Uni-Tübingen

Katharina Fezer

Wissenschaftliche Mitarbeiterin


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Universität Tübingen
SFB 1391 „Andere Ästhetik“
Keplerstr. 17
D-72074 Tübingen

Raum 26

 +49 (0)7071 29-75110
eva-katharina.fezerspam prevention@uni-tuebingen.de


Kurzvita

seit 2019

Wissenschaftliche Mitarbeiterin im SFB 1391 "Andere Ästhetik" an der Eberhard Karls Universität Tübingen

2019

1. Staatsexamen an der Universität Stuttgart

2013

Lehramtsstudium an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg/Breisgau, der Université Paris Diderot und der Universität Stuttgart (Deutsch, Französisch)


Forschung

Projektarbeit in A3

Gegenstand der Forschung im Rahmen des Teilprojekts A3 zur frühneuzeitlichen Konversationsliteratur ist insbesondere die quantitativ-qualitative Analyse des Libro del Cortegiano Baldassare Castigliones (1528) mittels neuerer digitaler Werkzeuge.

Diese Erschließung des Werkes verbindet Fragestellungen der Gesprächsanalyse (Wie hoch ist die Frequenz der Redeübernahmen und wie sind diese turn-takings gestaltet? Wie verteilen sich die Gesprächsanteile?) mit soziolinguistischen Interessenfeldern (Welche Rolle spielt das Geschlecht, das Alter, der Stand etc. der Figuren für deren Gesprächsverhalten?) und der Untersuchung des historischen Hintergrundes (Welche – bekannteren wie unbekannteren – historischen Persönlichkeiten stehen hinter den Figuren und inwiefern kann deren Beziehung zum Autor des Werkes sich auf ihre Darstellung auswirken?) und bringt damit autologische und heterologische Faktoren zusammen.

Forschungsprojekt 2. Förderphase (A5)

„Chi non sa far stupir, vada alla striglia!“ – Identifizierung, Analyse und Klassifizierung sprachlicher Intensivierungsverfahren

Mechanismen sprachlicher Intensivierung weisen eine große Formenvielfalt auf. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, ein Klassifizierungsmodell dieser Mechanismen zu entwickeln, das dieser Vielfalt Rechnung trägt und neben sprachwissenschaftlichen Gesichtspunkten auch rhetorische und literaturwissenschaftliche Aspekte berücksichtigt.

Erarbeitet und erprobt wird dieses Modell an italienischsprachigen epideiktischen Texten der Frühen Neuzeit, insbesondere in Gedichten und Briefen Gianbattista Marinos (1569–1625) und weiterer marinisti, da sich in jenen Quellen sprachliche Intensivierungen in großer Dichte finden lassen. Das Modell soll jedoch auch für weitere Sprachen, Textsorten und Zeiträume gültig sein, weshalb Erkenntnisse der synchronen Linguistik (z.B. bezüglich des Erwerbs expressiver Strukturen oder bezüglich der Wortneubildung mit Augmentationssuffixen) mit einfließen werden.

Forschungsprojekt 1. Förderphase (A3)

„(Un)reine“ Texte? – Vertraute Briefe und die Purismusdebatte im siècle classique

Der Arbeitsbereich Frankreich des Teilprojekts A3 widmet sich bei der Verfolgung der Leitfrage, welche ästhetischen Implikationen mit dem Purismus verbunden sind, insbesondere dem komplexen Verhältnis von Normierungsbestrebungen und Praxis. Als zu untersuchende Sprachquellen dienen lettres familières („vertraute“ Briefe) des siècle classique, da diese erstens autologische und heterologische Elemente in hervorstechender Weise verbinden und zweitens in einem besonders spannungsreichen Verhältnis zur Sprachnormierung stehen:

Im 17. Jahrhundert ist einerseits das Verfassen von Briefen jeglicher Art ein sozial relevanter Akt, bei dem die strikte Einhaltung des bon usage als Kennzeichen der honnêteté und damit als unerlässlich angesehen wird. Andererseits nennen die zeitgenössischen brieftheoretischen Werke eine sich dem mündlichen Gebrauch annähernde, „nachlässigere“ Sprache als Merkmal vertrauter Korrespondenzen. Heute wird die Diskurstradition des vertrauten Briefs im Zuge der Unterscheidung zwischen dem Medium und der Konzeption sprachlicher Äußerungen (etabliert durch Koch/Oesterreicher 1985, 1990) trotz ihrer graphischen Realisierung als „konzeptionell mündlich“ und infolgedessen als der „Nähesprachlichkeit“ zugehörig eingeordnet.

Fraglich ist damit, inwiefern sich in diesen Korrespondenzen systematische Abweichungen von der – distanzsprachlich ausgerichteten – kodifizierten Sprachnorm finden. Mit der Beantwortung dieser Frage soll das Zusammenspiel der Bestrebungen nach Sprachreinheit mit weiteren, teils gegenläufigen Traditionen illustriert sowie die (möglicherweise begrenzte) Reichweite puristischer Diskurse aufgezeigt werden.

