Alle Lernenden sollen in ihren jeweiligen Lern- und Entwicklungsprozessen optimal unterstützt, und das heißt auch: gefördert werden – darüber besteht Einigkeit. Während Fördern aber lange Zeit vor allem in solchen Situationen als ein ambitioniertes Stichwort auftauchte, in denen die im Alltag vorhandenen Bemühungen und Möglichkeiten nicht mehr ausreichten, scheint Fördern heute den Auftrag der Schule – und damit die Aufgabe von Lehrerinnen und Lehrern - schlechthin zu bezeichnen: Fördermaßnahmen sollen zwar angesichts der in Deutschland engen Koppelung von Herkunft und Bildungserfolg insbesondere für benachteiligte Schülerinnen und Schüler Chancen auf höheren Bildungserfolg bieten. In pädagogischen und bildungspolitischen Verlautbarungen wird Fördern aber gleichzeitig auch zunehmend mit dem Anspruch verknüpft, die vorhandenen Potenziale aller Schülerinnen und Schüler möglichst intensiv „auszuschöpfen“ bzw. zu „entfalten“. Kurz: Der Förderbegriff erweckt einerseits sehr weitreichende Hoffnungen und Perspektiven sowohl in individueller als auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Andererseits wird Fördern zu einem grundlegenden Anspruch, der sich durch alle Schularten, Altersstufen und Ebenen des Bildungssystems zieht: Förderstrukturen in den Schulen sind aufzubauen, Förderangebote für unterschiedliche Zielgruppen sind einzurichten, es sollen individuelle Förderpläne erstellt werden – und der alltägliche Unterricht selbst soll als individuelle Fördermaßnahme verstanden werden.