Übersicht aller am Lehrstuhl betreuten Promotionen und Habilitationen

Laufende Habilitationen

Dominik Abel

Liturgie in kolonialen Kontexten. Liturgiegeschichtliche Exploration des Wirkens der Missionsbenediktiner von St. Ottilien während der Kolonialzeit in Ostafrika (Arbeitstitel)

Die Rolle der Liturgie in der Kolonialgeschichte ist ein bislang wenig beachtetes Forschungsfeld der Liturgiegeschichte, dem sich die Arbeit in mehreren Schritten explorativ widmet: In einem ersten Teil werden einzelne Bausteine einer postkolonialen Liturgiewissenschaft - Identität, Epistemologie und Geographie - im Hinblick auf eine liturgiewissenschaftliche Methodologie reflektiert. In einem zweiten Teil wird religiös-rituelle Praxis am Beispiel der Missionsbenediktiner in Ostafrika während der Zeit des Kolonialismus nachgezeichnet. So möchte das Habilitationsprojekt einen ersten Beitrag zur Erforschung dieses Themenkomplexes ermöglichen. 

Jürgen Riegel SAC

Mensch, Ritus, Gott — Die Anthropologie der Liturgie in den Druckschriften des Maurice Festugière. Impulse für die Liturgiewissenschaft in Geschichte und Gegenwart (Arbeitstitel)

„Sein Werk kennzeichnet den Eintritt der Liturgischen Bewegung in ihre wissenschaftliche Phase.“ Mit diesen Worten kommentierte Lambert Beauduin in einer Rezension die Veröffentlichung von „Die katholische Liturgie“ des Maurice Festugière (1870-1950), ein Werk, das bei seinem Erscheinen im Jahr 1913 sowohl Zustimmung als auch Widerspruch hervorrief. Kritisch aufgenommen wurde die Radikalität, mit der der Autor die soziale Natur der Liturgie hervorhob, im Gegensatz zu den individualistischen Tendenzen seiner Zeit. Das vorliegende Projekt ordnet die liturgieanthropologischen Aussagen Festugières in einen breiteren Kontext der Entwicklungsgeschichte der Liturgiewissenschaft ein. Anschließend wird untersucht, was eine zeitgemäße Liturgieanthropologie sein kann. Die einzelnen Stellungnahmen aus der wissenschaftsgeschichtlichen Entwicklung werden dann nach dem Modell der „Existenzweisen“ des Sozialphilosophen Bruno Latour (1947-2022) evaluiert.

Lisa Kühn

Liturgische Bildung in der Gegenwart (Arbeitstitel)

Das Ha­bi­li­ta­tions­pro­jekt widmet sich der Frage nach einer an­ge­mes­se­nen Ge­stal­tung li­tur­gi­scher Bil­dung für haupt­amt­liche Mit­ar­bei­tende im pas­to­ra­len Dienst in der Ge­gen­wart. Aus­geh­end von der These, dass Lit­ur­gie kei­ne i­so­lier­te Wirk­lich­keit ist, die un­ab­häng­ig von kirch­lich­en, the­o­lo­gisch­en und ge­sell­schaft­lich­en Rah­men­be­ding­ungen be­trach­tet werden könnte, wird auch li­tur­gische Bil­dung im Be­wusst­sein ihrer Kon­text­ge­bun­den­heit a­na­ly­siert.

In einem ers­ten Teil wer­den un­ter­schied­liche Bil­dungs­be­griffe und Bil­dungs­the­o­rien a­na­ly­siert und mit Dis­kur­sen in an­de­ren For­schungs­fel­dern (z.B. Wis­sen­schafts­kom­muni­ka­tion) in Be­zieh­ung gesetzt. Zen­trale Fra­gen betreffen die Ü­ber­trag­bar­keit und die Gren­zen die­ser Mo­delle auf die li­tur­gische Bil­dung. Die inner­kirch­liche, prä­zi­ser: die inner­katho­lische, li­tur­gische Bil­dung, wird in ihren Ent­wick­lungen nach dem Zweiten Va­ti­ka­nischen Konzil anhand ex­em­pla­rischer Kon­zep­te nach­ge­zeich­net. In einem zwei­ten Teil wer­den die ge­gen­wär­tigen ge­sell­schaft­lichen, kirch­lichen und the­o­lo­gischen Rah­men­be­ding­ungen für li­tur­gische Bil­dung in Deutschland dargestellt. Auf dieser Grund­lage werden im dritten Teil in essay­is­tisch­er Form zen­trale Quer­schnitts­the­men li­tur­gi­scher Bil­dung dis­ku­tiert. 

