Institute of Evolution and Ecology (EvE)

EXTRESIGO

Einfluss von unterschiedlich gereinigtem Abwasser auf die Resilienz von Flohkrebsen auch gegenüber Extremwetterereignissen und dem Klimawandel

Hintergrund

Fließgewässer sind ständig einer Vielzahl unterschiedlicher Mikroverunreinigungen ausgesetzt. Diese gelangen auf verschiedenen Wegen in die Gewässer und können bereits in geringen Konzentrationen (ng/l bis µg/l) schädliche Wirkungen bei exponierten Organismen hervorrufen und das gesamte Ökosystem beeinträchtigen. Spätestens seit dem letzten Jahrzehnt werden zunehmend weitere Stressoren für aquatische Ökosysteme identifiziert. Der Klimawandel führt weltweit zu lang anhaltenden Hitzewellen und Starkregenereignissen, deren Dauer und Intensität voraussichtlich zunehmen werden. Deutlich erhöhte Anteile an gereinigtem Abwasser aus Kläranlagen, höhere Wassertemperaturen und geringere Sauerstoffgehalte in Trockenwetterperioden stehen hohen Anteilen an unbehandeltem Abwasser durch Einleitungen aus Regenüberlaufbecken (RÜB), Abfluss aus landwirtschaftlichen Flächen, Remobilisierung von Schadstoffen aus Sedimenten, Partikelbelastung und hydraulische Belastung bei Starkregenereignissen gegenüber.

Ziel des Projekts

Das Projekt EXTRESIGO (Einfluss von unterschiedlich gereinigtem Abwasser auf die Resilienz von Flohkrebsen auch gegenüber Extremwetterereignissen und dem Klimawandel) zielt darauf ab, neue Erkenntnisse über die Auswirkungen von Extremwetterereignissen auf aquatische wirbellose Organismen zu gewinnen. Darüber hinaus soll aufgezeigt werden, inwieweit neben diffusen Einträgen und der Gewässerstruktur auch (a) Extremwetterereignisse und (b) Stoffeinträge aus Kläranlagen und RÜBs für den schlechten ökologischen Zustand unserer Oberflächengewässer gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) verantwortlich sind. Im Rahmen des Projekts werden mehrere Flüsse in Baden-Württemberg unter verschiedenen meteorologischen Bedingungen intensiv untersucht. Die Probenahmestellen befinden sich flussaufwärts und flussabwärts von Kläranlagen, sodass die Kombination aus Mikroverunreinigungen und extremen Wetterbedingungen direkt an den Organismen untersucht werden kann. Die Untersuchungen werden sowohl auf Gemeinschaftsebene (Makrozoobenthos) als auch auf individueller Ebene mit Gammariden durchgeführt. Ergänzend werden Wasser- und Sedimentproben analysiert, um die Entwicklungstoxizität und das endokrine Potenzial zu bestimmen. Auf diese Weise lassen sich Auswirkungen auf verschiedene biologische Ebenen feststellen. Darüber hinaus werden Wasser- und Biota-Proben auf ausgewählte Schadstoffe untersucht, für die neue Umweltqualitätsnormen (UQN) vorliegen. Die ermittelten Schadstoffkonzentrationen werden anschließend mit den jeweiligen Auswirkungen in Beziehung gesetzt. Die Auswahl der Wasserkörper/Probenahmestellen umfasst darüber hinaus vier Kläranlagen in verschiedenen Ausbaustufen mit unterschiedlichen Behandlungstechnologien. So kann die Wirksamkeit dieser Anlagen bei der Reduzierung von Mikroverunreinigungen unter Berücksichtigung extremer Wetterereignisse bewertet werden. Im Labor soll die Exposition von Organismen gegenüber zusätzlichen Stressoren Antworten auf die Frage liefern, wie sich der Klimawandel auf die Widerstandsfähigkeit von wirbellosen Wassertieren flussabwärts von RÜBs und Kläranlagen auswirkt und wie sich dies durch den Einsatz unterschiedlicher Klärtechniken in Kläranlagen verändert.

Das Projekt EXTRESIGO wird finanziert durch die Baden-Württemberg Stiftung gGmbH als Teil des Wasserforschungsprogramms "Innovative Verfahren für ein integriertes Management von Niederschlagswasser".
Projekt Dauer: 15.8.2023 bis 15.8.2026
Projektleitung: Rita Triebskorn, Heinz Köhler