Forschungsschwerpunkte

  • (Historische) Soziolinguistik
  • Korpuslinguistik
  • Sprachwandel

Publikationen

„Le parfait négociant“ als vollendeter Sprecher? Wirtschaftsfachsprache und Sprach-normierungsdebatte im Frankreich des 17. Jahrhunderts, in: Maria Selig / Laura Linzmeier (Hgg.): Expertenkulturen und Standardisierung. Romanische Sprachen in der Frühen Neuzeit. Berlin 2023 (Studienreihe Romania 40), S. 145-161.

Wer hat Angst vorm kleinen Stern? Konservative Akademien und die gendergerechte Sprache, in: Kunst neu denken. Avenue 10 (2023). URL: avenue.jetzt/kunst-neu-denken/akademie/ (gemeinsam mit Martin Sinn)

„[C]ome tavole di pittura poste al suo bono e natural lume“. Der Beitrag von Architektur- und Malereibezügen zur Sprachnormierungsdebatte in lateinischen, italienischen und französischen Sprachtraktaten der Frühen Neuzeit, in: Sarah Dessì Schmid / Sandra Linden (Hgg.): Norm und Diversität. Ästhetisches Aushandeln in der Vormoderne, Berlin / Boston 2023 [in Vorbereitung] (gemeinsam mit Martin Sinn).

Diversität trotz Normierung? Sprachtheorie und Sprachpraxis während der Standar-disierungsdebatte des siècle classique, in: Tamara Bartl / Linda Bäumler / Elisabeth Heiszenberger / Tatjana Wais / Verena Weiland (Hgg.): Romania diversa. Beiträge zum 36. Forum Junge Romanistik in Wien (12.–14. April 2022), München 2023 [in Vorbereitung].

„nous ne traitions pas d’affaires d’État“: La communication privée d’une famille protestante au tournant du XVIIe au XVIIIe siècle, in: Iris Fabry et al. (Hgg.): Actes du colloque international des étudiant.es chercheur.euses en didactique des langues et en linguistique: Sciences du langage: enjeux théoriques et pratiques méthodologiques (CEDIL22) [in Vorbereitung].

Vorträge

How to obtain and handle data within historical sociolinguistics?, Oxford Postgraduate Conference in Linguistics (LingO): Exploring the Diversity of Linguistic Research, Wolfson College, Oxford, 15.9.2023.

Alte Briefe, neue Perspektiven: Privatkorrespondenzen des 17. Jahrhunderts als Quellen zur französischen Sprachgeschichte, LIMES-Kolloquium, Universität Salzburg, 28.2.–1.3.2023.

„nous ne traitions pas d’affaires d’État“: La communication privée d’une famille protestante au tournant du XVIIe au XVIIIe siècle, Colloque international des étudiant.es chercheur.euses en didactique des langues et en linguistique: Sciences du langage: enjeux théoriques et pratiques méthodologiques (CEDIL22), LIDLEM/Université Grenoble-Alpes, 29.–30.06.2022.

Diversität trotz Normierung? Sprachtheorie und Sprachpraxis während der Standardisierungsdebatte des siècle classique, XXXVII. Forum Junge Romanistik: Romania Diversa - Potentiale und Herausforderungen, Universität Wien, 11.–13.04.2022.

C]ome tavole di pittura poste al suo bono e natural lume – Der Beitrag von Architektur- und Malereibezügen für die Thematisierung von Norm und Diversität in lateinischen, italienischen und französischen Sprachtraktaten der Frühen Neuzeit (gemeinsam mit Martin Sinn), Internationale Tagung (SFB-Tagung) „Ästhetisches Aushandeln. Normen und Praktiken in der Vormoderne“, Universität Tübingen, 11.–13.11.2021.

Le parfait négociant als vollendeter Sprecher? Wirtschaftsfachsprache und Sprachnormierungsdebatte im Frankreich des 17. Jahrhunderts, XXXVII. Romanistenentag, Sektion: Fachsprachen, Expertenkulturen und Standardisierung in der Romania der Frühen Neuzeit, Augsburg, 04.–07.10.2021.

Tagungen und Workshops

Schön und rein? – Normierung und Ästhetik im Sprachpurismus der Frühen Neuzeit. Tübingen, 14.3.–16.3.2021 (Internationale Tagung, organisiert gemeinsam mit Sarah Dessì Schmid, Bernhard Pattis, Jörg Robert und Martin Sinn).


Lehrveranstaltungen

Sprachpraktische Übung: Übersetzung Französisch-Deutsch I (SoSe 21)

PS II Sprachwissenschaft Französisch: Vom privaten Brief bis zu WhatsApp: Die Nähesprache in der Diachronie (SoSe 22)

HS Sprachwissenschaft Französisch: Die Diskurstradition Brief im Spiegel französischer Privatbriefe des 18. Jahrhunderts (WiSe 22/23, gemeinsam mit Rembert Eufe und Fabian Schwabe)