Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2022: Uni intern
Um die besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Tübingen zu holen
Ein Interview mit Prorektor Professor Peter Grathwohl zum Audit HRS4R
Die Universität Tübingen ist eine der ersten deutschen Universitäten, die an dem Audit Human Resources Strategy for Researchers (HRS4R) der Europäischen Kommission teilnimmt. Welche Ziele verfolgt die Universität Tübingen damit?
Mit dem Label HRS4R möchte die Universität Tübingen nach außen hin gut sichtbar zeigen, dass wir in den Bereichen Rekrutierung und Personalpolitik höchste internationale Standards erfüllen. Das HRS4R-Audit wird von der Europäischen Kommission durchgeführt. Der Kommission ist bei dem Audit wichtig, Vergleichbarkeit und Transparenz auf europäischer Ebene zu schaffen, das betrifft beispielsweise den Umgang mit den Themen Diskriminierung und Diversität bei Berufungsverfahren. Ein weiteres Ziel ist es, die Mobilität zu erhöhen – für Forschende generell und speziell im Bereich Rekrutierung.
Die Universität Tübingen ist bei der Erfüllung dieser europäischen Standards bereits sehr gut aufgestellt – insbesondere im innerdeutschen Vergleich: Wir erfüllen bereits viele der im Audit geforderten Kriterien bzw. müssen an einigen Punkten lediglich etwas nachbessern.
Neben der Kommunikation nach außen ist auch die Kommunikation nach innen ein ganz wichtiger Bestandteil des HRS4R-Audits. Es soll dazu beitragen, die vielen bereits bestehenden Maßnahmen und Projekte auf der Ebene von Fakultäten und Einrichtungen zusammenzuführen und besser auffindbar zu machen. Denn viele Forschende wissen nicht genau, was die Universität bereits jetzt in den Bereichen Rekrutierung und Personalpolitik anbietet. Durch die bessere Sichtbarkeit von Best Practice-Beispielen erhoffen wir uns weitere Synergieeffekte.
Der Zwischenbericht der Gutachterkommission 2019 fiel positiv aus, allerdings wurde mehr Transparenz nach außen bei der Rekrutierung von Forschenden gefordert. Wie hat die Universität darauf reagiert?
Wir wollen noch in diesem Jahr ein Berufungsportal für alle Fakultäten etablieren, die medizinische Fakultät hat bereits ein solches. Dies bedeutet einen wichtigen Schritt in Richtung Digitalisierung. Das Portal trägt dazu bei, Prozesse transparenter und vergleichbarer zu machen – sowohl intern zwischen den verschiedenen Disziplinen als auch nach außen. Bewerberinnen und Bewerber können so jederzeit sehen, wie weit der Stand des Auswahlverfahrens ist. Mittelfristig möchten wir entsprechende Portale für alle wissenschaftlichen Stellen sowie für die Rekrutierung von Beschäftigten in allen Bereichen etablieren. Als unterstützende Maßnahme wird es in Kürze eine zweisprachige Karrierewebseite geben, mit allen wichtigen Informationen zum Thema Bewerbung und zur Universität Tübingen als Arbeitgeberin.
Außerdem hat das Rektorat einen „Leitfaden zur offenen, transparenten und leistungsorientierten Rekrutierung von Forschenden“ (OTM-R Policy) verabschiedet – eine Art ‚Guideline durch den Richtlinien-Dschungel‘. Sie zeigt, wie die Universität diese Grundprinzipien umsetzt, und fasst die wichtigsten Rechte, Pflichten und Informationen aller Bewerberinnen und Bewerber sowie aller an der Rekrutierung von Forschenden Beteiligter zusammen. Der Leitfaden soll in Kürze auch auf Englisch zur Verfügung stehen.
Im Hinblick auf die Re-Auditierung im kommenden Jahr wird der Aktionsplan 2022 nochmals überarbeitet. Welche Themen stehen dabei im Vordergrund?
Die Universität Tübingen beteiligt sich bereits seit 2017 am Diversity-Audit „Vielfalt gestalten“ und seit 2014 am Audit „Familiengerechte Hochschule“. Mit dem neuen Aktionsplan wollen wir unsere Anstrengungen in diesen Bereichen weiter ausbauen, insbesondere im Bereich Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind weitere Maßnahmen geplant. Wir möchten beispielsweise - eventuell gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Tübingen - zusätzliche Kita-Plätze schaffen.
Für den wissenschaftlichen Nachwuchs und speziell für Führungskräfte sollen weitere Angebote zur Weiterqualifizierung und zur Karriereentwicklung geschaffen werden. Das Beratungs- und Unterstützungsangebote zur Karriereplanung soll besser gebündelt, weiter ausgebaut, regelmäßig evaluiert und verbessert werden. Ein besonderes Augenmerk wollen wir dabei auf interne Kooperationen legen. Die Graduiertenakademie hat beispielsweise in Zusammenarbeit mit der Hochschuldidaktik ein passgenaues Angebot zur Lehre für Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren entwickelt, insbesondere für die Tenure Track Evaluation.
Gerade internationale Forschende haben es nicht leicht, das deutsche Wissenschaftssystem und die Strukturen einer deutschen Universität zu verstehen: Welche Angebote gibt es für mich, wer ist für mein Anliegen zuständig? – Ganz wichtig sind für das Rektorat deswegen Willkommens- und Onboarding-Angebote, wie der Neuberufenen-Tag, die Postdoc Days oder die Doktorandentage. Das ist Teil der Willkommenskultur an der Universität Tübingen und Ausdruck von Wertschätzung.
Das Interview führte Maximilian von Platen