Uni-Tübingen

Dr. Martina Bross

Eröffnung des Verfahrens: 30. September 2015

Promotionskolloquium: 29. April 2016

Verfahren abgeschlossen

 

Biographie

  • Seit Juni 2016: Referentin wissenschaftlicher Nachwuchs bei der Graduiertenakademie der Universität Tübingen
  • 2013-2016: Wissenschaftliche Angestellte beim GRK 1808: Ambiguität – Produktion und Rezeption
  • 2011-2015: Arbeiten am Dissertationsprojekt „Versions of Hamlet: Poetic Economy on Page and Stage“
  • 2011-2013: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Englischen Seminar der Eberhard Karls Universität Tübingen
  • Februar 2011: Magister Artium, Eberhard Karls Universität Tübingen (Mit Auszeichnung)
  • Seit 2008: Redaktionsassistentin bei Connotations: A Journal for Critical Debate
  • 2005-2011: Studium der Neueren Englischen Literatur, Neueren Deutschen Literatur und Allgemeinen Rhetorik an der Eberhard Karls Universität Tübingen und der Bangor University (Wales)

 

Forschungsschwerpunkte

  • Shakespeare
  • Das englische Drama der frühen Neuzeit
  • Poetic Economy
  • Ambiguität
  • Wertung in und von narrativen Texten

 

Abstract:

»Versions of Hamlet - Poetic Economy on Page and Stage«

Das Dissertationsprojekt untersucht Varianten von Shakespeares Hamlet im Hinblick auf ihre jeweiligen Funktionen. Maßgebliches Kriterium ist dabei das Prinzip der poetischen Ökonomie, d.h. der Anpassung der dichterischen Mittel an eine bestimmte Funktion. Als Varianten werden zum einen die drei erhaltenen Fassungen Q1, Q2 und F angesehen, zum anderen Inszenierungs-Skripte, insbesondere des 20. und 21. Jahrhunderts, die auf Grundlage dieser Fassungen Kürzungen vornehmen. Ambiguität ist ein wichtiger Aspekt der Analyse: Sie kann sowohl benutzt werden um möglichst ökonomisch einen bestimmten Effekt in den Varianten zu erzielen (PS+), sie kann aber auch das Ergebnis von Anpassungen aufgrund ökonomischer Prinzipien sein (PS-).

Belege für die Bedeutung ökonomischer Prinzipien bei der Produktion und Rezeption literarischer Texte lassen sich in allen Jahrhunderten finden. Die Relevanz eines Abwägens zwischen “zu viel” und “zu wenig” bei der Produktion literarischer Texte und dessen Implikation für deren Rezeption klingt bereits in Poetiken und Rhetoriken der Antike an (vgl. Z.B. Aristoteles 8). In besonders prägnanter Weise taucht das Konzept der poetischen Ökonomie in Poetiken und rhetoriktheoretischen Texten der frühen Neuzeit auf und mündet dort in die Vorstellung vom perfekten Werk, in dem alle sorgfältig ausgewählten und angeordneten Elemente ihre Funktion erfüllen. Sidney erklärt in der Defence of Poesy (1595): “one [word] cannot be lost but the whole work fails” (886-88).

Das Konzept der poetischen Ökonomie und die Vorstellung vom perfekten Werk sind besonders interessant im Hinblick auf Shakespeares Hamlet, von dem drei frühe gedruckte Fassungen existieren. Hier scheint eine Diskrepanz zwischen der poetologischen Vorstellung vom perfekten Werk und der Realität von Hamlet zu bestehen, welches in verschiedenen Varianten existiert und dennoch als ein literarisches Werk angesehen wird.

Da Ökonomie eng mit der Produktion und Rezeption von Ambiguität verknüpft ist, spielt Ambiguität eine zentrale Rolle für die Analyse der verschiedenen Varianten von Hamlet. Die Dissertation untersucht Beispiele für strategische und nicht-strategische Produktion und Rezeption von Ambiguität in Sprecher-Hörer-Interaktion auf beiden Ebenen der Kommunikation im Drama sowie Prozesse der Vereindeutigung und Vervielfältigung von Bedeutung in den Bühnenfassungen von Hamlet.

 

Publikationen

  • Monographie:

  • Bross, Martina (2017). Versions of Hamlet: Poetic Economy on Page and Stage. Paderborn: Schöningh.
  • Artikel:

  • Bross, Martina; René Ziegler (2019). “Narrative Fiction and Evaluative Ambivalence: Jane Austen’s Northanger Abbey.” Ambivalenz in Sprache, Literatur und Kunst. Ambivalence in Language, Literature and Art. Eds. Matthias Bauer, Frauke Berndt & Sebastian Meixner. Würzburg: Königshausen & Neumann. 121-40.
  • Bross, Martina (2015). “‘Equivocation will undo us’? Wordplay and Ambiguity in Hamlet’s First and Second Line.” Wordplay and Metalinguistic/Metadiscursive Reflection: Authors, Contexts, Techniques, and Meta-Reflection. Eds. Angelika Zirker & Esme Winter-Froemel. Berlin: de Gruyter. 25-45.
  • Bauer, Matthias; Martina Bross (2014). “Character Writing and the Stage in the Early Seventeenth Century.” Anglistentag 2013 Proceedings. Eds. Silvia Mergenthal & Reingard M. Nischik. Trier: WVT. 195-206.

 

Vorträge

  • »Narrative Fiction and Evaluative Ambivalence: Austen’s Northanger Abbey« (mit Prof. Dr. René Ziegler, Sozialpsychologie), Symposium Ambiguität und Ambivalenz, Tübingen, 12.-14. Februar 2016
  • »Poetic Justice on Page and Stage: David Garrick’s 1772 Hamlet«, 13th International Connotations-Symposium “Poetic Justice: Legal, Ethical, and Aesthetic Judgments in Literary Texts”, Tübingen, 26.-30. Juli 2015
  • »Seventeenth-Century Character Writing and the Stage« (mit Prof. Dr. Matthias Bauer), Anglistentag, Konstanz, 18.-21. September 2013
  • "Wordplay in Shakespeare’s Hamlet: Hamlet’s First Line", Wordplay and Metalinguistic Reflection – New Interdisciplinary Perspectives, Tübingen, 7.-9. März 2013
  • »Dramatic Dialogue and Poetic Economy: Shakespeare’s Hamlet«, 1st Tübingen Summer School “Dialogues between Form and Meaning: Linguistic Methods in Literary Studies”, Tübingen, 1.-3. September 2011
  • Präsentation der Magisterarbeit »Poetic Economy and the Length of William Shakespeare’s Hamlet«, 11th International Connotations-Symposium “Poetic Economy: Ellipsis and Redundancy in Literature”, Freudenstadt/Tübingen, 31. Juli-4. August 2011

 

Lehre

  • Wintersemester 2015/2016
    • Proseminar I: Introduction to Literary Studies
  • Sommersemester 2013
    • Proseminar II: “Drama: Play, Text, Performance”.
  • Wintersemester 2012/2013
    • Proseminar II: “Hamlet: Texts and Contexts”.
  • Sommersemester 2012
    • Proseminar II: “Shakespeare’s Comedies” (mit Exkursion nach Stratford-upon-Avon).
  • Wintersemester 2011/12
    • Proseminar II: "Renaissance Revenge Tragedy"
    • Tutorium zur Vorlesung “English Literature in the 17th Century”.