bedrohungskommunikation meist auf den Topos der Bedrohung öffentlicher Ordnung rekurriert, erwarten wir, dass in Santiago und Johannesburg die Bedrohung von Leib und Leben eine größere Rolle spielt. Diese Verschiebung hinsichtlich des dominanten Bedrohungstopos dient dem Projekt förderperiodenübergreifend dazu, die Bedeutung von Bedrohungstopoi für das re-ordering auf Stadtteilebene zu untersuchen. Darüber hinaus unterscheiden sich die Fälle Santiago und Johannesburg hinsichtlich der Leitdifferenz innerhalb der untersuchten Diversitätskonfiguration. Während in Johannesburg die Kategorie ‚race‘ eine dominante Rolle im Hinblick auf die Wahrnehmung von Differenzen zwischen Bevölkerungsgruppen spielt, ist in Santiago die Ungleichheit zwischen Reich und Arm Leitthema. Diese Differenz zwischen den TUs soll weiterführende Erkenntnisse darüber ermöglichen, welche Rolle Unterschiede zwischen urbanen Diversitätskonfigurationen für das re-ordering spielen. Schließlich zeigte sich in Frankfurt und Murcia, dass die An- bzw. Abwesenheit staatlichen Bewältigungshandelns einen wesentlichen Unterschied ausmachte. Da in Johannesburg und Santiago staatliche Institutionen über weniger Ressourcen und Infrastruktur verfügen als in den europäischen Vergleichsfällen, soll in dieser Projektphase stärker nach der Relevanz funktional äquivalenter Formen der Bewältigungspraxis gefragt werden. Wir erwarten, dass Informalisierung in den ärmeren Stadtteilen und Privatisierung in den wohlhabenderen Stadtteilen diesbezüglich eine wichtige Rolle spielen. Insgesamt lassen sich drei förderperiodenübergreifende Leitfragen festhalten: (1) Welche Rolle spielen Unterschiede in der lokalen Diversitätskonfiguration der Stadtteile? (2) Welche Rolle spielen Unterschiede zwischen Bedrohungstopoi für das re-ordering? (3) Wie wirken sich unterschiedliche Verhältnisse von staatlicher Durchdringung bzw. Informalisierung oder Privatisierung von Ordnungsfunktionen auf das re-ordering aus? Das TP ist so angelegt, dass ein spezielles Augenmerk auf die Interaktion von Bedrohungsdiagnose und Bewältigungspraxis (Projektbereich E) sowie synchrone Interdependenzen zwischen den untersuchten Stadtteilordnungen gelegt wird.