Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters

Vorträge 2010

PD Dr. Hauke Kenzler, Bamberg (26.01.2010)

"Die hoch- und spätmittelalterliche Besiedlung des Erzgebirges. Archäologische Untersuchungen zur Kolonisation eines landwirtschaftlichen Ungunstraumes"


Mittelalterarchäologische Forschungen zu siedlungs- bzw. landschaftsarchäologischen Fragestellungen sind noch immer deutlich unterrepräsentiert. Dr. Hauke Kenzler widmete diesem Thema seine Habilitation und stellte diese im Rahmen des Institutskolloquiums vor. Die zentrale Fragestellung der Arbeit gilt dem Ablauf der hoch- und spätmittelalterlichen Besiedlung des Erzgebirges. Der zeitliche Rahmen wurde durch den Beginn der hochmittelalterlichen Kolonisation im 12. Jh. vorgegeben. Sie stellt für das Erzgebirge eine wirkliche Erstbesiedlung und nicht nur einen Landesausbau dar. Die verschiedenen Formen von Ansiedlungen wurden auf Funktion, Umfang, Alter und gegebenenfalls Grund ihrer Aufgabe untersucht. Dabei wurde zwischen temporärer und permanenter Besiedlung unterschieden. Weitere wichtige Kriterien sind die naturräumlichen Voraussetzungen, Phasen der Konsolidierung oder Regression (insbesondere die überregionale Wüstungsperiode des 14. Jh.) und schließlich die Frage, inwiefern historische Grenzziehungen (z.B. Egerland, Vogtland (Reichsgut), Reichsterritorium Pleißenland, Markgrafschaft Meißen, Königreich Böhmen) im archäologischen Befund erkennbar werden.


Marcin Woloszyn, Leipzig/Krakau (22.06.2010)

"Piasten, Rurikiden und Spatenforschung. Archäologische Forschungen zur Entstehung der altrussisch-polnischen Grenzzone und altrussisch-polnischen Beziehungen im frühen Mittelalter"

Marcin Wołoszyn, tätig am geisteswissenschaftlichen Zentrum für Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas in Leipzig, stellte die Verbreitung archäologischen Fundgutes mit ausgeprägt ostslawischem Charakter in Polen vor. Es zeigt sich hierbei, dass dieses in vielen Fällen im ganzen Land vorliegt, nur bestimmte Fundgruppen, zum Teil mit religiös-orthodoxem Hintergrund, verbleiben in der Region östlich der Weichsel. Eine strenge kulturelle Grenze zwischen lateinischem Westen und orthodoxem Osten scheint demnach nicht bestanden zu haben. Außerdem lässt sich feststellen, dass die damalige politische Grenze zwischen Polen und der Rus mitten durch Siedlungsareale verlief und diese zerschnitt.



Dr. Denise Beilharz, Esslingen (30.11.2010)


"Alles Alamannen? – Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Horb-Altheim"

In Zusammenhang mit der Erschließung eines Neubaugebietes wurde um die Jahrtausendwende in Horb-Altheim ein frühmittelalterliches Gräberfeld entdeckt. Die in den Gräbern der zweiten Hälfte des 5. und der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts enthaltenen Beigaben lassen Bezüge vom Schwarzmeergebiet bis nach Frankreich erkennen. Gelangten diese Objekte über den Handel nach Altheim? Oder waren es Einwanderer, die ihre Habe mit in die neue Heimat brachten? Diesen und weiteren Fragen ging Denise Beilharz in ihrem Vortrag nach.


Prof. Dr. Anders Andrén, Stockholm (07.12.2010)

"The civil war on Gotland in 1288 - towards an archaeology of events"

Prof. Dr. Anders Andrén (Stockholm) sprach über den Gotländischen Bürgerkrieg des Jahres 1288, einem rätselhaften Konflikt zwischen der internationalen Handelsstadt Visby und ihrem Umland - und zwar aus der Perspektive der in Gotland besonders reich überlieferten materiellen Kultur.

"Piasten, Rurikiden und Spatenforschung. Archäologische Forschungen zur Entstehung der altrussisch-polnischen Grenzzone und altrussisch-polnischen Beziehungen im frühen Mittelalter"


Exkursionen 2010

Klosterinsel Reichenau (08.05.2010)

Die Klosterinsel Reichenau im Bodensee ist ein herausragendes Zeugnis von der religiösen und kulturellen Rolle eines großen Benediktinerklosters im Mittelalter. Die drei romanischen Kirchen der Insel aus dem 9. bis 11. Jahrhundert veranschaulichen die frühmittelalterliche Architektur in Mitteleuropa. Die sorgfältig restaurierten Wandmalereien zeigen die Reichenau als "künstlerisches Zentrum mit großer Bedeutung für die europäische Kunstgeschichte des 10. und 11. Jahrhunderts". Die UNESCO hat die Klosterinsel im November 2000 in die Welterbeliste aufgenommen.

Bottwartal (19.05.2010)

Unterregenbach, Stadt Langenburg (3.07.2010)

Unteres Würmtal (10.07.2010)

Ravensburg (23.10.2010)

Der Besuch in der ehemaligen freien Reichsstadt begann mit einer 90-minütigen Stadtführung durch Stadtarchivar Dr. Andreas Schmauder. Nach dem Mittagessen führten Dr. Beate Schmid und Dr. Dorothee Ade durch das neue Museum im Humpisquartier, eines der besterhaltenen spätmittelalterlichen Wohnquartiere in Süddeutschland. Die Fernhandelsfamilie Humpis hat dem Ensemble im 15. Jahrhundert die heutige Gestalt gegeben. Das Museum ist ein ungewöhnlicher Ort, an dem städtische Kulturgeschichte vom 11. bis zum 21. Jahrhundert emotional und authentisch erlebt werden kann. Abgeschlossen wurde die Exkursion mit einem Besuch auf der laufenden Ausgrabung auf der Veitsburg, der ehemaligen welfischen Stammburg.


Ausstellungsbesuche 2010

"Mythos Burg" , Nürnberg (6.11.2010)

Gemeinsam mit dem Sülchgauer Altertumsverein veranstaltete der Verein eine Fahrt zur Sonderausstellung "Mythos Burg" im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg.

Die große Sonderausstellung zeigte erstmals umfassend die über 1000-jährige Geschichte der Burg zwischen Adelswohnsitz, Herrschaftssymbol und Ausflugsziel.
Die Nürnberger Ausstellung präsentierte rund 650 vielfach noch nie gezeigte Objekte aus europäischen Burgen sowie internationalen Museen von Wien bis New York. Sie verbinden sich zu einem faszinierenden Panorama des »Mythos Burg« vom Mittelalter bis zur Gegenwart.