Ernst Käsemann (1906-1998) studierte ev. Theologie u.a. in Marburg bei Rudolf Bultmann, mit dem er bis zu dessen Tod 1976 in regem theologischem wie persönlichem Austausch stand. Käsemann war seit 1933 Pfarrer und wurde 1946 auf eine neutestamentliche Professur in Mainz berufen. Seit 1951 lehrte er in Göttingen, seit 1959 in Tübingen. Gegenüber seinem Lehrer Bultmann betonte Käsemann die Bedeutung der Rückfrage nach dem historischen Jesus für die Theologie. Gegen eine individualistische Verengung des Glaubens setzte er den paulinischen Gedanken der Kirche als Leib Christi. Käsemann war ein streitbarer Theologe, der sich nicht nur während der Zeit des Dritten Reiches im Kirchenkampf engagierte, sondern für den Theologie zeitlebens eine politische Dimension behielt.