19.07.2022
ERC Starting Grant für Philipp Berens
Für sein Projekt „NextMechMod“ erhält Clustersprecher Philipp Berens einen Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC). Das Projekt zur Entwicklung neuer Modelle und Algorithmen für die Erforschung der Amakrinzellen, spezieller Nervenzellen in der Netzhaut des Auges, wird über einen Zeitraum von fünf Jahren mit insgesamt rund 1,5 Millionen Euro gefördert. Mit den Starting Grants stattet der ERC herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit zusätzlichen Mitteln in ihrer Forschungskarriere aus.
Das Sehen ist für viele Tiere wie auch den Menschen einer der wichtigsten Sinne. Doch ist die Netzhaut des Auges, die auch Retina heißt, bis heute nicht vollständig erforscht. Vor allem die Amakrinzellen stellen die Forschung noch vor Rätsel. Diese speziellen Nervenzellen sind mit den anderen Nervenzellschichten der Netzhaut querverschaltet und bilden die Hauptklasse hemmender Zellen. Aus der Retina der Maus sind inzwischen mehr als 60 Typen von Amakrinzellen bekannt – sie unterscheiden sich zum Beispiel durch ihr Aussehen, ihre Funktion und ihre Verschaltung. Für die Modellierung sind sie besonders herausfordernd, da ihre Aktivität nur schwer gemessen werden kann und sich ihre Funktion nur aus ihrer Verschaltung im Netzwerk ergibt.
Um ihre Rolle besser zu verstehen, entwickelt Philipp Berens mit seinem Team in seinem ERC-Projekt „Next generation mechanistic models of retinal interneurons“ (NextMechMod) eine neue Art von Modellen. Modelle haben in der Geschichte der Erforschung der Informationsverarbeitung im Nervensystem immer eine wichtige Rolle gespielt. Alan Lloyd Hodgkin und Andrew Fielding Huxley erhielten 1963 den Medizinnobelpreis für ihr 1952 vorgestelltes biophysikalisches Modell der Ionenströme bei der Erregung und Hemmung an der Nervenzellmembran. Dieses Modell ist zwar sehr detailliert, aber schwierig an gemessene Daten anzupassen. Dies ist für statistische Modelle leichter, diesen fehlt aber der Bezug zur biologischen Realität.