Sprachbildung im Geschichtsunterricht mit dem dramapädagogischen Ansatz

(in Kooperation mit Christiane Bertram, Universität Konstanz) 

Im Rahmen einer kombinierten Aus- und Fortbildung, an der Studierende und Lehrkräfte teilnahmen, wurden nach mehreren Inputphasen gemeinsam dramapädagogische Unterrichtseinheiten entwickelt und im Geschichtsunterricht der Lehrkräfte erprobt, um die  Potenziale verschiedener Inszenierungstechniken und -formen für die Förderung historischer und sprachlicher Ziele auszuloten. In zwei Projektdurchläufen mit unterschiedlichen Klassenstufen und Geschichtsthemen (u.a. Attische Demokratie, Entdecken und Kolonisation Amerikas am Beispiel der Azteken, Frauen in der Französischen Revolution, 1848/49: Hat die Demokratie eine Chance, Nachkriegszeit in Deutschland: Befreier oder Besatzer?, ...) wurde durchweg deutlich, dass sich die Spracharbeit gut in den Fachunterricht integrieren lässt. Dort, wo es inhaltlich und funktional angemessen war, wurden Wörter und Strukturen angeboten UND eingefordert, um das bildungssprachliche Repertoire in lexikalischer, struktureller und diskurspragmatischer Hinsicht zu erweitern. Mithilfe dramapädagogischer Elemente wurden Kontexte geschaffen, in denen die Schüler*innen motiviert waren, sprachlich zu (inter-)agieren und daher bereit waren, die sprachlichen Angebote aufzugreifen. Obgleich eine Wirksamkeitsstudie noch aussteht, ist bei den beteiligten Lehrkräften der Eindruck entstanden, dass die sprachlichen Strukturen sehr gut verinnerlicht und auch in späteren Unterrichtseinheiten eigenständig verwendet wurden. Eine für unsere weitere Forschungsarbeit zur Sprachbildung im dramapädagogischen Fachunterricht zentrale Projekterfahrung lässt sich wie folgt zusammenfassen: Weniger gelenkte und stärker interaktive Verfahren (z.B. eine gestaltete Improvisation eines Rollengesprächs) scheinen besonders geeignet für die Förderung historischer Kompetenzen (vor allem der Orientierungskompetenz), während stärker gelenkte und weniger interaktive Verfahren (z.B. Standbild oder Statue) eine intensivere Auseinandersetzung mit den sprachlichen Zielstrukturen erlauben. Die Herausforderung besteht also in einer Ausgewogenheit der dramapädagogischen Techniken innerhalb einer Unterrichtseinheit oder aber in einem abgestimmten Wechsel über Unterrichtseinheiten hinweg.

Gefördert von der Baden-Württemberg Stiftung (Stifterverband für Innovationen in der Hochschullehre), 2017-2019

Bryant, D. & Walter, M. (2016). Theater, Sprache und Geschichte. Theatrali­sierung von historischen Gegenständen im Kontext von Sprachförderung. Zeit­schrift für Theaterpädagogik 2, 62–65.

Bertram, C. & Bryant, D. (2019). Geschichte – Sprache – Theater: Sprachbildung und Förderung historischen Denkens mit dem dramapädagogischen Ansatz. In: Sprachsensibler Geschichtsunterricht. Von der Theorie über die Empirie zur Pragmatik, C. Bertram & A. Kolpatzik (Hrsg.), Schwalbach/Ts.: Wochenschau-Verlag, 138-148.

 

weitere Publikationen in Vorbereitung