Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 2/2021: Forschung


DAAD fördert drei fächerübergreifende „Globale Zentren“ in Tübingen

Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) fördert künftig acht fächerübergreifende „Globale Zentren“ zur Bewältigung weltweiter Herausforderungen: vier Zentren zu Klimafragen, weitere vier zu Gesundheitsthemen und Pandemien. Das Auswärtige Amt (AA) fördert den Aufbau dieser Zentren bis 2025 mit rund 22 Millionen Euro.

Tübingen erhält alleine drei der acht Zentren: ein Zentrum für Klima und Umwelt zu Fragen der angepassten Landnutzung im Jordantal sowie zwei Zentren für Gesundheit und Pandemievorsorge in Vietnam und Gabun. Die Zentren bilden u.a. in internationalen Masterstudiengängen, PhD-Programmen und Weiterbildungen aus und ermöglichen internationalen Austausch, auch innerhalb des Globalen Südens. 

Für den Aufbau der Zentren, die in Ländern des Globalen Südens eingerichtet werden, konnten sich deutsche Hochschulen mit Partnern aus den jeweiligen Ländern sowie in enger Zusammenarbeit mit weiteren deutschen wie internationalen Partnerorganisationen bewerben. Jedes Zentrum erhält pro Jahr bis zu 600.000 Euro Förderung, zunächst bis 2025 und mit Verlängerungsmöglichkeit bis 2030.

Die ausgewählten Zentren werden interdisziplinär lehren und forschen und im engen Austausch mit Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft stehen, um den Transfer neuer Erkenntnisse in die Praxis sicherzustellen. Zudem werden sie untereinander vernetzt sein, um zu globalen Lösungen beizutragen.


Tübingen wird Standort des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat entschieden, dass Tübingen Standort des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit wird.

Der Antrag des Tübinger Zentrums für Psychische Gesundheit fußt auf drei Pfeilern: Mithilfe von Neuromodulationsverfahren wie der nichtinvasiven Hirnstimulation und dem Neurofeedback sollen sich Hirnfunktionsstörungen normalisieren, die psychischen Erkrankungen zugrunde liegen. Der zweite Schwerpunkt widmet sich der innovativen Weiterentwicklung von psychotherapeutischen Verfahren. Dies kann zum Beispiel durch eine Ergänzung um digitale Komponenten, Trainingsprogramme oder virtuelle Realität geschehen. Für diese beiden therapeutischen Felder ist ein besseres Verständnis der den psychischen Erkrankungen zugrunde liegenden Hirnfunktionsstörungen erforderlich. Dafür müssen hochkomplexe Daten aus ganz verschiedenen Bereichen wie der klinischen Datenerhebung, der Hirnbildgebung und der Genetik zusammengeführt werden. Dies ist Inhalt der rechnergestützten Psychiatrie, der dritten Forschungssäule des Tübinger Antrags.

„Das Zusammenspiel von Neuromodulation, verstärkter Psychotherapie und rechnergestützter Psychiatrie bildet die Grundlage für eine verbesserte Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen“, erläutert Professor Andreas Fallgatter die überzeugende Tübinger Strategie. „Dies können beispielsweise Depressionen, Psychosen, Sucht- und Angsterkrankungen, Essstörungen und Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) sein“, fügt der Koordinator des Tübinger Zentrums hinzu. 

Das Zentrum für Psychische Gesundheit am Universitätsklinikum Tübingen ist ein Zusammenschluss der Abteilung Allgemeine Psychiatrie und Psychotherapie, der Abteilung Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter, der Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und dem Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie der Universität Tübingen. Es hat sich in enger Zusammenarbeit mit Partnern aus der Psychologie, dem Tübinger Neurocampus, dem Hector-Institut für Bildungswissenschaften, der LEAD-Graduiertenschule und Forschungsnetzwerk, dem Leibniz-Institut für Wissensmedien, den Max-Planck-Instituten für Biologische Kybernetik und Intelligente Systeme, dem Exzellenzcluster Maschinelles Lernen, dem Cyber Valley sowie weiteren Experten erfolgreich in der Ausschreibung für ein Deutsches Zentrum für Psychische Gesundheit beworben.


Tübinger Förderpreis für Ältere Urgeschichte geht an australische Forscherin

Der Tübinger Förderpreis für Ältere Urgeschichte und Quartärökologie geht in diesem Jahr an Dr. Anna Florin von der University of Queensland in Brisbane. Die Australierin wird für ihre Dissertation „Archaeobotanical investigations into 65,000 years of plant food use at Madjedbebe, Mirarr Country, northern Australia“ ausgezeichnet. Sie untersuchte 65.000 Jahre alte Pflanzenmakrofossilien, die in Madjedbebe in Nordaustralien gefunden wurden, um so Veränderungen in der Ernährung und Landnutzung der Menschen nachzuvollziehen. Sie zeigte in ihrer Arbeit, dass die ersten Menschen geschickte Sammler waren, die komplexe Verarbeitungstechniken für pflanzliche Lebensmittel beherrschten.

In ihrer Forschung setzten Florin und ihr Team Hochleistungs-Lichtmikroskopie und Rasterelektronenmikroskopie ein, um verkohlte Pflanzenreste aus alten Feuerstellen der Madjedbebe-Stätte zu analysieren. Es sind weggeworfene Reste von Mahlzeiten, die vor Zehntausenden von Jahren gekocht und geteilt wurden. Es zeigte sich, dass die Proben konservierte Reste von Früchten, Nüssen, Samen, Palmstämmen sowie Wurzeln und Knollen enthielten. „Für viele der gefundenen pflanzlichen Nahrungsmittel benötigte man viel Zeit und gute Kenntnisse für die Zubereitung“, erklärt Florin. Die Ergebnisse stellen frühere Theorien in Frage, die davon ausgingen, dass die frühen modernen Menschen sich mit möglichst wenig Aufwand ernährten und keine abwechslungsreiche Ernährung hatten.

Der mit 5000 Euro dotierte Förderpreis für Urgeschichte und Quartärökologie ist von der Mineralwassermarke EiszeitQuell gestiftet und wurde in diesem Jahr zum 23. Mal verliehen.


Neue Ausgabe des Forschungsmagazins attempto!

Gerade ist die aktuelle Ausgabe von attempto!, dem Forschungsmagazin der Universität Tübingen erschienen. Themen in Ausgabe 54 | 2021 sind unter anderem:

  • Neuer Wirkstoff aus der Nase
  • Kindheit in Zeiten der Pandemie
  • Sport: Training ist nicht gleich Training

Link zum Forschungsmagazin attempto!