Untersuchungen zum prähistorischen Kupferbergbau in Südostbulgarien
Im Rahmen einer Fallstudie des Teilprojektes A01 des Tübinger SFB 1070 RessourcenKulturen werden im Hinterland der südlichen bulgarischen Schwarzmeerküste die Spuren alten Bergbaus untersucht. Der Höhenzug Medni Rid, auch bekannt unter dem älteren türkischen Namen "Bakarlik", erstreckt sich südlich der Hafenstadt Burgas bis zur Einmündung des Flusses Ropotamo in das Schwarze Meer und erreicht an seinem höchsten Punkt eine Höhe von 376m über dem heutigen Meeresspiegel. Bereits Jevgenij N. Chernych berichtete ausführlich über die Spuren von prähistorischem Bergbau in dieser Region (Chernych 1978). Einer Arbeitsgruppe um Ernst Pernicka gelang über der Vergleich von Spurenelementen und Bleiisotopen in kupferzeitlichen Metallgeräten mit Erzproben aus Medni Rid der Nachweis eines Abbaus von Kupfer ab dem 5. Jahrtausend BC (Pernicka et al. 1997).
Aufgrund von Rettungsgrabungen in den 2000er Jahren an zwei Baustellen für neue Hotelanlagen im Stadtgebiet von Sozopol unter der Leitrung von Petar Leshtakov (NAIM-BAN Sofia) wurde die Aufmerksamkeit erneut auf dieses Bergbaugebiet gelenkt. Bei den Freilegungsarbeiten an den Fundplätzen Budzhaka (einem Stadtteil im Süden von Sozopol) und Akladi Cheiri (einer Ferienanlage nördlich der Stadt) konnte Leshtakov Überreste von Anlagen zur Metallproduktion und entsprechende Artefakte dokumentieren.
Mit dem laufenden Forschungsprojekt sollen sämtliche Anlagen des vor-industriellen Bergbaus systematisch kartiert und über Oberflächenfunde zeitlich zugeordnet werden. Erste Ergebnisse bestätigen eine aktive Nutzung der Kupferlagerstätten vor allem während der Zeit der griechischen Schwarzmeerkolonisation durch die Stadt Apollonia Pontika (Sozopol). Zahlreiche Grabhügel und kleinere Siedlungsstellen bezeugen eine dichte Besiedlung im Umfeld des Berges aber auch schon in prähistorischer Zeit.
Die Lagerstätten des Medni Rid sind für die Interpretation der Versorgungsstruktur der kupferzeitlichen Tellkulturen aufgrund ihrer geographischen Nähe zu den großen Tellsiedlungen in Nordostbulgarien von besonderer Bedeutung. Dem Schwarzen Meer könnte als maritimer Verkehrsweg dabei ebenfalls eine Rolle zukommen. Interessanter Weise finden sich im unmittelbaren Siedlungsumfeld aber bislang keine Tellsiedlungen sondern lediglich kleinere, einschichtige Siedlungen in denen das Metall verarbeitet wurde.
Das Forschungprojekt wird von deutscher Seite von PD Dr. Raiko Krauß und Prof. Dr. Ernst Pernicka und von bulgarischer vom Direktor des Bulgarischen Archäologischen Instituts, Dr. Ljudmil Vagalinski geleitet. Die Leitung der Feldarbeiten liegt in Händen von Petar Leshtakov, der auch gegenüber dem Archäologischen Institut die Verpflichtungen zur Dokumentation und des Berichtes über die Arbeiten wahrnimmt. Beteiligt sind an den Arbeiten Dr. Kalin Dimitrov (NAIM-BAN Sofia) und Dr. Réne Kunze als Tübinger Post-Doc sowie wechselnde Studierende aus Bulgarien, Deutschland und anderen europäischen Ländern.