Stefan Geiger OSB

Die bayerischen Benediktiner und ihr Beitrag zur Liturgischen Bewegung (und zur Liturgie­wissenschaft) von 1910 bis 1939 (Arbeits­titel)

In der Geschichte der deutschen Liturgischen Bewegung ist der benediktinische Einfluss sowohl für den akademischen als auch für den pastoralen Flügel wesentlich. Als benediktinischen Zentren gelten vorwiegend Beuron und besonders Maria Laach. Trotz vereinzelter Hinweise auf mögliche Verbindungen und Initiativen wurden die bayerischen Benediktiner – die Bayerische Benediktiner­kongregation und die Klöster der Benediktiner­kongregation von St. Ottilien – bis jetzt in der Forschung nicht eigens berücksichtigt. Diese Forschungs­lücke ist die Ziel­setzung des Habilitations­projekts: Der Einfluss der bayerischen Benediktiner soll im Hinblick auf die schulisch-pädagogische Tätigkeit, den Einfluss der Jugend­bewegungen und möglicher akademisch-wissenschaftlicher Initiativen (Bayerische Benediktiner­akademie) untersucht werden. Dabei werden vor allem Initiativen einzelner Benediktinerinnen und Benediktiner relevant, aber auch ganze Gemeinschaften wie die in dieser Zeit sich formierenden Kommunität Venio in München.

Der zeitliche Rahmen wird von 1909 (‚Mechelner Ereignis‘) bis zur ‚Krise‘ der Liturgischen Bewegung 1939 begrenzt. Die erkenntnis­leitenden Frage­stellungen konzentrieren sich liturgie­historisch auf die Kontexte, Verbindungen und Grund­lagen der bayerischen Klöster, sowie liturgie­theologisch auf die theo­logischen Grund­lagen, das Verständnis von liturgischer Bildung sowie die verschiedenen Feier­formen. Methodisch wird eine kontextuelle historische Hermeneutik grund­gelegt, welche die erschlossenen Quellen innerhalb der verschiedenen Kontexte beurteilt und liturgie­theologisch interpretiert. Der angenommene Erkenntnis­gewinn ist der relevante und eigen­ständige Beitrag der bayerischen Benediktiner auf die Liturgischen Bewegung.

Abgeschlossene Promotionen

Tobias Weyler

Zweitgutachten

„Gegenwärtig ist er in seinem Wort, da er selbst spricht, wenn die heiligen Schriften in der Kirche gelesen werden“ (SC 7). Studien zur gottesdienstlichen Schriftverklanglichung als ritual performance der Gegenwart Christi im Wort als Sprechender, Julius-Maximilian-Universität Würzburg, 2025.

Die Arbeit geht davon aus, dass immer dann, wenn Teile der Heiligen Schrift im Gottesdienst verklanglicht werden, Christus spricht (s. SC 7: „Gegenwärtig ist er in seinem Wort, da er selbst spricht, wenn die heiligen Schriften in der Kirche gelesen werden.“). Auf Grundlage des „performative turn“ der Kulturwissenschaften formuliert sie Gestalt, Gehalt und Wirkung von Liturgie im Allgemeinen und liturgischer Verklanglichung von Heiliger Schrift im Speziellen als „ritual performance“. Gemäß diesem Konzept kommt den inszenierenden rituellen Vollzügen wirklichkeitssetzende Kraft zu. Es wird untersucht, durch welche inszenatorischen Mittel – vor allem bezüglich Personen, Orten, Gegenständen und Handlungen – und performativen Strategien im Umfeld der Schriftverklanglichung in ausgewählten Feierformen (Sonntagseucharistie, Wort-Gottes-Feier am Sonntag, Sonntagsvesper) solch phänomenologischer Überschuss generiert wird, dass in der deutenden Wahrnehmung der Mitfeiernden Christus als Sprechender erfahrbar wird. Dabei werden unterschiedliche Akzentsetzungen herausgearbeitet, die Christi Sprechen und dadurch Christus in verschiedener Weise charakterisieren.

