Vertrauen und Kooperation zwischen China und Europa: Zivilgesellschaftliche Perspektiven
Seit der Machtübernahme durch Xi Jinping als Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas 2012 geht die Volksrepublik auf nationaler und internationaler Ebene neue Wege. Ein Blick in das Landesinnere offenbart eine Re-Zentralisierung von Partei- und Staatsapparat sowie eine Re-Ideologisierung und verstärkte soziale Kontrolle der Gesellschaft. Gleichzeitig baut die Volksrepublik China ihre globale Führungsposition aus. Die Zivilgesellschaft in China ist großen strukturellen Veränderungen ausgesetzt. Der Parteistaat versucht NGOs verstärkt als Servicedienstleister zur Realisierung der eigenen innen- und außenpolitischen Ziele zu definieren. Zivile Tätigkeitsfelder und Dialogräume, besonders das Engagement ausländischer NGOs in China, sollen durch neue gesetzliche Richtlinien kontrolliert werden. Ausgehend von sieben Jahren EU-China NGO Twinning Programm, einem Austauschprogramm für chinesische und europäische zivilgesellschaftliche Organisationen, sprechen Joanna Klabisch und Christian Straube über ihre Arbeit im China-Programm der Stiftung Asienhaus, so z.B. über das unterschiedliche Verständnis von „Zivilgesellschaft“, konstruktive Themenfelder und Vertrauensbildung unter Kooperationspartner*innen, sowie aktuelle Entwicklungen im Bereich der Dialogarbeit mit chinesischen Akteur*innen.
Joanna Klabisch ist seit 2016 im China-Programm der Stiftung Asienhaus tätig. Sie studierte Ostasienwissenschaft mit China Fokus sowie Interkulturelle Kommunikation an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Nankai Universität in Tianjin und der Shifan Universität in Taipei. Schwerpunkt ihrer Studien lag auf dem Engagement von Umweltschutzorganisationen. 2013 war sie für die GIZ in Peking tätig und arbeitete im Public Policy Dialogue Fund zu zivilgesellschaftlichem Engagement im Bereich der Inklusion und Migration von Wanderarbeiter*innen. Seit 4 Jahre betreut sie das EU-China NGO Twinning Programm.
Christian Straube arbeitet seit April 2019 im China-Programm der Stiftung Asienhaus. Er hat Moderne Sinologie, Volkswirtschaftslehre und Politische Wissenschaft Südasiens an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und Tsinghua-Universität in Peking studiert. In seiner Promotion im Fach Ethnologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erforschte er für das Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung post-koloniale und post-industrielle Zerfallsprozesse im Kontext chinesischer Investitionen auf dem Kupfergürtel Sambias. Christian Straube hat in der Vergangenheit in Malaysia, China und Sambia gelebt sowie Freiwilligenprojekte in Indien und Simbabwe durchgeführt. Thematische Schwerpunkte seiner Arbeit sind chinesische Infrastrukturprojekte, die Beziehungen afrikanischer Staaten mit der Volksrepublik China sowie die Auswirkungen der Digitalisierung auf die chinesische Gesellschaft.
Die Stiftung Asienhaus setzt sich für die Verwirklichung der Menschenrechte, für die Stärkung gesellschaftlicher und politischer Teilhabe, sowie für soziale Gerechtigkeit und den Schutz der Umwelt ein. Sie fordert von Politik und Wirtschaft die Verwirklichung sozialer, ökologischer und menschenrechtlicher Standards. Die Organisation wurde 1992 unter dem Namen „Asienstiftung“ gegründet. Ihr Gründer, Prof. Dr. Günter Freudenberg, und mehrere zu Asien arbeitende Vereine schlossen sich 1995 in Essen zum Asienhaus zusammen. Im Oktober 2012 verlegte das Asienhaus seinen Sitz nach Köln. Arbeitsfelder des China-Programms der Stiftung sind der zivilgesellschaftliche Dialog zwischen China und Europa, Nachhaltigkeit im Kontext der Seidenstraßen-Initiative und der gesellschaftliche Wandel in der Volksrepublik China.