21.12.2023

IRex Newsletter-Ausgabe Dezember 2023

Themen: Professuren, Publikation zum Forschungsverständnis, Forschungsplattform, Raumverständnisse der extremen Rechten, Netzwerke, Stellenausschreibung

Liebe Kolleg:innen, liebe Engagierte, liebe Interessierte,

ein halbes Jahr nach unserer Gründung melden wir uns zum Jahresende aus dem Institut für Rechtsextremismusforschung. Im Mai 2023 hat der Senat der Universität Tübingen an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät das eigenständige Institut für Rechtsextremismusforschung (kurz IRex) gegründet. Seitdem arbeiten wir am Aufbau des Instituts – eine Aufgabe, die man im Laufe eines Berufslebens vermutlich nur einmal bekommt.

Konkret bedeutet das: wir führen viele Gespräche mit (potenziellen) Kooperationspartner:innen in Wissenschaft, Staat und Zivilgesellschaft. Dabei erfahren wir viel Zuspruch und Gesprächsbereitschaft, um zusammen für die Demokratie einzustehen. Denn so haben wir den Anspruch an unsere Arbeit formuliert: Mit wissenschaftlichen Mitteln wollen wir die Demokratie und Widerstandsfähigkeit (zivil-)gesellschaftlicher und staatlicher Strukturen gegen rechtsextreme Ideologien und Praktiken stärken. Wir sehen aber auch Herausforderungen. Denn auch Wissenschaft und Forschende sind heute zunehmend Zielscheibe für Hass, Bedrohung und Anfeindungen. Umso wichtiger ist es, die Demokratie gemeinsam zu stärken.

Für Demokratieförderung und Extremismusprävention gibt es viele gute Gründe. Denn Menschenfeindlichkeit und Extremismus nehmen zu und extrem rechte Akteur:innen gewinnen an Einfluss. Seit Jahren wird in diesem Bereich zu wenig getan. Seit zehn Jahren wird immer wieder ein Demokratiefördergesetz angekündigt. Bis heute fehlt dieses und damit die strukturelle Absicherung von vielen Demokratie-Projekten. Viele der Projekte im Bundesprogramm „Demokratie leben“ standen eben erst durch die Haushaltssperre des Bundes vor einer existenziellen Bedrohung. Die unmittelbare Gefahr scheint nach letzten Infos abgewendet. Dennoch: Weiterhin hilft Geld in Form großzügiger Weihnachtsspenden. Da politische Probleme aber primär politisch gelöst werden sollten: Nutzen Sie Ihre Möglichkeiten, Bundestagsabgeordnete und Mitglieder der Bundesregierung anzuschreiben und persönlich anzusprechen. Betonen Sie die Bedeutung von strukturell abgesicherter Demokratieförderung und Extremismusprävention. Es geht dabei nicht um Parteipolitik, sondern um die Grundwerte dieser Republik.

In diesem Sinne, bleiben Sie streitbar und kommen Sie gesund ins neue Jahr!

Herzliche Grüße

Dr. Rolf Frankenberger, wissenschaftlicher Geschäftsführer

Reiner Baur, administrativer Geschäftsführer
 

Infos aus dem IRex

Professuren

Im Juni haben wir drei Professuren für Rechtsextremismusforschung mit verschiedenen Schwerpunkten ausgeschrieben: Die politikwissenschaftliche Professur erforscht vor allem rechtsextreme Akteur:innen, Organisationen und Netzwerke. Die medienwissenschaftliche Professur hat ihren Schwerpunkt in der Erforschung rechtsextremer Diskurse, Medien und Strategien in der Öffentlichkeit und die erziehungswissenschaftliche Professur widmet sich der politischen und kulturellen Bildung, der Transfer- und Implementationsforschung. Die Berufungsverfahren sind aktuell auf der Zielgeraden und wir freuen uns, dass drei Kolleg:innen im April 2024 in Tübingen ihre Arbeit aufnehmen können. Eine vierte Professur für sozialwissenschaftliche Antisemitismusforschung werden wir in Kürze ausschreiben.

