Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters

Wien-Exkursion (19.-23.09.2016)

Wiebke Griebel

Vom 19. bis zum 23. September 2016 ging es mit dem Motto "Die Museumslandschaft Wiens" in die österreichische Hauptstadt unter der Leitung von Katja Thode und Doris Schuller. Ziel war es verschiedenste Museen unter dem Gesichtspunkt des Aufbaus und der Vermittlungsmethoden anzusehen. Dementsprechend gab es einen straffen Zeitplan, der aber problemlos eingehalten werden konnte und in der Rückschau auch einen guten Rahmen hatte.

Die Reise wurde mit zwei Unibussen angetreten. Schon auf dem Weg wurde der erste Stopp in Weyregg am Aggensee eingelegt. Hier fanden im September Unterwassergrabungen zur Untersuchung der Pfahlbauten statt. Für die Anwohner wurden im Seebad verschiedene Informationstafeln aufgehängt. Ein ehemaliger Tübinger Erasmus-Student und ein Kollege erzählten uns einiges über die Grabungen sowie die Öffentlichkeitsarbeit.
Nach dem gemeinsamen Abendessen in Wien konnte noch ein Referat zur Entstehungsgeschichte des Museums angehört werden sowie eine Umfrage zu den Vorstellungen und Erwartungen der Exkursion gestartet werden.

Am zweiten Tag ging es dann gut gestärkt von der Jugendherberge mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Wien Museum am Karlsplatz. Hier hatte die Gruppe Zeit sich die Ausstellung zur Stadtgeschichte sowie die zwei Sonderausstellungen anzusehen. Nach einer Mittagspause ging es weiter zum Museum der Virgil-Kapelle am Stephansdom. Hier bekamen wir eine Führung von der Kuratorin Frau Kronberger. Sie erklärte uns die Geschichte der Kapelle aber auch die Schwierigkeiten bei der Planung der Ausstellung innerhalb der Kapelle. Man entschied sich dafür, die Kapelle möglichst schlicht zu halten und statt Tafeln, Tablets mit Informationen an die Besucher zu verteilen. Der Ausstellungsraum mit den archäologischen Funden ist nur 17 m² groß und beherbergt doch eine Fülle an Objekten, ohne dabei überladen zu wirken. Im Anschluss ging es zum Zentralfriedhof. Dieser wurde in das Exkursionsprogramm aufgenommen, da er neben seiner Hauptfunktion als Begräbnisort auch eine Art öffentliches Museum darstellt. Nach der abendlichen Zusammenfassung der Tageseindrücke, trennten sich die Wege der Gruppe für verschiedenste Abendgestaltungen.

Der dritte Tag der Exkursion begann mit einer Führung im Naturhistorischen Museum durch die Leiterin der Abteilung "Ausstellung und Bildung" Iris Ott. Im Mittelpunkt der Führung stand die neu organisierte prähistorische Ausstellung des Museums. Auch hier bekamen wir wieder einen Blick hinter die Kulissen und welcher Sinn und Zweck bei der Konzeption verfolgt wurde. Interessant ist der Fakt, dass die Ausstellung an sich schon Geschichte ist, man beließ die alten Vitrinen aus der Gründungszeit in den Räumen, denn sie stehen unter Denkmalschutz. Auch die Gemälde an den Wänden, die Szenen aus der Steinzeit zeigen, sind in der Ausstellung verblieben. Nach einer Mittagspause und der Entscheidung gegen das Kunsthistorische Museums aus Zeitmangel ging es in die Schatzkammer der Hofburg. Das Museum rief bei vielen Exkursionsteilnehmern eine Vielzahl an Verbesserungsvorschlägen hervor. Von hier ging es dann zu Fuß mit einem kurzen Stopp am Marienplatz, an dem freigelegte archäologische Befunde zu bewundern sind, weiter zum Stephansdom. Dieser sollte ebenso wie der Zentralfriedhof als öffentlicher Ort diskutiert und betrachtet werden. Da aber die Hälfte des Domes wegen einem Gottesdienst nicht begehbar war, war dieser Teil relativ schnell erledigt und der Abend konnte wieder gemütlich ausklingen.

Am vierten Tag folgte ein Highlight der Exkursion es ging nach Carnuntum, einem römischen Freilichtmuseum. Hier führte uns die Leiterin der Kulturvermittlung und des Qualitätmanagements Martina Großmann durch das Museum. Zum überwiegenden Teil bekamen wir Informationen zur Geschichte des Ortes, mit interessanten Anekdoten zur Gestaltung des Museums. U.a. bekamen wir einen Blick hinter die Kulissen in die Lagerräume zur Lagerung des Obst und Gemüses, denn für die Ausstellung werden hier nur echte Lebensmittel verwendet. Auf dem Rückweg gab es noch zwei kurze Stopps am Heidentor sowie am Amphitheater. Im Anschluss ging es in das Haus der Musik. Dies Museum wurde ausgewählt, da es sich dem schwierigen Thema der Darstellung von Unsichtbarem widmet. Hiervon hatten sich einige Exkursionsteilnehmer viel versprochen, doch stand am Ende fest, dass der Lerneffekt eher gering ist, dafür der Spaßfaktor sehr hoch. Somit bildete das Haus der Musik einen sehr guten Abschluss für den Tag und auch für die Exkursion, war man doch inzwischen ziemlich angefüllt mit neuem Wissen und vor allem Eindrücken und Ideen zur Konzeption eines Museums und der Ausstellung.

Beim gemeinsamen Ausklingen der Exkursion mit Pizza in der Lobby der Jugendherberge wurden die Eindrücke der Teilnehmer gesammelt sowie Feedback zur Exkursion und der Durchführung gegeben. Das Feedback an die Leiterinnen fiel durchweg positiv aus und ermutigte die Zwei zur Planung einer weiteren Exkursion. Bei den Museen haben besonders Carnuntum und die Virgil-Kapelle einen positiven Eindruck hinterlassen. Die Virgil-Kapelle mit ihrem sehr guten Umgang mit dem Platzproblem und Carnuntum, weil man hier ein rekonstruiertes 3D-Bild zum Anfassen bekommt. Enttäuscht waren die Teilnehmer vom Wien Museum und der Schatzkammer. Beide Museen bieten im Rückblick nur wenig von dem, was sie versprechen. Auch die Konzeption der Museen wurde bemängelt. Aber im nächsten Jahr soll das Wien Museum neu organisiert werden, vielleicht muss die Exkursion dann wiederholt werden, um sich das Ergebnis anzusehen. Aber auch, um die Stadt an sich dann mehr besichtigen zu können.

Wir bedanken uns bei allen Personen, die es uns ermöglichten die Museen vergünstigt und teilweise sogar mit einer Führung hinter die Kulissen kennenzulernen und uns so einen umfassenden Eindruck von den Aufgaben und Problemen der Museen gaben.