Institute of Art History

Idis Hartmann M.A.

Modelle der Komplexität. Zum Verhältnis von Installationen und Systemen

In meinem Dissertationsprojekt untersuche ich das Medium Installation aus systemtheoretischer Perspektive. Mit Blick auf Arbeiten seit 2000 folge ich der These, dass sich Installationen etwa von Carsten Höller, Jon Kessler, Tetsuo Kondo oder Tomás Saraceno als Systeme beschreiben lassen, die Dichotomien auflösen und stattdessen Komplexität und Kontingenz der Wirklichkeit in den Blick rücken. Dabei nehmen die KünstlerInnen auf Systeme der Ökologie, Biologie, Medien oder unserer Wahrnehmung Bezug.

Bei meiner Untersuchung gehe ich von der definitorischen Analogie von System und Installation aus: Ein System ist eine Gesamtheit von Elementen, die so aufeinander bezogen oder miteinander verbunden sind und in einer Weise interagieren, dass sie als eine aufgaben-, sinn- oder zweckgebundene Einheit angesehen werden können. In ganz ähnlicher Weise werden Installationen als räumliche Situationen beschrieben, die singuläre Einheiten bilden und die leibliche Präsenz des Rezipienten voraussetzen, der physisch in sie eintritt, sich in ihnen bewegt und sie mit allen Sinnen wahrnimmt. Er wird dabei konstitutiver Bestandteil des Kunstwerks und kann modellhaft Interaktionen, Interdependenzen und Prozesse zwischen den Elementen erfahren, die komplexe Themen wie etwa die Herausforderungen der Globalisierung, den Klimawandel, mediale und digitale Vernetzungen aufwerfen. Gegenüberstellungen von Natur und Kultur, Subjekt und Objekt, materiell und immateriell, real und virtuell werden dabei körperlich erlebbar aufgehoben und auf diese Weise zum Gegenstand der Wahrnehmungsreflexion. Inwieweit diese Strukturen Modelle für ein systemisches Denken darstellen und ob für den Bereich der Ästhetik Modifikationen vorgenommen werden müssen, gilt es zu erforschen. Zugleich soll dabei ein Analysewerkzeug erarbeitet werden, das eine neue Perspektive auf diese Kunstform eröffnet.

Kontakt: idis.hartmann[at]gmx.de