Publikation

Wir setzen auf transdisziplinäres Arbeiten, eine lebensweltliche Perspektive und methodischen Pluralismus in unserer Forschung, um Demokratie und Zivilgesellschaft gegen die Bedrohung durch Rechtsextremismus zu stärken. Unser Forschungsverständnis haben wir unter dem Titel “Researching far right extremism – a transdisciplinary, lifeworld, and political culture perspective” in der Zeitschrift für Vergleichende Politikwissenschaft skizziert. Wir sind gespannt auf Diskussionsbeiträge.


Forschungsplattform

Aktivitäten der extremen Rechten erfassen und sichtbar machen und unsere Forschungsergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen: Das soll unsere Forschungsplattform leisten, an der wir aktuell arbeiten. Dort werden wir räumliche, zeitliche und alltagskulturelle Informationen zu extrem rechten Einstellungen, Ereignisse, Akteur:innen, Organisationen und Netzwerken darstellen. Unsere wissenschaftlichen Analysen ergänzen die Informationen und ordnen sie in den Forschungsstand ein. Dabei konzentrieren wir uns (zunächst) auf Baden-Württemberg und arbeiten unter anderem mit den Kolleg:innen der Dokumentationsstelle Rechtsextremismus und der Fachstelle mobirex zusammen.

Raumverständnisse der extremen Rechten

In einem Pilotprojekt untersuchen wir in einem Forschungsteam aus Geograph:innen und Politikwissenschaftler:innen, welche Vorstellungen die extreme Rechte von Raum hat. Und wie sie exkludierende Ideologien damit verbindet, um Politik gegen Andersdenkende zu machen. Als Datengrundlage nutzen wir die Programme der extrem rechten Parteien AfD, Die Rechte, III. Weg, Die Heimat, Freie Sachsen und Neue Stärke Partei. Dabei zeigen sich starke Verknüpfungen zwischen Nation, Volk und Staat, die angeblich gegen Bedrohungen von innen und außen geschützt werden müssten. In einem Folgeprojekt wollen wir untersuchen, wie die extreme Rechte ihre Raumvorstellungen auf Social Media verbreitet und damit versucht, Anhänger:innen zu gewinnen.

Netzwerke

Als IRex bemühen wir uns um Dialog und einen sehr kooperativen Arbeitsstil. Dazu gehört die aktive Mitarbeit in bestehenden Netzwerken: Wir sind Mitglied im Landesnetzwerk für Menschenrechte und Demokratieentwicklung – gegen Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit sowie im Verbund der Forschungszentren für Rechtsextremismus- und Demoraktieforschung (VFRD). Auch im Wissensnetzwerk Rechtsextremismusforschung (Wi-Rex) werden wir mitarbeiten. Der Präsident des Landeskriminalamts Baden-Württemberg hat uns in den Fachbeirat des Kompetenzzentrum gegen Extremismus (Konex) berufen.

Stellenausschreibung

Wir suchen Verstärkung: Zum nächstmöglichen Zeitpunkt besetzen wir eine Assistenzstelle (100%, E10) und eine Sekretariatsstelle (50%, E6). Sie wollen bei uns mitarbeiten oder kennen gute Kolleg:innen, die zu uns passen könnten? Bitte bewerben bzw. weitersagen!

Newsletter

Wenn Sie Fragen und Anregungen zu unserem zukünftigen Newsletter haben, schreiben Sie uns: newsletterspam prevention@irex.uni-tuebingen.de. Sie kennen weitere Personen, die an unserer Arbeit interessiert sind? Sie wollen den zukünftigen IRex-Newsletter nicht erhalten oder Ihre Adresse ändern? Unter folgendem Link können Sie sich den Verteiler ein- bzw. austragen: https://listserv.uni-tuebingen.de/mailman/listinfo/irex-news

Förderhinweis

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