Institute of Historical and Cultural Anthropology

24.05.2013

"Geschmacksfragen" - Zweite Arbeitstagung der dgv-Kommission "Kulturen populärer Unterhaltung und Vergnügung" (KPUV) am LUI

Freitag, 24.05. - Sonntag, 26.05.2013

"Geschmacksfragen - Empirische Befunde und methodische Konzepte europäisch-ethnologischer Populärkulturforschung"


Zweite Arbeitstagung der dgv-Kommission "Kulturen populärer Unterhaltung und Vergnügung" (KPUV)
Am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft
Burgsteige 11, 72070 Tübingen / 24.-26. Mai 2012 / info@kpuv.de



Weit über das bekannte Konzept Pierre Bourdieus hinaus stehen mit "dem Geschmack" oder "den Geschmäckern" zentrale Zusammenhänge praktizierter Unterhaltung und Vergnügung zur Debatte. Im Kern geht es um Beschreibung, Interpretation, Kontextuierung und "Erklärung" der ästhetischen Präferenzen von Menschengruppen, die sie zu Akteuren bestimmter Felder der Populärkultur werden lassen. Wenn Populärkultur das ist, was "vielen gefällt", dann ist die Untersuchung dieses "Gefallens" zentral, und das Konzept des Geschmacks bietet hierfür wichtiges analytisches Instrumentarium. Zu untersuchen sind in diesem Zusammenhang nicht nur Vorlieben, Wahlentscheidungen und Praktiken von Publika; wenig erforscht ist die Seite der Kreativen oder Produzenten. Wie kommen sie innerhalb des gewählten Genres zu ihren ästhetischen Präferenzen, und wie sieht die Interaktion mit den Präferenzen der Nutzer aus?

Wenn "Geschmack" nicht nur ein anderer Name für die Beschreibung häufig genutzter Angebote sein soll, dann braucht es Kategorien für den Gegenstand und entsprechend differenzierte und reflektierte Methoden zu seiner Erfassung und Deutung. Insbesondere die Leistungsfähigkeit des ethnographischen Forschungsrepertoires ist auf der Tagung zu diskutieren. Dazu zählt als ein basaler Ausgangspunkt die Untersuchungsposition der Forschenden. Welchen "Geschmack" bringen sie in die Untersuchung ein? Wie weit ist er überhaupt der Reflexion zugänglich? Welche Rolle spielt er bei der Wahrnehmung und Interpretation anderer Geschmäcker? Welche Konsequenzen für Forschung und Ergebnisdarstellung folgen daraus?


Programm


Freitag, 24.05. 16.00 - 19.00

Begrüßung

Brigitte Frizzoni (Zürich): „Das Leben kann so stöhn sein“ – Der Geschmacksdiskurs zum Bestseller „Shades of Grey“

Moritz Ege / Christian Elster (München): Zwischen Alltagsbegleitung und subkulturellem Expertentum: Die Geschmacks-Frage in der neueren kulturwissenschaftlichen Popmusikforschung

Christine Hämmerling (Göttingen): Verhandlungen in Geschmackssachen: Wertzuschreibungsprozesse unter Kreativen und Produzierenden der Krimireihe Tatort

Moderation: Jochen Bonz (Bremen)

Samstag, 25.05.

9.00 - 12.00

Christoph Bareither (Tübingen/Berlin): Geschmack, Gespür, Gefühl. Vergnügung als emotionale Praxis?

Sebastian Gietl (Regensburg): Geschmacksträger in der kommunalen Kulturarbeit. Fallbeispiele aus dem Münchner „Speckgürtel“

Miriam Stock (Frankfurt): Ethnische Gastronomie als Geschmacksarena – das Beispiel der arabischen Imbisse in der Gentrifizierung Berlins

Moderation: Sebastian Kestler-Joosten (Würzburg)

14.00 - 16.00

Cornelia Kühn (Berlin): Festanlass und Festgestaltung – die Inszenierung städtischer Feste zwischen politischen Intentionen und ästhetischen Präferenzen

Dominik Kleinen (Berlin): „Feiern oder demonstrieren? – der Christopher Street Day Berlin zwischen politischem Anspruch und Vergnügen.“

Moderation: Marguerite Rumpf (Marburg)

16.30-19.00

Juliane Stückrad (Jena): Wenn Geschmacksfragen Existenzfragen sind. Eine ethnologische Annäherung an die Spielplangestaltung des Landestheaters Eisenach

Ingrid Tomkowiak (Zürich): Die Farbe Rosa. Geschmack, Stil, Design, Mode oder Politik?

Moderation: Manuel Trummer (Regensburg)

Sonntag, 26.05. 9.30 - 12.30

Kaspar Maase (Tübingen): Geschmack und Qualität – Probleme der Wertung populärer Kultur in Alltag und Wissenschaft

Organisatorisches

Roundtable und Abschlussdiskussion: Thema: Unterhaltung / Vergnügung im Vielnamenfach und außerhalb – Desiderate und Herausforderungen
Diskutandinnen: Jochen Bonz (Bremen), Moritz Ege (München), Christine Hämmerling (Göttingen), Ingrid Tomkowiak (Zürich)

Moderation: Mirjam Nast (Tübingen)

Back