Methodenzentrum

10.01.2019

Tübinger Spring School "Qualitativ Forschen"

Die nächste Tübinger Spring School wird am 11. und 12. April 2019 im Pfleghofsaal der Universität Tübingen stattfinden.

Die Graduiertenakademie der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen lädt Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler aus Tübingen und anderen Universitäten herzlich zur Spring School „Qualitativ Forschen“ am 11. und 12. April 2019 ein.

Worum es geht

Wer eine empirische Qualifikationsarbeit schreibt, steht oftmals schon zu Beginn des Forschungsprozesses vor der Frage nach einem geeigneten Forschungsstil sowie Methoden der Gewinnung und Analyse von Datenmaterial. Im Rahmen der Spring School und angeleitet durch erfahrene und  international renommierte Praktiker und Praktiker-innen arbeiten die Workshopteilnehmenden jeweils mit einem Forschungsstil und diskutieren und reflektieren forschungspraktische Fragestellungen an konkretem empirischen Material.

Es werden drei parallele Workshops angeboten, die sich in diesem Jahr vor allem verschiedener Analysetechniken unterschiedlicher Materialarten widmen. Wir laden Sie herzlich ein, sich an den Workshops in aktiver Form also durch Einbringen von Forschungsdesigns und Material aus der eigenen Forschung zu beteiligen. Es besteht aber auch die Möglichkeit einer passiven Teilnahme, indem Sie am exemplarisch bearbeiteten Material anderer Teilnehmer lernen.

Workshops:

AG 1. Die Ethnosemantik als ethnographischer Forschungsansatz

Leitung: Prof. Dr. Christoph Maeder (PH Zürich)

Die Ethnosemantik liefert theoretische und praktische Grundlagen für das systematische Arbeiten in der Feldforschung. Die Methoden aus der kognitiven Anthropologie und der Soziolinguistik sind, trotz ihrer Klarheit, Robustheit und Brauchbarkeit für die Rekonstruktion von Sonderwissen in Szenen, Milieus, Berufen, Professionen oder Organisationen, in der Soziologie noch wenig bekannt. Sie lassen sich komplementär oder alternativ zu praxistheoretischen, ‘Grounded-Theory’- oder anderen qualitativen Feldforschungsdesigns verwenden. Und sie eignen sich auch für den Einstieg in die ethnographische Forschung. Ausgangspunkt bilden dabei die Theorien des interpretativen Paradigmas und insbesondere die Wissenssoziologie. In dieser Perspektive werden Verstehen und Wissen als Erzeugnisse von sozialen Handlungen betrachtet, die in der Sprache des Feldes enthalten und daraus rekonstruierbar sind. Die alltägliche Herstellung, Verteilung und Aneignung von Wissen durch den kompetenten Sprach-, Körper- und Artefaktgebrauch wird so zu einem Forschungsgegenstand gemacht. Es wird ein praktisches Vorgehen vorgestellt, mit dem die teilnehmende Beobachtung als ethnographische Kernmethode in unterschiedlichsten sozialen Settings (Familie, Freizeit, Arbeitswelt usw.) angewendet und fruchtbar eingesetzt werden kann.

AG 2. Sozialwissenschaftliche Dispositivanalyse

Leitung: Prof. Dr. Andrea Bührmann (Universität Göttingen)

Sozialwissenschaftliche Diskursanalyse zielt darauf, diskursive Praktiken zur Herstellung und Durchsetzung von Wissen in spezifischen sozio-historischen Kontexten zu analysieren und dessen Formierungsstrukturen, Funktionsmechanismen und Machtwirkungen zu entziffern. Bei der Dispositivanalyse geht es vor diesem Hintergrund um die die systematische Ergänzung und Weiterung diskurstheoretischer Perspektiven und diskursanalytischer Forschungspraxis. Im Fokus stehen damit diskursive und nicht-diskursive Praktiken und deren Vermittlungen. Gefragt wird nach den Wechselbezügen zwischen normierenden Wissensordnungen, ihren konkreten handlungspraktischen Wirksamkeiten im sozialen Austausch von Menschen sowie den damit einhergehenden Selbst-Bezügen und Subjektivitätsformen. Der Workshop bietet eine grundlegende und einführende Diskussion zur sozialwissenschaftlichen (Diskurs- und) Dispositivforschung, die an konkreten methodisch-praktischen Fragen der Durchführung von Forschungsprojekten orientiert ist.

