Institute of Historical and Cultural Anthropology

29.11.2016

Integrationspolitischer Diskurs 2 - Let´s do Heimat

Dienstag, 29.11.2016, 18.30 Uhr

Ort: Landratsamt Tübingen (Wilhelm-Keil-Straße 50)

Integrationspolitischer Diskurs 2 - Let´s do Heimat

Flyer zur Veranstaltung


Let´s do Heimat

„Die Schwaben sind überfüllt“ – mit diesem Ruf brachte neulich eine Aufsichtskraft des Württembergischen Landesmuseums Stuttgart das dortige Migrationsgeschehen vor dem Museumseingang zum Erliegen. In der viel besuchten Stuttgarter Landesausstellung „Die Schwaben. Zwischen Mythos und Marke“ blieb die Frage offen, ob und für wen Schwaben eigentlich Heimat und Integrationsziel ist.

Wissenschaftlich wird Heimat längst nicht mehr statisch gesehen, sondern als Prozess. Heimat wird immer wieder neu ausgehandelt. So auch im Integrationsprozess. Und wir sehen uns einmal mehr vor der Aufgabe, über unsere eigenen Grundlagen nachzudenken.

Und das ist wichtig. Denn Begriffe wie Schwaben oder Heimat haben Wirkkraft, weil sie emotionalisieren. Viele, die von Heimat reden, nutzen deren emotionale Ladung oder sie laden den Begriff gezielt emotional auf und instrumentalisieren ihn. Verführend wirkt seit Jahrhunderten das Bild der „bedrohten Heimat“. Nach emotionaler Zustimmung heischt auch, wer fordert, dass Flüchtlinge in Heimat aufgehen sollen. In welcher? Ist Aufgehen in Heimat überhaupt möglich? Und haben Flüchtlinge ein Heimatbedürfnis? Und zu welcher? Wie viele Heimaten gibt es überhaupt? Wie viele Heimaten kann eine Gesellschaft akzeptieren? Und wie viele Heimaten hält ein Mensch aus?

Kommen Sie, hören Sie den Experten und Betroffenen zu, diskutieren Sie in überschaubarer Runde mit! Jeweils ein Gespann aus Experten und Geflüchteten strukturiert das Gespräch in den vier Räumen.
 

Leitfragen des Integrationspolitischen Diskurses am 29.11.2016:


1. Doing Heimat?

Welche Vorstellung haben wir von Heimat und wie nutzen wir den Begriff? Häufig erscheint Heimat als etwas emotional Verabsolutiertes, mit einem ausgrenzenden Alleingeltungsanspruch. Oder ist Heimat gar nichts Festes, sondern einem Wandel unterzogen? Wird sie ausgehandelt?

2. Homezone im Smartphone?

Braucht Heimat heutzutage noch einen Ort? Oder bieten elektronische Medien Verortung satt? Sie bieten Teilhabe an sozialen Gruppen, vermitteln kulturelle, regionale und - bei Bedarf - auch nationale Einbindung und sind ständig dabei – auch auf der Flucht und in der Zuflucht. Ist Heimat also transportabel geworden und überall verfügbar? Wohin sollen sich dann Flüchtlinge integrieren?

3. Spätzle essen – Heimat satt?

Gewinnt Heimat, wer sich beispielsweise Essgewohnheiten, Dialekten, Verhaltensweisen, Bräuchen oder Traditionen anpasst? Viele, die von Heimat reden, meinen solche Anpassung. Sie haben den Anspruch, dass sich „Fremde“ Hiesiges so sehr aneignen, dass sie wie „Hiesige“ erscheinen. Sie denken Heimat häufig als homogen und als absolut. Heimat kann losgelöst vom Spätzlesessen eine Selbstverpflichtung sein: Wer sich zum Hier als Heimat bekennt, verpflichtet sich ihr und will etwas für sie leisten.

4. Bedrückte Heimaten?

„Heimat“ ist emotional geladen. Das macht den Begriff anfällig für Missbrauch. Wer Heimat als bedroht darstellt, kann mobilisieren. Manche Hiesige fürchten um ihre – oft nicht wirklich definierte, sondern gefühlte - Heimat. Bildlich äußeren sich solche Bedrohungsgefühle etwa in Begriffen wie „Ausländerflut“ oder „Überfremdung“. Andererseits fürchten manche Flüchtlinge, ihre Bräuche zu verlieren, ihre Religion oder gar die Verbindung zu ihren Kindern.
 

4 Räume - 3 Zeitblöcke - 20 Expertinnen, Experten und Beteiligte - Sie!


Markante Statements und Argumente zur Integration mit Experten aus Wissenschaft, Kommunalpolitik, Landratsamt, Geflüchteten und deren Unterstützenden. Der Diskurs findet in jeweils vier miteinander korrespondierenden Räumen statt. In jedem Raum sind ein Geflüchteter und ein Moderator oder eine Moderatorin Gastgeber. Experten, Engagierte, Beteiligte reden eine halbe Stunde lang zum jeweiligen Thema. Sie laden das Publikum ein, mitzureden, zu fragen, sich einzubringen. An der Diskussion in zwölf übersichtlichen Diskussionsarrangements kann jeder teilnehmen. Während einer zehnminütigen Pause wechseln Gesprächsgäste und Publikum den Raum und ihr Gegenüber. Wählen Sie aus, welche Gesprächsarrangements und welche Thesen Sie interessieren!

 

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