Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 3/2022: Studium und Lehre

Zentrum für Digitale Bildung eröffnet

Universität Tübingen und Partnerinstitutionen intensivieren ihre Forschung zum Einsatz von digitalen Medien im Schulunterricht – Preise für exzellente digitale Lehre verliehen

Die Universität Tübingen hat Ende Juli das neu geschaffene „Tübingen Center for Digital Education“ eröffnet. Das Zentrum wird innovative Formen des Lehrens und Lernens mit digitalen Medien erforschen, die praktische Anwendung dieser Methoden erproben und – in Zusammenarbeit mit Partnerschulen – den Transfer in die Praxis vorbereiten. Das Zentrum wird für fünf Jahre mit insgesamt 1,35 Millionen Euro von der Stuttgarter Vector Stiftung gefördert.

„Das Tübingen Center for Digital Education nimmt ein zukunftsweisendes und bedeutendes Thema in den Blick und wird erheblich zur Innovationsfähigkeit des Landes im Bildungsbereich beitragen. Ich freue mich, dass die Universität Tübingen und ihre Partner eine der großen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts adressieren: Wie wollen wir in Zukunft lernen?“, sagte Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. Mit hervorragenden Forschungsvoraussetzungen und Vernetzungsmöglichkeiten in der Region sei Tübingen der ideale Standort, um Antworten auf diese Frage zu formulieren.

„Deutschland hat enormen Nachholbedarf beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht und bei der Digitalisierung der Schulen insgesamt“, sagte der Rektor der Universität, Professor Bernd Engler. Die Bundesregierung unternehme aktuell erhebliche Anstrengungen, diese Situation zu verbessern. „Die Universität Tübingen und ihre Forschungspartner aus den Bereichen Bildung, Medien und Informatik wollen auf diesem Feld in Zukunft eine Schlüsselrolle übernehmen ähnlich wie heute bereits auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz.“

Der Erziehungswissenschaftler Professor Andreas Lachner, der die Leitung des neuen Zentrums übernehmen wird, sagte: „Wir wollen verstehen, wie Technik effizient im Unterricht eingesetzt werden kann.“ Beispielsweise kann im Biologie-Unterricht der Herz-Kreislauf virtuell abgefahren oder Räuber-Beute-Beziehungen im Tierreich im Zeitverlauf untersucht werden – Erfahrungen, die sich in der Realität nicht machen lassen. Lehrerinnen und Lehrer können mit Fragebögen am Tablett rasch überprüfen, wo eine Schülerin oder ein Schüler steht. Auch der kritische Umgang mit Medien kann in der Schule erlernt werden: Wo lauern die Gefahren von Social Media und Big Data? „Ein Hauptmerkmal des Zentrums ist die Verbindung zwischen Bildungsforschung und Informatik. Darin sehen wir ein enormes Potenzial“, sagte Lachner.

Im Zentrum werden verschiedene universitäre und außeruniversitäre Einrichtungen zusammenarbeiten. Dazu gehören unter anderem das „Zentrum für Forschung und Transfer: Digitalisierung in der Lehrerbildung“, die Tübingen School of Education, das Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM), das Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung (HIB), das Dr. Eberle Zentrum für Digitale Kompetenzen, die Graduiertenschule LEAD und die Tübinger Informatik sowie weitere Einrichtungen.  

Auszeichnung für Lehrende

Im Rahmen der Festveranstaltung verlieh die Universität zudem erstmals Preise an mehrere Tübinger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich in den vergangenen beiden Jahren um die digitale Hochschullehre verdient gemacht haben. Den 1. Preis erhielten die Biochemiker Dr. Elisabeth Fuß und Professor Ralf-Peter Jansen für die Veranstaltung „ABio – eine Vorlesung als Flipped Classroom“. Studierende können sich zeitlich flexibel den Lernstoff über interaktive Videos und Lernquizze aneignen, sich über ein Forum austauschen und eine Fragestunde nutzen. Mit dem 2. Preis wurde der Bildungsforscher Professor Christian Fischer für das Projekt „Digitale Hochschullehre mit Gameful Learning“ ausgezeichnet. Studierende bekommen Punkte und können sich mit anderen „Spielern“ vergleichen, wenn sie Aufgaben zum Vorlesungsstoff korrekt beantworten, Kommentare auf der Plattform verfassen oder kleine Erklärvideos erstellen. Die Prüfungsergebnisse fallen durch diese Methode deutlich positiver aus. Den 3. Preis schließlich erhielt der Historiker Professor Bernd-Stefan Grewe für seine Lehrveranstaltung „Geschichtsunterricht im digitalen Zeitalter – Aufgaben stellen und historisches Lernen: Deutscher Herbst 1977“. In dem Video-Seminar sind Lernmaterialien für den digitalen Unterricht entstanden, die nun bundesweit genutzt werden können. 

Tilman Wörtz