Geographie

Geodatenmanagment: Um was geht es?

Geodaten, Geodäsie & Geoinformatik im humboldtschen Sinne

Die Vermessung der Welt hat sich seit den Forschungsreisen des Alexander von Humboldts vor über 200 Jahren rasant entwickelt & erfindet sich im Informationszeitalter neu.  Durch die digitale Neuvermessung unseres Planeten sind Begriffe wie Big Data & digitaler Zwilling in aller Munde. Die weiter wachsenden Möglichkeiten der angewandten Geoinformatik revolutionieren unser Arbeits- & Berufsleben.

Unser Alltag, unsere Freizeit, städtebauliche, wirtschaftliche und politische Vorhaben und Entscheidungen stehen in Beziehung zu dem Raum, in dem wir leben. Georeferenzen bestimmen grundlegend unseren Lebensraum und geben Auskunft über z. B.:

  • ???? Die nächstgelegene Apotheke
  • Die Verlegung von Abwasserleitungen
  • Die Trassenplanung neuer Bahnstrecken & Stromnetze
  • Die Gestaltung von Smart-Citys
  • Standortsuche für Atomendlager & Windkraftanlagen
  • Und vieles mehr …

 


Daten werden zu Geodaten

80% aller Daten haben einen Raumbezug und können somit als Geodaten aufgewertet werden. 

Geobasisdaten sind grundlegende, amtliche Geodaten, die von staatlichen Vermessungs- und Katasterbehörden bereitgestellt werden. Sie umfassen:

  • Liegenschaftskataster: Informationen über Grundstücke und deren Grenzen.
  • Topographische Karten: Detaillierte Darstellungen der Erdoberfläche.
  • Geodätischer Raumbezug: Referenzsysteme und Festpunkte zur genauen Positionsbestimmung

Fachdaten sind spezialisierte Geodaten, die aus bestimmten Fachgebieten stammen. Beispielsweise:

  • Umweltdaten: Informationen über Luftqualität, Wasserqualität und Bodenbeschaffenheit.
  • Demographische Daten: Bevölkerungsstatistiken und soziale Indikatoren.
  • Verkehrsdaten: Daten zu Verkehrsflüssen und Infrastruktur

Tabellarische Daten können mit Geodaten verknüpft werden und enthalten verschiedenste Arten von Informationen:

  • Kundendaten: Informationen über Kunden und deren Kaufverhalten.
  • Finanzdaten: Umsätze, Ausgaben und andere finanzielle Kennzahlen.
  • Statistische Daten: Ergebnisse von Umfragen und Studien

Volunteer Geographic Data (VGI) sind Geodaten, die von freiwilligen Nutzern erstellt und bereitgestellt werden. Beispiele sind:

  • OpenStreetMap: Eine frei zugängliche Weltkarte, die von Nutzern erstellt wird.
  • Crowdsourcing-Projekte: Daten, die von der Öffentlichkeit gesammelt werden, z.B. für Katastrophenhilfe oder Umweltüberwachung

Diese verschiedenen Arten von Geodaten bieten eine breite Palette an Informationen, die für unterschiedliche Anwendungen und Analysen genutzt werden können. Sie ermöglichen es Unternehmen und Organisationen, fundierte Entscheidungen zu treffen und ihre Strategien zu optimieren.


Prozessorientiert planen mit Geoinformationssystemen

Thematische Abfragen zu einem bestimmten Ausschnitt der Erdoberfläche dienen dazu, durch Veredlung neue Daten zu erstellen oder sie mit anderen Datensätzen zu kombinieren. Dank der Geoinformatik, also der rechnergestützten Auswertung der gespeicherten Geoinformationen, können dazu Geoinformationssysteme (GIS) ausgearbeitet werden.

Anhand der Methoden und Tools von Geoinformationssystemen lassen sich Geodaten und die dazugehörigen Fachdaten erfassen, bearbeiten, organisieren, analysieren, modellieren und visualisieren. GIS stellen damit für Behörden, Institutionen und Unternehmen eine unschätzbare Unterstützung bei einer flexiblen und prozessorientierten Planung dar.

Sie sind vielmehr als nur die Software, mit der gearbeitet wird. Am Ende geht es um

  • die Erstellung von Karten
  • die Entwicklung von Auskunftssysteme
  • die Umsetzung von Risikoanalysen
  • vielfältige Visualisierungen
  • und vieles mehr …

Umgebrochen auf das Beispiel einer Umweltverträglichkeitsstudie (UVS) spielt das GIS in allen Prozessschritten eine wichtige Rolle. Hier geht es um

  • die Bestandserfassung durch Auswertung von verschiedenen öffentlich zugänglichen Daten und eigenen Erhebungen
  • die Einarbeitung der konkreten Fachplanung (z.B. Straßenplanung)
  • die Ermittlung der Auswirkungen und ihre Bewertung
  • die Darstellung von Maßnahmen zur Vermeidung von Eingriffen
  • das Monitoring

Bei allen diesen Schritten kann ein GIS zur Darstellung und Analyse verwendet werden.


Verwurzelt auf der großen politischen Bühne

Der Erfolg der Geomatik im Kleinen hat auf der großen politischen Bühne schon lange Einzug gehalten. In Deutschland werden auf mehreren staatlichen Ebenen komplette Geodateninfrastrukturen ausgearbeitet.

Durch die länder- und ressortübergreifende Vernetzung von Geodaten und Geodiensten aus Bund, Ländern und Kommunen wird seit 2007 die Geodateninfrastruktur (GDI-DE) stetig erweitert. Auf der Internetseite www.geoportal.de werden damit auf standardisierte und einfache Weise alle Georessourcen Deutschlands öffentlich bereitgestellt.

Diese deutsche Geodateninfrastruktur gehört wiederum der europäischen Infrastruktur für Geodaten INSPIRE (Infrastructure for Spatial Information in the European Community) an. Deren Ziel ist es u. a., eine europäische Geodateninfrastruktur zur Verwirklichung einer gemeinschaftlichen Umweltpolitik zu schaffen.

Ein Unterfangen, das wohl ganz im Sinne Alexander von Humboldts gewesen wäre.