Ann-Kristin Fenske

• C6: Augentrug, Traum und Täuschung – Der dämonische Ursprung der Illusion

Der romanistische Arbeitsbereich des Teilprojektes C6 untersucht die Inszenierung von dämonischer Illusion, Dämonenbeschwörungen und Traum auf der Bühne sowie deren Ausgestaltung in dramatischen Texten des ab ca. 1570 entstehenden neuzeitlichen Theaters in Frankreich. Es nimmt dabei den Zeitraum vor der Ausbildung der doctrine classique in den Blick, in dem sich einerseits eine noch nicht normativ eingeschränkte Vielfalt von Gattungen, andererseits eine große Präsenz von Geistererscheinungen und von dämonischen Illusionen auf der Bühne zeigt. Das Untersuchungskorpus besteht sowohl aus Tragödien, in denen neben Träumen Geistererscheinungen eine wichtige Rolle spielen (insbesondere Robert Garnier, Alexandre Hardy, François Tristan L’Hermite), als auch aus den unter italienischem und spanischem Einfluss stehenden Dramenformen des frühen 17. Jahrhunderts, die Elemente aus Pastoraldrama und Tragikomödie kombinieren. Von zentralem Interesse sind darin die häufig enthaltenen Engführungen von dämonischen Illusionen und Träumen (z.B. Racan: Les Bergeries, 1625; Mairets Sylvie, 1626; de Croisilles: Thirsis et Uranie, Chasteté invincible, 1633), die in vielen Fällen mit ästhetisch relevanten Begrifflichkeiten in Verbindung gebracht werden. Corneilles Illusion comique (1636), die in der Forschung oft als Umschlagspunkt von der dämonischen zur ästhetischen Illusion gesehen wird, ist als Fluchtpunkt dieser Entwicklung aufzufassen.

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