Linosa Survey Projekt
Strasse von Sizilien, Satellitenbild
Linosa, Satellitenbild
Linosa, Mte. Bandiera, Gesamtplan.
Linosa, Speicherkaskade aus zwei Zisternen.
gefördert durch die Fritz-Thyssen-Stiftung
Die Vulkaninsel Linosa (Provinz Agrigent, Italien), das antike Aethusa, ist die nördlichste der Pelagischen Inseln. Sie liegt inmitten der Strasse von Sizilien und damit im Zentrum der antiken Seehandelsrouten, die den östlichen mit dem westlichen Mittelmeerraum und Afrika mit Europa verbinden (Abb. 1 und 2). Archäologisch ist die Insel bislang so gut wie unerforscht.
Trotz des Fehlens an natürlichen Süsswasservorkommen erfuhr die Insel eine intensive Besiedlung in der punisch-römischen Antike und in der Neuzeit seit dem mittleren 19. Jh. Diese Besiedlungen wurden ermöglicht durch ein bis heute einzigartig gut erhaltenes, antikes Wasserversorgungssystem, das System der Comprise: an den Berghängen wurden grosse Wassersammel- und speicheranlagen für Regenwasser angelegt, die aufgrund ihrer immensen Kapazität einen integralen Bestandteil der insularen Wasserversorgung ausgemachen. Inselweit haben sich mehr als 150 antike Zisternen erhalten. Die Comprise nutzen den anstehenden Fels der Hänge als natürliches Impluvium, das dort in den Wintermonaten aufgefangene Regenwasser wird zur Speicherung in Zisternen geleitet (Abb. 3 und 4). Eine erste, vorläufige Datierung der Anlagen legt nahe, dass das System bereits in punischer Zeit angelegt und in römischer Zeit weiter ausgebaut wurde.
Gegenstand des Forschungsprojektes ist es, diese Wasserversorgungsanlagen in ihrem naturräumlichen und siedlungstopographischen Kontext in einem topographischen Modell zu dokumentieren. Begleitend wird in einem intensiven Survey die Chronologie der Bau- und Nutzungsphasen der Anlagen präzisiert. Neben wasserhistorischen und -technischen Fragen steht die Besiedlungsgeschichte der Insel im Fokus der Forschungen.
Literatur
T. Ashby, Lampedusa, Lampione, and Linosa, Annales of Archaeology and Anthropology IV, 1911, 11-34.
P. Calcara, Descrizione dell Isola di Linosa (Palermo 1851).