Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2022: Leute

Experte für Entstehung von Planetensystemen mit der Fähigkeit, Menschen für die Astrophysik zu begeistern

Zum Tode von Professor Dr. Willy Kley ein Nachruf von Klaus Werner und Dr. Christoph Schäfer

Am 21. Dezember 2021 starb völlig unerwartet Prof. Dr. Willy Kley im Alter von 63 Jahren. Er war seit 2000 Inhaber des Lehrstuhls für "Computational Physics" am Institut für Astronomie und Astrophysik der Universität Tübingen.

Willy Kley wurde in Soest geboren und begann sein Studium der Physik an der Ruhr-Universität Bochum. Nach seinem Vordiplom wechselte er zunächst an die University of Sussex und dann an die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München, wo er sein Studium als Diplom-Physiker abschloss. Im Anschluss daran fertigte er seine Doktorarbeit an der LMU an und promovierte dort 1988. Es folgten als weitere Wirkungsstätten die University of California (Santa Cruz), das Queen Mary and Westfield College (London) und die NASA (Ames). Danach habilitierte er sich 1998 an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena.

Schon als Schüler interessierte er sich für die Astronomie, angeregt durch ein kleines Teleskop, das sein Großvater ihm schenkte. Beginnend mit seiner Diplomarbeit beschäftigte sich Willy Kley mit Computer-Simulationen von sogenannten Akkretionsscheiben. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit waren proto-planetare Scheiben, die Geburtsstätten von Planeten. Wir wissen heute, dass die Planeten in unserem Sonnensystem sich kurz nach dem Entstehen der Sonne innerhalb von wenigen Millionen Jahren in einer solchen Gas- und Staubscheibe gebildet haben. Willy Kley und seine Arbeitsgruppe haben diese Entstehungsprozesse auf Computern simuliert. Die großartigen Fortschritte auf diesem Arbeitsgebiet wurden durch das Aufkommen von Super-Computern und der Entwicklung effizienter numerischer Methoden, an denen Willy Kley maßgeblich beteiligt war, ermöglicht. 

Gesteigert wurde das Interesse der Astronomen an diesem Gebiet durch die Entdeckung von inzwischen vielen tausenden Exoplaneten, also Planeten außerhalb unseres eigenen Sonnensystems. In den letzten Jahren ist es Astronomen gelungen, Planetensysteme auch in ihrer Entstehungsphase zu beobachten, so dass theoretische Rechnungen direkt mit Beobachtungen verglichen werden können. 

Willy Kley hat zum Verständnis der Entstehungsprozesse von Planetensystemen wichtige Beiträge geleistet und ist international renommiert. Ein entscheidender Antrieb für seine Arbeit war herauszufinden, wie insbesondere auch erdähnliche Planeten entstehen, und damit letztendlich auch die Frage zu beantworten, ob es Leben auf anderen Planeten gibt.

Willy Kley hat seine Arbeit in großen nationalen und internationalen Forschungsverbünden durchgeführt. Die Forschungsergebnisse seiner Arbeitsgruppe an der Universität Tübingen haben weltweit Beachtung gefunden. Er hat viele Studierende mit seiner begeisternden Lehre für die Astrophysik interessiert, und viele seiner Schüler sind inzwischen selbst geachtete Wissenschaftler. 

Den Mitgliedern seiner Arbeitsgruppe bleibt seine liebenswerte, offene und immer inspirierende Art, mit der er für eine produktive und familiäre Atmosphäre sorgte, in Erinnerung. Willy Kley hat federführend den Masterstudiengang "Astro and Particle Physics" an der Universität Tübingen etabliert, der seit 2017 etliche internationale Studierende nach Tübingen lockt.

Das Institut für Astronomie und Astrophysik der Universität Tübingen und der Fachbereich Physik verlieren mit Willy Kley einen engagierten Hochschullehrer und einen geschätzten und beliebten Kollegen und Freund. Er hinterlässt eine Frau und drei Töchter, denen unser tiefstes Mitgefühl gilt.