Institute of Education

Martina Wanner - Habilitationsprojekt

Verwaiste Eltern


„Heute ist (…) Muttertag. Mein kleiner Schatz ist zwar nicht ‚sichtbar’, aber ich weiß, dass er gerade heute bei mir ist. Nichts desto trotz wäre es mir anders lieber. Ich würde ihn so gerne knuddeln. Mittlerweile könnte er mit Sicherheit aus dem FF ‚alles Liebe zum Muttertag’ sagen. Oder ‚ich hab dich lieb, Mama’. Das sind die Dinge, die so sehr fehlen und immer fehlen werden. Die weitere Entwicklung, wie würde er mal aussehen, wie würde er sich im Kindergarten anstellen, oder dann in der Schule… alles Fragen, die bleiben werden. Die wir uns im Kopf so beantworten, dass es für uns passt und erträglich ist.“


(Aus dem Internet-Tagebuch einer Mutter, deren Sohn mit 3,5 Jahren verstarb)

Zusammenfassung

Der Tod einer nahe stehenden Person ist eine einschneidende Erfahrung, eine „Grenzsituation par excellence“, wie Ursula Streckeisen beschreibt (Streckeisen 1994: 232; vgl. auch Macho 1987) – nichts scheint das Leben von Menschen tiefer zu erschüttern und in Frage zu stellen. Im Hinblick auf den Verlust eines Kindes verschärft sich diese Erfahrung nochmals. Unvorstellbar, das eigene Kind zu verlieren – und mit ihm die eigenen Erwartungen, Hoffnungen, Wünsche, mithin die eigene Zukunft und einen Teil des eigenen Lebens. Die Studie richtet den Blick auf diese tief greifende Erfahrung von Eltern, die ihr Kind nach einer Krankheit verloren haben. Was bewegt sie? Wie reagieren sie? Wie gehen sie mit der Situation um? Welche Veränderungen entstehen?... Betrachtet man den Stand der wissenschaftlichen Diskussion zu dieser Thematik in Deutschland, klafft unerwartet eine riesige Lücke. Der Verlust eines Kindes wird hierzulande in erster Linie von Ratgebern aufgegriffen (vgl. Brüggen 2005), systematische wissenschaftliche Analysen sind kaum auszumachen. Zwar bestehen wissenschaftliche Studien. Diese jedoch stammen jedoch zum Großteil aus den USA und entstand in klinischen und psychologisch orientierten Zusammenhängen. So will die vorliegende Arbeit die Lücke schließen, indem die Situation von verwaisten Eltern umfassend und an der gesamten Lebenslage orientiert betrachtet und analysiert werden soll. Hieraus, so das Ziel, ergeben sich Ansatzpunkte für Hilfeleistungen und Unterstützung.

Methodisches Vorgehen

Die Studie ist als kumulatives Projekt angelegt. Vorgesehen ist eine umfangreiche Literaturrecherche, die den Stand der heutigen Diskussion zusammenfasst und auf die Situation in Deutschland bezieht. Auf der Grundlage biographisch-narrativer Interviews mit verwaisten Eltern zu drei verschiedenen Erhebungszeitpunkten soll die Verlusterfahrung und der Umgang mit ihr thematisiert und analysiert werden. Hieran soll sich eine quantitative Fragebogenerhebung anschließen.

Laufzeit

Beginn: Herbst 2010

Finanzierung

Eigenprojekt, berufsbegleitend

Literatur

Kontakt

martina.wannerspam prevention@gmx.de