50. Gründungsjubiläum des Seminars für Zeitgeschichte

Öffentliches Kolloquium am 7. Februar 2013, 15:00 bis 19:30 Uhr Neue Aula, Großer Senat

Das Tübinger Seminar für Zeitgeschichte wurde 1962 auf Initiative des damaligen Rektors Theodor Eschenburg und des soeben emeritierten Neuzeithistorikers Hans Rothfels gegründet. Äußerer Anlass waren die Hakenkreuzschmierereien an der Kölner Synagoge in den Weihnachtstagen des Jahres 1959. Die inneren Gründe lagen in einem polarisierten Meinungsklima um 1960. Einerseits wurden nach der Gründung der Bundeswehr alte Kameradschaften aus dem Zweiten Weltkrieg beschworen, andererseits deckten der Einsatzgruppen-Prozess in Ulm (1958) und der Eichmann-Prozess in Jerusalem (1961) das Ausmaß der Judenvernichtung auf. Eschenburg und Rothfels erkannten die Notwendigkeit, durch akademische Ausbildung in dem damals noch gar nicht existenten Fach „Zeitgeschichte“ Dozenten für die Politische Bildung hervorzubringen.
Das Seminar für Zeitgeschichte der Eberhard Karls Universität Tübingen ist bis heute das einzige inneruniversitäre Institut in Deutschland geblieben. Es war von Anfang an eng verzahnt mit dem staatlichen Institut für Zeitgeschichte in München, kooperierte mit den damals schon etablierten Lehrstühlen für Politikwissenschaft und Zeitgeschichte an verschiedenen (west)deutschen Universitäten sowie jenen für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte, die erst nach 1970 vermehrt eingerichtet wurden.
Nach einem Vortrag von Professor Anselm Doering-Manteuffel über die Entstehungsgeschichte des Seminars wird der Schwerpunkt auf einer Podiumsdiskussion liegen. Sie gilt der Entwicklung der Disziplin „Zeitgeschichte“ seit den 1960er Jahren und der Frage, warum nach dem Anstoß von 1958/61 die Fragen der jüdischen Geschichte, des Antisemitismus und der Vernichtung bis etwa 1980 kaum in die Forschung integriert wurden. Es diskutieren die DirektorInnen des Instituts für Zeitgeschichte (München), des Zentrums für Zeithistorische Forschung (Potsdam), der Forschungsstelle für Zeitgeschichte (Hamburg), des Zentrums für die Geschichte der deutschen Juden (Hamburg), des Simon-Dubnow-Instituts (Leipzig) und des Jena Center 20. Jahrhundert (Jena).

Ablauf der Veranstaltung

15.00 Uhr Grußworte
  Prorektor Prof. Dr. Herbert Müther, Dekan Prof. Dr. Jürgen Leonhardt
15.30 Uhr Vortrag:
  „Der deutsche und der atlantische Horizont der Zeitgeschichte in den 1960er Jahren“, Prof. Dr. Anselm Doering-Manteuffel
16.15 Uhr Pause
17.00 Uhr “Zeithistorische Forschung, Vergangenheitspolitik und gesellschaftliches Problembewusstsein von 1950 bis zur Gegenwart”
  Podiumsdiskussion mit:
 
Ab 19:30 Uhr Öffentlicher Empfang im Kleinen Senat