Uni-Tübingen

A 06

Konnektivität, interregionale Netzwerke und Kulturkontakte: RessourcenKulturen der Spätbronzezeit und der Eisenzeit im Ostmittelmeerraum

Fachklassifizierung

Vorderasiatische Archäologie
Biblische Archäologie
Ur- und Frühgeschichte
Klassische Archäologie



Doktorand*innen und Postdocs


Teilprojekt A 06 verfolgt das Ziel, Entwicklungen im Umgang mit Ressourcen beim Übergang von der Spätbronzezeit zur Eisenzeit im Ostmittelmeerraum, mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Levante, zu erforschen. Im Blickpunkt stehen dabei Konnektivität und Austausch als RessourcenGefüge sowie die Rolle der spezifischen RessourcenKulturen der Küstenstädte in den sozio-kulturellen Dynamiken jener Epoche. Da der Übergang von der SBZ zur EZ durch vielfache Veränderungen gekennzeichnet ist, eignet er sich besonders gut, um mehrdimensionale Dynamiken des Wandels im Umgang mit Ressourcen zu untersuchen. Wechselbewegungen zwischen Prozessen der Globalisierung und solchen der Regionalisierung kennzeichnen die sozio-kulturellen Entwicklungen im Zeitraum von der Spätbronzezeit bis zur Eisenzeit II im Ostmittelmeerraum (ca. 1500–500 v. Chr.). Teilprojekt A 06 erforscht diese Entwicklungen im Ostmittelmeerraum seit der ersten Förderphase des SFB. In der ersten Förderphase wurde der überregionale Austausch ("Fernhandel") als Ressource in der Südlevante untersucht. Die zweite Förderphase hat anhand ikonographischer Medien (Rollsiegel und Reliefs bzw. Skulpturen), als Teil zweier RessourcenKomplexe, sozio-politische Entwicklungen dieses Zeitraums in der Süd- und in der Nordlevante miteinander verglichen. Das Ziel in der dritten Förderphase des SFB besteht darin, die Forschungen des Teilprojektes insgesamt zu bündeln, indem spezifische, auf Konnektivität ausgerichtete RessourcenKulturen der Region untersucht werden. Ihre Entwicklung soll durch die Analyse mehrerer RessourcenKomplexe, bestimmt durch Infrastrukturen wie interregionale Netzwerke und kulturelle Kontakte, erfasst werden. Diese Untersuchungen münden schließlich in einer Synthese, die in umfassender Weise die sozio-kulturellen Dynamiken über die Analyse der damit verbundenen RessourcenKulturen beschreibt.
Das Teilprojekt A 06 wird in der dritten Förderphase vier unterschiedliche Materialgruppen untersuchen, die die bislang im Teilprojekt behandelten Themen ergänzen:

  1. Zyprische Importkeramik in der Levante von der Spätbronzezeit bis zur Eisenzeit II (Meryem Büyükyaka).
  2. Griechische Importkeramik in der zentralen Levante in der Eisenzeit II und III (Dr. Maximilian Rönnberg).
  3. Terrakotta-Statuetten der Levante (Spätbronzezeit bis Eisenzeit II) im Vergleich mit zyprischen Terrakotten (in Kooperation mit Dr. Adriano Orsingher, Barcelona).
  4. Bautechnik von Mauern unter Verwendung von Quadern und Bruchsteinen (sogenannte ‚Pier-and-Rubble‘-Technik, Spätbronzezeit bis Hellenismus) in der Levante und ihre Verbreitung im weiteren Mittelmeerraum (Dr. Maximilian Rönnberg).

Während bei den ersten drei Materialgruppen unterschiedliche Aspekte der ökonomischen, sozialen und der religiösen Ebene des Austausches in der Levante und im östlichen Mittelmeerraum im Vordergrund stehen, fokussiert die vierte Studie auf den Austausch von bautechnischem Wissen.
Die divergierenden Materialgruppen werden (ergänzend zu den bisher im Teilprojekt behandelten Materialien) unterschiedliche Muster der Austauschprozesse innerhalb dieser durch Konnektivität geprägten RessourcenKulturen erschließen lassen und somit eine Synthese für das Teilprojekt ermöglichen. Der Vergleich ihrer Nutzung jeweils in Kanaan, Zypern und Phönizien muss in differenzierter Weise erfolgen und unter anderem Interdependenzen zwischen Internationalisierung und Fragmentierung berücksichtigen. Dieser Ansatz ermöglicht es, die Entwicklungen im Ostmittelmeerraum in der Zeit von der Spätbronzezeit bis zur Eisenzeit auf innovative Weise zu analysieren und interpretieren. Im Mittelpunkt wird ein Vergleich von Gesellschaften der Spätbronzezeit in der Levante (Schwerpunkt: südliche Levante/Kanaan/Zypern) mit denen der Eisenzeit II (Schwerpunkt: zentrale Levante/Phönizien/Zypern) stehen. Sowohl Kanaan und Zypern (während der Spätbronzezeit) als auch Phönizien und Zypern (während der Eisenzeit II) zeichnen sich durch Infrastrukturen aus, die stark auf überregionale Kontakte ausgerichtet sind. Die zeitlich dazwischenliegende Epoche der Eisenzeit I ist im Unterschied dazu eine Phase der Regionalisierung und Fragmentierung im östlichen Mittelmeerraum. Die hier greifbaren unterschiedlichen Formen von Konnektivität und Austausch reflektieren also voneinander differenzierbare Vorgänge der Inwertsetzung, die sich für einzelne Zeitphasen als RessourcenKomplexe und im Hinblick auf ihre zeitliche Entwicklung als RessourcenGefüge beschreiben lassen, und für die einzelnen sozialen Gemeinschaften spezifische RessourcenKulturen widerspiegeln.