Humboldt Forschungspreisträger Professor Dr. Michael Loss vom Georgia Institute of Technology in Atlanta ist momentan zu Gast bei Professor Dr. Christian Hainzl im Fachbereich Mathematik der Universität Tübingen. Der Schweizer Loss hat seinen in Österreich aufgewachsenen Gastgeber vor mehr als zehn Jahren an der TU Wien kennengelernt. “Ich habe seine Karriere verfolgt. Er versteht viel von Physik. Er liest die Physik-Papers und findet dort interessante mathematische Probleme, die mich reizen”, sagt Loss.
Michael Loss strahlt eine Leidenschaft für sein Fach aus. Zusammen mit Hainzl und Professor Dr. Stefan Teufel sucht er in Tübingen eine mathematische Erklärung für das Verhalten von Cooper-Pair-Elektronen in supra-leitenden Materialien. Manchmal betreibt Loss auch reine Mathematik, beispielsweise wenn er optimale Konstanten in funktionalen Ungleichungen sucht. Es geht hier um das Verstehen von Funktionen in unendlich vielen Variablen, also um Probleme der Variationsrechnung. Um diese zu verstehen, braucht es Geduld. „Man muss Intuition entwickeln und auf das Problem hören“, so Loss.
Diese Resultate finden dann durchaus ihre Anwendung in physikalischen Problemen. „Mathematiker fragen oft: Gibt es eine Konstante? Physiker fragen fast immer: Wie groß ist die Konstante? Am Schluss muss eine Zahl stehen“ – Loss freut sich darauf, während seines siebenmonatigen Aufenthalts in Tübingen gemeinsam mit den Kollegen an solchen Problemen zu arbeiten. „Das ist meine Art, über neue Dinge etwas zu lernen“, sagt er.
Loss ist auch im Lehrbetrieb mit eingebunden: „ich halte an der Universität Tübingen eine Vorlesung, die mir viel Spaß macht“ sagt er. Bei Bedarf vertritt er seinen Kollegen. Er ist beeindruckt von der Qualität der Doktoranden, mit denen er sich austauscht. Zum alltäglichen Lehrbetrieb am Georgia Institute of Technology sagt Michael Loss: „Das Hauptproblem im Unterricht ist, dass ich die Studierenden irgendwie dazu bringe, sich ins Gebiet zu vertiefen. Ihnen Techniken wie Integrieren und Differenzieren auf praktische Art beizubringen geht nicht – dass müssen sie selber tun und dabei lernen. Man muss sie begeistern und motivieren.“
Amanda Crain