Das Competence Center Archaeometry Baden-Württemberg (CCA-BW) wurde 2016 gegründet und ist aus dem Teilbereich Materialwissenschaftliche Archäometrie in der angewandten Mineralogie hervorgegangen. Das CCA-BW ist interdisziplinär angelegt und erweitert mit dieser Ausrichtung die Archäometrie an der Universität Tübingen, die in den Forschungsbereichen Ur- und Frühgeschichte und der Klassische Archäologie betrieben wird, schlägt aber auch die Brücke zu aktuellen, materialwissenschaftlichen Fragestellungen aus der Mineralogie, Physik und Chemie. Diese Vernetzung ist die folgerichtige Konsequenz aus der Erkenntnis der technologischen, anthropologischen und gesellschaftlichen Wechselwirkung, die sich von der Antike bis heute vollzog und ein entsprechendes ganzheitliches Wissenschaftsverständnis erfordert.
Der Aufbau des CCA-BW, unter der Leitung der Tübinger Mineralogen Christoph Berthold, Klaus G. Nickel und Klaus Bente, wird gemeinsam vom Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg, der Firma Helmut Fischer Institut für Elektronik und Messtechnik GmbH in Sindelfingen sowie aus Mitteln der Exzellenzinitiative an der Universität Tübingen mit insgesamt 800.000 Euro auf drei Jahre gefördert.
Kernaufgabe des CCA-BW ist insbesondere die Untersuchung anorganischer archäologischer Artefakte, wobei speziell für archäologische Bedarfe geeignete Analyseverfahren und insbesondere Neuentwicklungen mobiler Messmethoden eine zentrale Stellung einnehmen. Durch die Analyse archäologischer Artefakte in Bezug auf ihre chemische und mineralogische Zusammensetzung, Struktur und Textur können nicht nur die verwendeten Rohstoffe und Herstellungs- und Bearbeitungsprozesse identifiziert werden, z.B. um Herkunft, Echtheit und mögliche Handelswege nachzuvollziehen, sondern auch deren Verfall wird besser verstanden werden. Diese Erkenntnisse erlauben dann wiederum Rückschlüsse auf zeitabhängige kulturelle und technologische Entwicklungen und liefern Hinweise für den Erhalt und gegebenenfalls die Restaurierung der Funde. Dies erfordert den Einsatz einer Vielzahl von verschiedenen Analyseverfahren, aber auch von experimentellen Studien.
Das Zentrum plant in diesem Kontext zusammen mit dem Industriepartner, der Helmut Fischer GmbH Institut für Elektronik und Messtechnik, die Entwicklung einer mobilen Untersuchungseinheit, die auch vor Ort eine hochauflösende, zerstörungsfreie und multimethodische Analyse von Funden ermöglicht. Dies soll die Erforschung durch Grabungen, aber auch die Arbeit in Sammlungen oder an geschützten oder immobilen Kulturdenkmälern entscheidend erleichtern bzw. erst möglich machen. Das CCA-BW will diese neuen Methoden auch für aktuelle materialwissenschaftliche Fragestellungen nutzen, beispielsweise im Bereich der industriellen Prozesskontrolle, Materialentwicklung oder Schadensanalyse.
Links:
Arbeitsgruppe Angewandte Mineralogie (Prof. K. G. Nickel)
Arbeitsgruppe Experimentelle Mineralogie (Prof. M. Nowak)
Gesellschaft für Naturwissenschaftliche Archäologie ARCHÄOMETRIE e.V. (GNAA)
Deutsche Mineralogische Gesellschaft (DMG)