Projektbereich A „Praktiken“ versammelt Teilprojekte, deren Untersuchungsgegenstände – gemäß dem Verständnis von praxis als Handeln – in besonders intensiver Weise in konkrete historische Alltags- und Lebenswelten bzw. übergreifende soziokulturelle Zusammenhänge und Handlungsvollzüge eingelassen sind. Ihre reflexiven Voraussetzungen erscheinen daher oftmals wenig markiert. Insofern tritt in Projektbereich A im Sinn des praxeologischen Modells die heterologische gegenüber der autologischen Dimension stärker hervor. Gleichzeitig ist die soziokulturelle Ausdehnung, Reichweite und Visibilität der Phänomene in diesem Projektbereich besonders ausgeprägt. Soziale Funktion und artistische Performanz verflechten sich dabei an oft unerwarteten Orten soziokultureller Materialisationen. Die Projekte dieses Bereichs machen es sich zur Aufgabe, gerade jene ästhetischen Einschreibungen alltagsweltlicher Vollzüge zu beleuchten, die die systematische Ästhetiktheorie ebenso vernachlässigt hat wie eine auf Sub-Ästhetisches fokussierte Forschung zum ‚material turn‘.
Projektbereich B „Manifestationen“ umfasst ein Projektensemble, das ästhetische Reflexionsfiguren, gebunden an konkrete ästhetische Akte und Artefakte, in der Regel leichter ausweisen kann als Projektbereich A. Verfolgt werden hier kleinere, durchaus reflexiv gestaltete Einheiten, deren Potential zur Konzeptbildung jedoch keineswegs gesichert ist. Diese sich allererst tentativ abzeichnenden Manifestationen ästhetischer Reflexion können programmatisches Potential besitzen, treten oftmals jedoch lediglich in experimentellen und vorsichtigen Anspielungen oder Marginalien zutage. Im Zentrum der Teilprojekte dieses Projektbereichs stehen somit ,Indizien‘ und ,Spuren‘ ästhetischer Reflexion, die zunächst flüchtig und randständig erscheinen, sich auch einmal verfestigen und zu prononciert ausgestellten bildrhetorischen oder poetologischen Aussagen werden können, aber eben nicht müssen. Weil diese ,Indizien‘ gleichsam um ihren Status ringen, ist es hier besonders reizvoll zu analysieren, in welcher Weise und Relation Rechtfertigungspotentiale der autologischen und / oder heterologischen Dimension aufgegriffen werden.
Projektbereich C „Konzepte“ führt diejenigen Projekte zusammen, die Akte und Artefakte untersuchen, die ihre Selbstreflexion explizit ausstellen, sich in Auseinandersetzung mit anderen Konzepten profilieren oder einen eigenen konzeptuellen Anspruch anmelden. Im Verhältnis zu den Projektbereichen A und B finden sich hier die Vorhaben mit dem höchsten Grad an Explizitheit der ästhetischen Äußerung. Im Projektbereich C treten somit diejenigen Teilprojekte miteinander in Kontakt, die die diskursive Verhandlung ästhetischer Konzepte in den Akten und Artefakten untersuchen. Die klare Identifizierbarkeit des (werdenden) Konzepts, nicht aber notwendigerweise auch seine terminologische Erfassung, ist gemeinsame Voraussetzung und Ausgangspunkt der Forschungsfelder. Daher weisen die Teilprojekte einen deutlichen Bezug zu zentralen ästhetischen Problemfeldern, Traditionen und Normen der autologischen Dimension auf und sind zugleich über diesen Rekurs eng miteinander verbunden.