10.07.2025
Die Tübinger Universitätsgründung im Vergleich
Bereits im Mai 2019 fand in Vorbereitung auf den 550. Geburtstag der Tübinger Universität im Jahr 2027 in der Neuen Aula – und somit inmitten des historischen Universitätsviertels – eine vom Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften organisierte Tagung zu „Gründungsphasen zwischen Erfolg und Scheitern. Rahmenbedingungen von Universitätsgründungen des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit“ statt. Zwar wurde es durch die Covid-19-Pandemie vielen Vortragenden verunmöglicht, ihre Beiträge zu verschriftlichen, doch konnte durch die Schaffung einer wissenschaftlichen Projektstelle für das Universitätsjubiläum der Faden der Tagung wieder aufgenommen und einige Vortragende sowie weitere WissenschaftlerInnen für die Publikation gewonnen werden. In drei von insgesamt acht Beiträgen wird dabei der Gründungsprozess der Tübinger Hochschule in den Fokus gestellt: So konnten etwa Robert Gramsch-Stehfest (Jena) und Julius Jansen (Tübingen) eine frühere Erstnennung finden und das in der kurialen Überlieferung im Vatikan erhaltene Bittschreiben Graf Eberhards im Bart vom 4. Mai 1474 weiter kontextualisieren. Zudem beschäftigt sich ein Beitrag mit der historischen Darstellung der Tübinger Universitätsgründung zwischen 1877 und 1977. Hierbei zeigte sich die Abhängigkeit späterer Ausarbeitungen zur Gründungsgeschichte von hyperbolischen Darstellungen der Humanisten sowie der jeweiligen herrschenden Vorstellungen gerade von Eberhard im Bart und Mechthild von der Pfalz, ohne dass die verschiedenen politischen Systeme – vom Königreich Württemberg über die Weimarer Republik zur NS-Zeit und der jüngeren Bundesrepublik – einen signifikanten Einfluss auf die Darstellungen erkennen ließen.
Angesichts steigender Druckkostenzuschüsse für wissenschaftliche Publikationen konnte dieser Band erst dank der äußerst großzügigen Förderung des Universitätsbundes ermöglicht werden. Hierfür sind wir, die HerausgeberInnen des Bandes – Sigrid Hirbodian, Christian Jörg und Tjark Wegner – sehr dankbar. Wir hoffen, dass die Forschungsergebnisse zu Tübingen und den anderen untersuchten Universitäten am Neckar sowie darüber hinaus auf Interesse stoßen werden.
Dr. Tjark Wegner