Gemeinsame Exkursion der Praktischen Theologien nach Köln
29 Studierende der Islamischen Praktischen Theologie und der Katholischen Theologie haben vom 13. bis 15. November 2018 im Rahmen des interdisziplinären Seminars „Praktische Theologie und Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft“ in Begleitung von Prof. Michael Schüßler und Dr. Jussra Schröer an einer Exkursion nach Köln teilgenommen. Die inhaltliche Vorbereitung der Exkursion erfolgte in gemeinsamen Seminarsitzungen.
Der erste Exkursionstag startete gleich nach der Ankunft in Köln mit einem Besuch der neuen Zentralmoschee. Bei einer Führung und dem anschließenden Gespräch mit Expert*innen hatten die Studierenden die Gelegenheit, einen vertieften Einblick in den Moscheealltag zu erhalten und miteinander in Dialog zu kommen. Was sich dabei ereignet hat, schildern die muslimischen Studierenden:
„Die Führung fanden wir angenehm. … Die Schriftzüge, die große Kuppel, die hellen Farben sorgten für eine friedliche und sehr angenehme Atmosphäre. … Durch das hohe Interesse und Mitwirken durch Fragen der Studierenden der katholischen Theologie haben wir nochmals zu sehen bekommen, dass das Bedürfnis, sich gegenseitig kennenzulernen besteht und es nur noch an uns liegt, um dies gewährleisten zu können, solche Begegnungen und Plattformen zu organisieren.“
Und umgekehrt waren die anfänglichen Fremdheitsgefühle der Christ*innen in der Moschee offenbar schnell überwunden: „Die muslimischen Studentinnen zeigten uns katholischen Studentinnen den rituellen Waschraum und wir bekamen Mut, sie mit all unseren offenen Fragen zu löchern. … Später erklärte die Sprecherin der Moschee, dass die Architektur überall das Thema der „offenen Arme“ aufgreift, welches wir nicht nur in den Bauwerken wiederfinden konnten, sondern auch in der Aufgeschlossenheit unserer muslimischen Mitstudierenden.“
Der zweite Exkursionstag setzte mit dem Besuch der „Begegnungs- und Fortbildungsstätte muslimischer Frauen“ (BFmF) einen Praxisschwerpunkt zu Themen der sozialen Arbeit in der Migrationsgesellschaft. Die dortigen Mitarbeiterinnen unterstützen Frauen, die aus dem Ausland kommen, unterschiedliche Sprachen sprechen und verschiedenen Konfessionen angehören. Nach einer Einführung und den ersten Informationen über das Zentrum führten die Referentinnen die Seminarteilnehmer*innen in die Räumlichkeiten. Sie hatten die Möglichkeit, in Gruppen spezifische Felder der sozialen Arbeit im Migrationskontext kennenzulernen.
Obwohl im Vereinsnamen spezifisch die Nennung „muslimischer Frauen“ verankert ist, richtet sich das BFmF an alle hilfsbedürftigen Frauen, ungeachtet aus welchem Land sie kommen, welcher Konfession sie angehören oder welche Sprache sie sprechen. Durch die breit gefächerten Angebote werden die Lebenssituationen der Frauen, Männer und Familien verbessert und diese zur gleichberechtigten Teilhabe in der Gesellschaft befähigt. Die Zusammenarbeit der Mitarbeiter*innen aus verschiedenen Nationen ist eine Besonderheit dieses Zentrums. Die Sprachvielfalt der Mitarbeiter*innen erleichtert den Zugang auf der Kommunikationsebene und überwindet schon bei der ersten Begegnung Hemmschwellen.
Der dritte Tag stand im Zeichen des „Gartens der Religionen“. Ein ehemaliger Klostergarten dient heute als Begegnungsort für Menschen unterschiedlicher Religionen. So sahen das auch die Teilnehmenden: „Der Garten der Religionen war ein guter Ort, um ins Gespräch zu kommen und zu diskutieren. Es war der letzte Tag unserer Exkursion, was gut war, denn so konnten wir besser reflektieren, standen kritischer zu einigen Punkten und konnten unsere Kommiliton*innen aus der anderen Konfession besser in ihren Argumenten verstehen.“
Nach den intensiven Erfahrungen und Gesprächen war es den Studierenden zu wenig, wenn interreligiöser Dialog auf die Abgrenzung stereotyper „Religionscontainer“ hinausläuft, denn viele lebenspraktische Glaubensfragen liegen quer zu diesen Grenzen.
Aus unserer Sicht war es eine beeindruckende Exkursion und eine gelungene Vertiefung der fachlichen Seminarinhalte von Seelsorge und sozialer Arbeit in der Migrationsgesellschaft. Zugleich haben die Studierenden eine Vorstellung davon bekommen, welche vielfältigen Formen außeruniversitärer Lernorte genutzt werden können.
Insbesondere der Austausch mit und unter den Studierenden war äußerst bereichernd, auf persönlicher wie auch auf interkultureller und interreligiöser Ebene. Nach drei intensiven Tagen kamen wir zurück nach Tübingen mit neuen Gedanken, Ideen und gemeinsamen Erfahrungen der Praktischen Islamischen und Katholischen Theologie.