Idiome verdeutlichen, dass Sprache eine Bedeutung über die wörtliche Interpretation hinaus erzeugen kann. Dies verdeutlich der Satz: Sarah hat es in den Griff bekommen. Obwohl dieser Satz wörtlich genommen bedeuten kann, dass Sarah etwas mit ihrer Hand zu greifen bekommen hat, ist eine nicht-wörtliche Interpretation, in der Sarah etwas gemeistert hat oder kontrollieren kann, mindestens ebenso wahrscheinlich (etwa in dem Kontext von Sarah hatte Prüfungsangst). Wie kommen wir zu dieser nicht-wörtlichen Bedeutung, die sich nicht direkt aus den Bedeutungen der Einzelelemente des Satzes erschließen lässt? Welche Rolle spielt die wörtliche Bedeutung in diesen Fällen überhaupt? Und wie verändern Kontext und Sprachfertigkeit die Prozesse der Bedeutungskonstitution? Um diesen Fragen nachzugehen, testete Projekt B9 Erst- und Zweitsprachlerner in einer Serie von behavioralen und neurolinguistischen Sprachexperimenten mittels Reaktionszeiten, Augenbewegungen und Ereignis-korrelierten Potentialen (EKPs). Wir verfolgten dabei die Hypothesen, dass (i) erfahrene Hörer die wörtliche und nicht-wörtliche Bedeutung gleichzeitig aktivieren, dass (ii) sich diese parallele Aktivierung aus sequentieller Verarbeitung im Kindesalter entwickelt, und dass (iii) die Stärke und der Zeitpunkt der Aktivierung der nicht-wörtlichen Bedeutung in verschiedenen linguistischen und situativen Kontexten dynamisch variiert.
Laufzeit: 2014 - 2021