Am Ende stehen Reflexionen über die kontextabhängig verschiedenen Wirkungen der eingesetzten inszenatorischen Mittel ebenso wie Überlegungen zur Kohärenz der Inszenierungen an sich und der Kohärenz ihrer theologischen Aussagen und Setzungen mit systematisch-theologischen Aussagen über die Wort-Gottes-Verklanglichung. So eröffnet sie auch Perspektiven, durch Änderungen in der Performance theologische Aussagen der Liturgie anders zu akzentuieren.

Marco Weis

Zweitgutachten

Devotionsorte im Kirchenraum. Zeitgenössische Kirchenräume im bleibenden Spannungsverhältnis von gemeinschaftlicher Liturgie und persönlicher Devotion, Julius-Maximilian-Universität Würzburg, 2023

Im Zuge des nachkonziliaren Kirchenbaus entstanden vielerorts reduzierte, sehr liturgiefunktionale Kirchenräume. Dass diese Bauten auch Orte für das persönliche Gebet, für Devotion sein sollten, wurde seitens der Verantwortlichen nur am Rande bedacht. Die darauf folgende Kritik aus diversen Gemeinden zeigt jedoch ein Defizit an. Was braucht es also, damit neue oder umgestaltete Kirchenräume auch für persönliche Devotionsformen geeignet sind? Der Band will durch einen Blick in die Geschichte der Devotionsorte sowie durch liturgietheologische Reflexion Leitlinien für eine theologische Kirchenraumkonzeption aufzeigen, die gleichermaßen den Anforderungen der Liturgie wie auch der Devotion gerecht wird.

Erschienen in:

Theologie der Liturgie, Bd. 20

Regensburg: Pustet 2024

ISBN/EAN: 978-3-7917-3456-9

 

Sojan Joseph Karottu

Ausländisches Gutachten

„FROM AGE TO AGE YOU GATHER A PEOPLE”. A Historical Liturgical and Theological Investigation of the Act of Gathering for Liturgical Celebrations, Katholieke Universiteit Leuven, 2016.

Abstract: 

Since the earliest years of the Church, Christians have gathered in community to celebrate their Christ experience. This is attested in scripture and early Christian sources as well as in liturgical sources and in records of liturgical practices. The gathering of the faithful is the inmost reality and foundation of the Church. The liturgy is performed and accomplished through actions, signs and symbols, not only through prayers. The act of coming together, which is the primordial act of the liturgy, is itself a theological act, and the gathered assembly is not merely a condition for the liturgical celebration.It is an essential part of it. Over time, however, the act of gathering has not been accorded the theological significance it deserves, even when its importance is culturally and cultually so evident. It is important to recover the richness of the idea of liturgical gathering. The principle claim of the study is that the act of gathering has played a far more significant role in the history of the Church than has been generally recognized. By examining evidence from a range of sources – semantic, biblical, historical and liturgical – we can better understand the role of the act of gathering and find ways to make it more widely known and appreciated today. It is our hypothesis that on the basis of the competence we have acquired from this liturgical and theological in-depth study, we come up with a profound theology of the act of gathering. The dissertation consists of five chapters. Chapter one offers semantic, etymological and conceptual analyses of the notions of ekklèsia, leitourgia and synaxis to explore the theology of Christian gathering. It argues that the Church, liturgy and Eucharistic celebrations are interlinked by the thread of the coming together of the Christian faithful. Chapter two examines passages from the New Testament that refer to the theme of gathering, as many of the liturgical prayers are based are based on scriptural texts, which are well-grasped in the larger context of the Christian assembly. Chapter three considers several sources of the early centuries of Christianity as well as the theological reflections of the patristic tradition that emphasize the significance of Christian gathering in the life of early Christian communities. Chapter four investigates the theme of gathering in medieval liturgical sources and practices and considers a shift of emphasis in the communal dimension of the gathered assembly by examining two key texts of the period: the Sacramentarium Veronense, the earliest Roman sacramentary, and the Ordo Romanus Primus, the earliest Roman ordo. In the final part of the chapter, we analyse certain liturgical customs and practices that influenced the theology of gathering in the medieval period. Finally, in chapter five, recognizing that liturgical prayers are a genuine source for theology, we explore how the liturgical prayers of two rites attest to the theme of gathering. We explore the prayers of the order of the Mass in the Roman and Syro-Malabar rites in order to understand the richness of Christian gathering and the theology of the gathered community.

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