Movila lui Deciov
Forschungen im Sommer 2019
Im August 2019 wurden die im Vorjahr wieder aufgenommenen Grabungen auf dem mehrperiodigen Fundplatz Movila lui Deciov als Gemeinschaftsprojekt der Universität Tübingen mit dem Museum des Banats fortgeführt. Dabei wurden die zwei im Vorjahr angelegte Grabungsschnitte wieder geöffnet, nochmals erweitert und die dazwischenliegenden Profilstege abgebaut. Im Ergebnis liegt nun ein zusammenhängender NNO-SSW orientierter Grabungsschnitt von 10 x 4,5 m Länge vor.
Es handelt sich um eine mehrschichtige Siedlung mit mindestens drei nachgewiesenen frühneolithischen Besiedlungsphasen aus der Zeit zwischen ca. 6000-5500 calBC (bislang neun 14C-Daten, weitere sind beauftragt). Damit ist es nicht nur einer der frühesten Plätze in der frühneolithischen Siedlungskammer zwischen Dudeştii Vechi und Sânnicolau Mare, sondern weist auch eine Schichtakkumulation aus verschiedenen Phasen des Frühneolithikums auf, was die Grundlage für eine geplante Datenmodellierung bietet. Mittlerweile liegt ein erstes Datum aus einem der insgesamt vier im Sommer 2018 geborgenen kupferzeitlichen Gräber (frühes Tiszapolgár) aus der Zeit um 4600 calBC vor. Zwei der Bestattungen enthielten Schmuckgarnituren aus zahlreichen Knochenperlen, von denen die eine mit vier kleinen Kupferröllchen kombiniert war. Nach der nun vorliegenden Datierung gehören diese Funde in den ältesten Horizont der Metallnutzung in SO-Europa.
Der Abtrag der frühneolithischen Fundschichten erfolgte sehr sorgfältig. Seit der letzten Grabungskampagne wird das Sediment vollständig gesiebt und von ausgewählten Befunden zusätzlich geschlämmt. Durch Bohrsondagen wissen wir, dass unsere Freilegungsarbeiten mittlerweile die Oberkante der ältesten neolithischen Siedlungsschicht erreicht haben.
Funde von Bemaltkeramik und die Nutzung von Feuersteinvarietäten aus den Gebieten südlich der Unteren Donau lassen Netzwerke der Bewohner der Movila lui Deciov zu den frühneolithischen Gruppen im Balkanraum erkennen. Auf der anderen Seite belegt die verstärkte Nutzung von aquatischen Ressourcen (Fische, Schnecken, Muscheln und Wasserpflanzen), ähnlich wie bereits am Fundplatz Bucova Pusta IV nachgewiesen, eine Ernährung, die für eine neolithische Bevölkerung ungewöhnlich ist. Die Nutzung von Obsidian aus dem nördlichen Karpatenbogen ist ein Anzeichen für Tauschbeziehungen auch zu denjenigen Gebieten im nordöstlichen Teil des Karpatenbeckens, die zu jener Zeit noch vollständig eine mesolithische Lebensweise hatten.