China Centrum Tübingen (CCT)

Supraplanung: Chinas Denkhorizonte

«Wer nicht für 10.000 Generationen plant, vermag nicht für eine Ära zu planen.» Diese Aussage des Gelehrten Chen Danran (1859–1930) lässt den ungewöhnlich langen Atem gar manchen, insbesondere politischen, chinesischen Zukunftsdesigns erahnen. Das ist eine Dimension der «Supraplanung». Eine zweite Dimension besteht in der Kompetenz, neben dem Zugriff auf allgemeinübliche Problemlösungsoptionen simultan immer auch über einen ganzen Fächer von listigen Wegen zum Ziel zu verfügen. Die Kenntnis der Supraplanung erleichtert das Verständnis der Politik der Volksrepublik China. Harro von Senger, Verfasser des soeben in zweiter komplett überarbeiteter Auflage erschienenen einzigen westlichen Buchs über Supraplanung, gibt eine Einführung in diese im Westen weitgehend unbekannte chinesische Inspirationsquelle in ihrer Vernetzung mit einem weiteren in Europa und den USA ignorierten chinesischen Denksystem. 

Harro von Senger, Jahrgang 1944, ist Professor em. für Sinologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br., Experte für chinesisches Recht des Schweizerischen Instituts für Rechtsvergleichung (Lausanne) und war 2001–2008 Dozent an der Generalstabsschule der Schweizer Armee. Zahlreiche juristische und sinologische Fachveröffentlichungen. Einem weltweiten Publikum wurde er durch sein Werk „Strategeme“ (14. gebundene Auflage 2008, in 12 Sprachen übersetzt, TB-Auflage 2011) bekannt.