Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2021: Leute

Physiker und Pionier des Umweltschutzes

Zum Tode von Professor Dr. Harald Stumpf ein Nachruf von Roland Roth und ehemaligen Kollegen

Am 9. März verstarb im Alter von 93 Jahren Professor Dr. Harald Stumpf. Er war von 1967 bis zu seiner Emeritierung 1995 an der Universität Tübingen tätig und hatte am Institut für Theoretische Physik einen Lehrstuhl inne.

Harald Stumpf wurde am 13. August 1927 in Aussig a.d. Elbe, dem heutigen Usti in der Tschechischen Republik, geboren. Nach seinem Abitur im Jahr 1947 begann er sein Studium an der Universität Heidelberg. Zunächst studierte Stumpf Mathematik. Nach seinem Vordiplom wechselte er an die Technische Hochschule Stuttgart, wo er 1952 sein Diplom erhielt. Danach wechselte er, als Assistent von Professor Erwin Fues, an das Institut für Theoretische und Angewandte Physik der Technischen Hochschule Stuttgart und damit auch in die Physik. Er promovierte 1955 und habilitierte in Stuttgart im Jahre 1960. Seine Forschungsgebiete waren die Festkörperphysik und die Thermodynamik. 1955 erschien seine erste Arbeit zur Festkörperphysik, im Laufe seiner Karriere folgten noch viele weitere.

Nach seiner Habilitation wechselte Harald Stumpf nach München an das Max-Planck Institut für Physik und Astrophysik, wo er unter der Leitung des renommierten Physikers und Nobelpreisträgers Werner Heisenberg an der nichtlinearen Spinortheorie arbeitete. Während seiner Zeit in München hielt er Kursvorlesungen zur theoretischen Physik an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München.

1967 erhielt Harald Stumpf einen Ruf als ordentlicher Professor an die Eberhard Karls Universität in Tübingen, wo er den Heisenbergschen Ansatz der Spinortheorie für Elementarteilchen weiterentwickelt hat. Er hat in Tübingen regelmäßig Vorlesungen zur Elektrodynamik und Thermodynamik gehalten, aus denen auch Lehrbücher entstanden sind. Außerdem blieb er auch in Tübingen der Festkörperphysik treu und hat in seinem Lehrstuhl zwei Arbeitsgruppen geleitet. Früh hat sich Stumpf auch mit Themen des Umweltschutzes beschäftigt und hat mit seinem Vortrag Überleben im Atomzeitalter Aufsehen erregt und so zur Gründung des Bundes für Umweltschutz wesentlich beigetragen. Aus seinem Interesse an der Umwelt entstand auch das Buch Leben und Überleben: Einführung in die Zivilisationsökologie. Im Laufe seines Lebens hat Stumpf über einhundert wissenschaftliche Arbeiten und zehn Bücher (das letzte 2015, im Alter von 87 Jahren) veröffentlicht.

Harald Stumpf war bei seinen Mitarbeitern und bei Studenten sehr beliebt und galt als sehr bescheiden. Weder zu runden Geburtstagen, noch zu seiner Emeritierung wollte er gefeiert werden. Die Universität Tübingen und das Institut für Theoretische Physik werden sein Wirken in Lehre und Forschung und auch den neugierigen und bescheidenen Menschen Harald Stumpf in ehrender Erinnerung behalten.