Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2014: Leute

Naturwissenschaftler alter Schule

Zum Tode von Professor Dr. Erich Pfaff ein Nachruf von Michael Schwarz

Am 25. März 2014 verstarb in Tübingen 79-jährig Professor i. R. Dr. Erich Pfaff, ein langjähriger Mitarbeiter am ehemaligen Institut für Toxikologie der Eberhard Karls Universität Tübingen. Der am 24. August 1934 in Gießen-Klein-Linden geborene Hesse studierte Chemie an der Philipps-Universität Marburg, wo er 1965 zum Dr. rer. nat. promovierte. Seine wissenschaftliche Laufbahn begann er am Physiologisch-Chemischen Institut in Marburg, wo er eng mit Martin Klingenberg zusammen arbeitete und gemeinsam mit ihm publizierte. Nach einer nur kurz andauernden Arbeit als wissenschaftlicher Assistent am Physiologisch-Chemischen Institut in Heidelberg, wechselte Pfaff Ende 1970 an das Institut für Toxikologie in Tübingen, damals geleitet von Professor Dr. Herbert Remmer. Dort arbeitete er zunächst wieder als wissenschaftlicher Assistent, habilitierte 1973 und wurde nach seiner Tätigkeit als Privatdozent 1980 zum Universitätsprofessor berufen. Er arbeitete in Forschung und Lehre am Institut für Toxikologie in Tübingen bis zur Beendigung seiner beruflichen Tätigkeit im Jahr 1999.

Das zentrale wissenschaftliche Interesse von Erich Pfaff bestand in der Aufklärung von Transportvorgängen über zelluläre Membranen. Hierbei sind häufig komplexe Systeme beteiligt, die aktiv körpereigene und körperfremde Substanzen über Membranen zu transportieren vermögen. Durch seine Arbeiten in den Jahren ab etwa 1965, damals in Marburg gemeinsam mit Martin Klingenberg, gelang ihm der Nachweis der Existenz eines Transporterenzyms, welches spezifisch Adenosindiphosphat (ADP) und Adenosintriphosphat (ATP) zwischen den Mitochondrien und dem Zytosol tauscht und damit mitochondrial produziertes ATP als Energielieferant für biochemische Reaktionen im Zytosol bereitstellt. Der Nachweis der Existenz dieses ADP-ATP Translokatorproteins ist ein Meilenstein der Biochemie.

Erich Pfaff war selbst von morgens bis abends experimentell im Labor tätig und sah dies als essentiell für wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn an. Im studentischen Unterricht war er fordernd. Ich erinnere mich noch genau an seinen Kurs und sein Seminar über zelluläre Atmung und Mitochondrientoxizität, der sich auf hohem wissenschaftlichem Niveau bewegte und entsprechend hohe Anforderungen an uns als Studierende stellte.

Erich Pfaff war ein Naturwissenschaftler alter Schule, wie man sie heute kaum mehr findet. Großforschungsverbünde waren ihm fremd und suspekt. Er verließ sich lieber auf seine eigene Urteilskraft. Er war ein liebenswerter Mensch, der seinen Mitarbeitern ein Vorbild war. Er wird uns fehlen.