AG 3. New Materialism und Ethnographie

Leitung: Dr. Hanna Göbel (Universität Hamburg)

Ethnografische Forschungsstrategien in den Kultur- und Sozialwissenschaften sind klassischerweise an menschlichen TeilnehmerInnen orientiert. Was aber passiert, wenn nicht-menschliche Akteure sich als TeilnehmerInnen der Feldforschung behaupten und in den systematischen Blick der Beobachtung geraten? Der „New Materialism“ ist eine breite Bewegung in den Kultur- und Sozialwissenschaften, die für diese posthumane Hinwendung zu den sozialen, kulturellen und politischen Aktivitäten von nicht-menschlichen Akteuren in Ko-Existenz mit den menschlichen TeilnehmerInnen sensibilisiert. Die AG vermittelt Techniken dieser Form von posthumaner Sensibilisierung anhand der Analyse und Entwicklung von ethnografischen Forschungsstrategien in der gemeinsamen Arbeit am exemplarischen Material.

Location

Die Spring School findet im Pfleghofsaal der Universität Tübingen, in der Schulstraße 2, in der historischen Tübinger Altstadt statt.

Teilnahme und Anmeldung

Aktiv Teilnehmende bringen eigenes Textmaterial aus ihrem Forschungsvorhaben ein. Die Auswahl findet unter Berücksichtigung der spezifischen Lernziele der einzelnen AGs statt. Alle anderen Teilnehmenden sind automatisch "passiv".

Für eine aktive Teilnahme reichen Sie bitte neben dem Anmeldeformular eine ca. 1-seitige Projektskizze mit Angabe der Untersuchungsfrage, der Art des empirischen Zugangs und der Art der generierten Daten ein. Erfahrungsgemäß bringt eine aktive Teilnahme aufgrund der Arbeit am eigenen Material wertvolle Denkanstöße und ergiebige Auswertungen. "Work in Progress" bietet sich für die aktive Teilnahme besonders an. Im Fall der Annahme werden Sie in Absprache mit den DozentInnen gebeten, exemplarische Auszüge Ihres Datenmaterials für die Gruppenarbeit bereit zu stellen. BewerberInnen für aktive Teilnahme werden wir bis Mitte März 2019 informieren, ob ihr Projekt in einem Workshop diskutiert werden kann.

Die Übernachtungskosten für aktiv Teilnehmende übernimmt die Universität Tübingen.

Einreichfrist für Material ist der 22. Februar 2019 Bitte senden Sie ihre Unterlagen an:

qualitative-forschung@ifsoz.uni-tuebingen.de

Indem passive Teilnehmende an fremdem Datenmaterial arbeiten, erhalten sie exemplarische Einblicke in spezifische Untersuchungsperspektiven und Analysestrategien und entwickeln Lösungsmöglichkeiten für die empirische Arbeit, die für das eigene Promotionsprojekt von Nutzen sind.

Anmeldung: Bis 18. März 2019 unter qualitative-forschung@ifsoz.uni-tuebingen.de

Bitte nutzen Sie zur Anmeldung das bereitgestellte Formular.

Teilnahmegebühr (inklusive Tagesverpflegung):
50 € für Teilnehmende der Universität Tübingen
60 € für Teilnehmende anderer Universitäten

Die Veranstaltung ist eine Aktivität des Methodenzentrums der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen.

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